Klein, schnell .… und schwer bewaffnet
Zwar beginnt man recht zügig mit der Kampfwertsteigerung von FK-S-Booten der RESHEV- und ROMAT- Klasse (SA´AR‑4) zur Variante SA´AR 4.5 (NIRIT-Klasse). Die 415-ts-Boote sind mit jeweils vier Seeziel-FK Harpoon und sechs oder acht Gabriel‑I , einem für Landzielbeschuss optimierten 76-mm-Geschütz sowie zahlreichen weiteren Rohrwaffen kleineren Kalibers ohnehin schon besser bewaffnet als manche FK-Fregatten anderer Marinen. Nun erhalten sie neben moderneren Seeziel-FK Gabriel-II (6) auch noch das neue Flugabwehr-FK-System Barak sowie umfangreiche neue Optronik und Elektronik.
Allerdings gehen die Arbeiten, die mit u.a. Verlängerung des Bootskörpers um drei Meter in ihrem Aufwand durchaus einem Neubau vergleichbar sind, nur sehr langsam voran — und dauern für zwei Einheiten offenbar immer noch an. Bis heute sind nur vier der ehemals dreizehn Boote nach ihrem Umbau wieder operativ einsatzklar zur Marine zurückgekehrt, eines (ATZMAUT) fährt unverändert noch im alten Rüstzustand. Sechs RESHEV werden in den 90-er Jahren ausgemustert.
Die in zahllosen Einsätzen bewährten, kleinen (20 m) Aluminium-Boote der DABUR-Klasse (US-Lizenz) und DVORA-Klasse (Eigenbau der Israel Aircraft Industries) finden in SUPER DVORA ihren — logischen — Nachfolger. Mit 38 kn (einige Quellen nennen für die spätere Variante SUPER DVORA Mk 2 sogar 50 kn) sind diese deutlich schneller als ihre Vorgänger. Primär mit 20-mm-Schnellfeuerkanonen bewaffnet, können sie bei Bedarf auch mit Wasserbomben oder gar 130-mm-Mörsern ausgerüstet werden. Sogar eine mögliche spätere Nachrüstung mit Seeziel-FK Gabriel sieht das Design vor. Eine hochwertige Waffenleitanlage mit Restlicht verstärkender Optronik prädestiniert SUPER DVORA für küstennahe Einsätze in der Terrorabwehr und zur Unterstützung von Kommandounternehmen. Bis Mitte der 90-er Jahre werden insgesamt 23 SUPER DVORA gebaut.
Neue EILAT bringt alte Fähigkeiten zurück
Trotz neuer Priorität geben weder der begrenzte Verteidigungsetat noch die US-Militärhilfe die für die geplanten Neubeschaffungen benötigten Mittel her. Es müssen Abstriche gemacht werden. So wird die Planung zum Erwerb der Korvetten zunächst auf vier Einheiten revidiert. Tatsächlich bestellt werden 1989 dann nur noch drei Einheiten, die ab 1992 mit Geldern der US-Militärhilfe bei Ingalls in den USA gebaut werden und bis zum Sommer 1995 in Dienst gestellt sind — das Typschiff unter dem geschichtsträchtigen Namen EILAT.
Mit 1.200 ts werden die mit baulichen Maßnahmen zur Signatur-Reduzierung (Stealth) futuristisch anmutenden Korvetten der EILAT-Klasse (Typ SA´AR‑5) größte Einheiten der israelischen Marine. Mit bis zu 20 Tagen Seeausdauer ermöglichen sie nach mehr als 25 Jahren erstmals wieder Operationen auch weitab der eigenen Küsten und können sowohl als Einzelschiff, als auch (Führungsschiff) im Verbund mit anderen FK-S-Booten eingesetzt werden. Ihre Bewaffnung besteht neben Rohrwaffen aus Seeziel-FK Harpoon (8) und dem Flugabwehr-FK- System Barak (64). Der speziell für die Abwehr von Seeziel-FK konzipierte Flugkörper Barak wird im “vertical launch” aus einem 32 FK fassenden Magazin verschossen. Der Mach 2 schnelle, radar-/optisch gesteuerte FK hat eine Reichweite von 5,5 sm. Die eigentlich vorgesehene Installation von noch einmal acht Seeziel-FK Gabriel-II (Reichweite 22 sm) scheitert bisher an Gewichtsproblemen (Schiffs-Stabilität). Hubschrauber-Hangar, U‑Jagd-Torpedos (Mk-46 mod 5) und Rumpfsonar geben den neuen Korvetten U‑Jagd-Fähigkeit. Spätere Nachrüstung mit einem Schleppsonar ist möglich.
Die Saga vom “Atom-DOLPHIN”
Vor dem Hintergrund der arabischen U‑Boot-Programme wird auch diese Bedrohung für Israel neu bewertet. Man beschließt, der Unterwasser-Rüstung der Nachbarn mit hoher Priorität durch ein eigenes U‑Boot-Beschaffungsprogramm zu begegnen. 1988 einigt man sich mit der US-Regierung auf den Erwerb von drei neuen U‑Booten, mit Finanzierung aus der US-Militärhilfe. Hauptauftragnehmer wird erneut der US Schiffbauer Ingalls. Da dieser aber selbst keine konventionell angetriebenen U‑Boote baut, übernehmen mit Genehmigung des Bundessicherheitsrates die deutschen Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) und Thyssen Nordseewerke (TNSW) als Sub-Unternehmer den Bau. Bestellt werden zunächst zwei U‑Boote; 1994 wird die Option auf eine dritte Einheit wahrgenommen. Nach dem Golfkrieg übernimmt Deutschland 1991 die Finanzierung der U‑Boote (Beitrag zu den Kriegskosten der USA), die 1999 und 2000 von der israelischen Marine in Dienst gestellt und in Haifa stationiert werden.
Die getaucht 1.900 ts verdrängenden U‑Boote der DOLPHIN-Klasse sind der deutschen U‑212-Klasse ähnlich, haben allerdings keinen außenluft-unabhängigen Antrieb. Sie können aus ihren insgesamt zehn Torpedorohren neben Torpedos auch Seeziel-FK Sub-Harpoon verschießen und verfügen zur Unterstützung von Kommandounternehmen über eine spezielle Schleuse für Kampfschwimmer.
Vier der Torpedorohre haben mit 650 mm einen größeren Durchmesser als die restlichen sechs — und wären damit zum Verschuss von US-Marschflugkörpern Tomahawk geeignet. Nicht zuletzt dies dient den arabischen Nachbarn immer wieder als Beleg dafür, dass Israel mit der Beschaffung der DOLPHIN vor allem auch den Aufbau einer seegestützten nuklearen Komponente plant. Wiederholt wird sogar behauptet, eines der neuen U‑Boote habe bereits (im Mai 2000) vor Sri Lanka einen 1.500 km weit reichenden, nuklear bestückbaren Marschflugkörper erprobt. Wie das U‑Boot dazu (mit Rückfahrt sogar zwei mal) unerkannt Afrika umrundet oder den Suez-Kanals passiert soll, wird in den Artikeln leider nicht näher erklärt.
2003 gibt es schließlich sogar Meldungen, dass Israel mit Unterstützung der USA die Sub-Harpoon der DOLPHIN-U-Boote nuklear bestückt habe. Auch dies ist wohl eher dem Bereich der Fabel zuzuordnen. Zum einen werden sich die gerade in Fragen der Proliferation derzeit sehr sensibel reagierenden USA davor hüten, Israel weiter nuklear aufzurüsten. Zum anderen wäre aber auch schon der technische Aufwand unvertretbar hoch, diesen Seeziel-FK “landzielfähig” zu machen.
Bei im Lande vorhandener Expertise kann man aber wohl mit Sicherheit annehmen, dass Israel bemüht ist, für seine neuen U‑Boote im Eigenbau einen landzielfähigen Flugkörper zu entwickeln. Tatsächlich bestätigt das israelische Verteidigungsministerium in 2001 inoffiziell eine geplante Ausrüstung der drei DOLPHIN mit im eigenen Lande entwickelten — konventionellen, so wird betont — Marschflugkörpern, die wie Sub-Harpoon aus den Torpedorohren gestartet werden.
Auffallend ist, dass Meldungen über “Atom-DOLPHIN” vor allem in deutschen Medien immer dann auftauchen, wenn eines der U‑Boote kurz vor seiner Übergabe steht, oder wenn Entscheidungen zu Finanzierungsfragen für Neubauten anstehen. Hier drängt sich zwangsläufig der Verdacht auf, dass arabische Nachbarn bemüht sind, zu solchen Anlässen gerade in Deutschland ganz gezielt “Stolpersteine” für die israelischen Vorhaben zu legen.
Aber auch wenn die besagten Medienmeldungen (bisher) wohl dem Reich der Fantasie zuzuordnen sind, reflektieren sie vermutlich doch auch ganz reale Zukunftsängste. Seit zwei Jahren deutet sich nämlich an, dass Israel vor allem mit einer maritimen Komponente seine strategische Reichweite erheblich erweitern will und dabei erstmals seit 40 Jahren auch wieder entfernte (arabische) Küsten in seine operative und strategische Planung einbezieht. Und dabei kommt auch U‑Booten eine zentrale Rolle zu.