Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Warum die russischen Marinepläne den Westen beunruhigen
Von Sebastian Bruns/Jasna Makdissi
(Sebastian Bruns M.A. und Jasna Makdissi M.A. sind Referent/-in Maritime Sicherheit am Internationalen Institut für Politik und Wirtschaft – HAUS RISSEN HAMBURG)
»Die Präsenz unserer Marine im Mittelmeerraum wird zunehmen, russische Schiffe werden syrische und andere befreundete Häfen in höherer Frequenz anlaufen«, verkündete Igor Belyaev, russischer Geschäftsträger in Damaskus, kürzlich gegenüber syrischen Journalisten. Seit der Ankündigung Russlands, seinen Marinestützpunkt im syrischen Tartus zu reaktivieren, zieht im Westen Nervosität auf. Denn die russischen Absichten sind unklar. Eins ist allerdings schon jetzt sicher: Moskaus Ambitionen konterkarieren Barack Obamas Angebot zur Zusammenarbeit. Erst im Juli forderte er von der russischen Führung, sich vom Denken des Kalten Krieges zu verabschieden. Er wolle Partner, nicht Rivalen, so der US-Präsident. Geostrategisch versucht die Landmacht Russland nun, seinen Einfluss auf Mittelmeer und Nahen Osten über die See zu stärken.
Doch was bedeutet das russische Engagement für die Sicherheitslage im östlichen Mittelmeerraum? Kehrt der Kalte Krieg damit in den Nahen Osten zurück? Wird der arabische Seeraum gar ein neuer Brennpunkt?
Renaissance alter Freundschaften
Bis heute prägt das russische Selbstverständnis als einflussreiche Ordnungsmacht seine Politik im Nahen Osten. Die Beziehungen zwischen Syrien und Russland sind traditionell gut. Mit Moskaus Plänen erlebt die alte Freundschaft nun eine Renaissance – und die Geopolitik damit eine unerwartete Verschiebung. Tartus, größte Hafenstadt der Arabischen Republik, war seit 1967 ein wichtiger sowjetischer Marinestützpunkt im Mittelmeer, verkam aber nach der Implosion der UdSSR zusehends zu einem reinen Versorgungshafen.
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Syrischer Hafen Tartus (Sat-Foto: Google Earth) |
Die strategische Bedeutung wurde dadurch zwar marginalisiert, aber nie ganz aufgegeben. Denn Syrien blieb einer der wichtigsten Verbündeten Russlands in der arabischen Welt. Nun sollen Tartus und Latakia für Schiffe mit großem Tiefgang ausgebaut werden. In Latakia sollen die Arbeiten 2010 beginnen, in Tartus schon 2011 abgeschlossen sein. Die zügige Umsetzung der Pläne wird vielfach auch mit der 2017 auslaufenden Nutzungsvereinbarung Russlands mit der Ukraine über die Stationierung der Schwarzmeerflotte im ukrainischen Sewastopol in Zusammenhang gebracht.