Iran — Maritime Dimension der Aufrüstung und Entwicklung des Irans

Der Iran, seine Lage am Per­sis­chen Golf und die Rolle ander­er Gol­fan­rain­er
Mit sein­er die für den Seev­erkehr über­aus bedeut­same Straße von Hor­muz östlich umfassenden geografis­chen Lage fällt dem Iran zwangsläu­fig eine strate­gis­che Schlüs­sel­po­si­tion in der Region des Mit­tleren Ostens zu. Auf ein­er Küsten­länge von annäh­ernd 2.500 km am Per­sis­chen Golf, der Straße von Hor­muz und dem Golf von Oman erstreck­en sich die iranis­chen Ter­ri­to­ri­al­gewäss­er über 12 sm; die auss­chließliche Wirtschaft­szone ist entwed­er durch Verträge oder aber durch die Mit­tellinie geregelt. Die Wasser­tiefen bewe­gen sich zwis­chen 30 m im Per­sis­chen Golf, 90 m inner­halb der Straße von Hor­muz und 3.700 m im vorge­lagerten Golf von Oman. 

Als einzigem mar­iti­men Zugang zum Per­sis­chen Golf – ein­er Region, der rund sechzig Prozent der bestätigten glob­alen Erdöl- und 45 Prozent der Erdgasvorkom­men zugeschrieben wer­den – fällt der Straße von Hor­muz die Rolle eines so genan­nten »Choke­points« zu, ein­er für die Seewirtschaft (und hier ins­beson­dere für Tankschiffe) über­aus wichti­gen und zugle­ich ver­wund­baren Meerenge also, die durch Seestre­itkräfte zumin­d­est tem­porär block­iert wer­den kön­nte, und die auf­grund ihrer geografis­chen Gegeben­heit­en auch durch Pira­terie und Ter­ror­is­mus in beson­der­er Weise gefährdet ist. 

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Ein wesentlich­er strate­gis­ch­er Fak­tor sind in diesem Zusam­men­hang auch die drei Inseln Abu Musa sowie Greater und Less­er Tunb. Auf­grund ihrer strate­gisch vorteil­haften Lage am Per­sis­chen Golf sowie aus wirtschaftlichen und poli­tis­chen Grün­den unter­liegen diese Inseln einem Gebi­ets­dis­put zwis­chen dem Iran und den Vere­inigten Ara­bis­chen Emi­rat­en, dessen his­torische Wurzeln bis in das 7. Jahrhun­dert nach Chris­tus zurück­re­ichen. Trotz mehrerer anders lau­t­en­der Vere­in­barun­gen zwis­chen den bei­den Staat­en über admin­is­tra­tive und ökonomis­che Fragestel­lun­gen übt fak­tisch der Iran seit den frühen siebziger Jahren die Kon­trolle über die Inseln aus und hat diese zu einem mil­itärischen Sper­rge­bi­et erklärt. 

Zu den wesentlichen poli­tis­chen Akteuren der Region Per­sis­ch­er Golf gehören neben dem Iran und dem Irak (als zu min­d­est poten­zieller Macht) auch die Staat­en des Golfko­op­er­a­tionsrates (GKR/GCC) mit dem »Key-Play­er« Sau­di Ara­bi­en. Der sicher­heit­spoli­tis­che Hand­lungsspiel­raum der kleineren GKR-Staat­en ist allerd­ings ein­er­seits durch die Dom­i­nanz der Staat­en Iran/Irak/Saudi Ara­bi­en, andr­er­seits aber auch durch die jew­eils bilat­er­al fix­ierte Schutz­macht­funk­tion der USA stark lim­i­tiert – dies umso mehr, als die enge Anlehnung an die west­liche Führungs­macht in der eige­nen Bevölkerung auf wenig Akzep­tanz trifft. 

Eine Hege­mo­ni­al­stel­lung des Iran am Golf wird seit­ens der GKR-Staat­en als wesentliche Bedro­hung perzip­iert, die noch ekla­tan­ter würde, wenn die schi­itis­che Bevölkerungsmehrheit im Irak sich zur dominieren­den poli­tis­chen Kraft entwick­elte. Dafür sind vor­rangig innen­poli­tis­che Gründe maßge­blich: Die GKR-Staat­en fürcht­en die Anlehnung eigen­er schi­itis­ch­er Bevölkerungs­grup­pen an den Iran als Folge eines Domi­no-Effek­tes – und die staatliche iranis­che Ein­flussnahme auf einen solchen Prozess ist dur­chaus zu erken­nen. Eine (vor allem auch atom­are) Aufrüs­tung des Iran wird ins­beson­dere durch die kleineren GKR-Staat­en als wesentliche Gefährdung der eige­nen Sicher­heit emp­fun­den, weil sie ver­mut­lich in einen Rüs­tungswet­t­lauf der größeren Staat­en mün­den und die poli­tis­che Hand­lungs­fähigkeit der kleinen Staat­en weit­er begren­zen würde. 

Team GlobDef

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