Iran — Maritime Dimension der Aufrüstung und Entwicklung des Irans

Die Bedro­hung im mar­iti­men Raum als strate­gis­che Option
Die – zumin­d­est tem­poräre – Schließung der Straße von Hor­muz oder aber die wesentlich ein­fach­er umzuset­zende sin­guläre Bekämp­fung von Kriegs- und Han­delss­chif­f­en in der Region des Per­sis­chen Golfes ist für den Iran nicht nur eine aus geografis­chen Grün­den Nahe liegende mil­itärische Hand­lung­sop­tion, son­dern war und ist regelmäßig auch ein Mit­tel iranis­ch­er Außen­poli­tik, so etwa während der »Tankerkriege« Mitte der 80er Jahre. Darüber hin­aus set­zte der Iran seine Seestre­itkräfte in der Ver­gan­gen­heit aber auch schon für kleinere Oper­a­tio­nen ein, mit deren Hil­fe die eigene Entschlossen­heit in diplo­ma­tis­chen Fra­gen unter­mauert oder aber diejenige eines poten­ziellen Geg­n­ers auf die Probe gestellt wer­den sollte. In diesem Lichte muss beispiel­sweise die Gefan­gen­nahme britis­ch­er Mari­nesol­dat­en – wohl im Zusam­men­hang mit der Krise um das iranis­che Nuk­learpro­gramm – gese­hen werden. 

Dass ein strate­gis­ches Poten­zial in der Bedro­hung des Schiffsverkehrs liegt, zeigten in der Ver­gan­gen­heit vor allem die Ölpreisen­twick­lun­gen in der Folge regionaler Krisen am Per­sis­chen Golf. Im März 2007 (Gefan­gen­nahme der Briten) war in den Medi­en gar von einem »Hor­rorszenario für die Finanzmärk­te« bei ein­er weit­eren Eskala­tion in der Region zu lesen – von ein­er ökonomis­chen Gefährdung glob­alen Aus­maßes also. 

Marineforum - Tankerkrieg
Tankerkrieg
Foto: nn / Internet

Eine Bedro­hung der Straße von Hor­muz und des Golfes generell sowie der damit ein­herge­hende Ver­lust von Han­delsmöglichkeit­en würde aber auch für den Iran selb­st erhe­bliche ökonomis­che Kon­se­quen­zen zeit­i­gen: So war das Land im Jahre 2003 der viert­größte Erdöl­ex­por­teur der Welt, im Jahr 2006 macht­en die Devisenein­nah­men aus Erdölgeschäften rund achtzig Prozent der gesamten iranis­chen Exporter­löse aus. Zudem ist der Iran von Ben­zin­im­porten abhängig, da seine eige­nen Raf­finer­ieka­paz­itäten nicht hin­re­ichend sind, um den nationalen Bedarf an Treib­stof­fen zu decken. 

Dessen unbenom­men und offenkundig aus­ge­hend von der Annahme, dass eine iranis­che Strate­gie der »Deter­rence by Denial« gegen eine Bedro­hung ins­beson­dere des iranis­chen Atom­pro­gramms vor dem Hin­ter­grund der mas­siv­en mil­itärischen Über­legen­heit west­lich­er Staat­en und Israels wenig Aus­sicht auf Erfolg ver­sprechen würde, gab der ober­ste geistliche Führer des Iran, Aya­tol­lah Khamenei, im Som­mer 2006 eine Weisung aus, nach der sich das iranis­che Mil­itär kün­ftig ver­stärkt auf asym­metrische Optio­nen zu konzen­tri­eren habe, was im Ergeb­nis auf eine Gewichtsver­lagerung zugun­sten ein­er Strate­gie der »Deter­rence by Pun­ish­ment« gegenüber einem im kon­ven­tionellen Bere­ich deut­lich über­lege­nen Geg­n­er hindeutet. 

Für die Seekriegs­führung hat diese Aus­rich­tung ein erhe­blich­es Gewicht, sind doch ger­ade im mar­iti­men Umfeld mehrere iranis­che Hand­lung­sop­tio­nen denkbar: Als Reak­tion auf einen US-amerikanis­chen Angriff wären begren­zte Attack­en auf US-Stre­itkräfte und Han­delss­chiffe aller Flaggen im Seege­bi­et des Per­sis­chen Golfes, im Irak, oder auch in den anderen Golf­s­taat­en möglich. Unter­stützer­staat­en eines anti-iranis­chen Vorge­hens kön­nten mit Schlä­gen gegen deren (Öl-)Infrastruktur bedro­ht wer­den, und schließlich kön­nte eine See­block­ade des Iran mit Angrif­f­en auf Ölex­porte aus anderen Gol­fan­rain­er­staat­en beant­wortet wer­den. Eine Schlüs­sel­stel­lung fällt damit also den Seestre­itkräften des Iran zu, deren oper­a­tive Aus­rich­tung im Fol­gen­den näher unter­sucht wer­den soll. 

Team GlobDef

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