U‑Boot-Unfälle in Friedenszeiten
Sie ereigneten sich in einer Zeitspanne nach dem Zweiten Weltkrieg. Es handelt sich dabei um die Zeit des so genannten “Kalten Krieges ” und die Zeit danach. Es ergeben sich aus der Auswertung der beiden genannten Bücher mindestens 58 Unfälle, wobei wenigstens 875 Seeleute den Tod fanden. Diese Anzahl erfordert eine weitere Aufschlüsselung. Die Unfälle dieser Boote beginnen schon bei den konventionellen Neubauten der modernen U‑Boote und gehen weiter bis zu den Atom-U-Schiffen. Sie lassen hauptsächlich drei Ursachen erkennen:
- mangelhafte Ausbildung der Besatzungen, die von inkompetenten Vorgesetzten durchgeführt wurde.
- zahlreiche Material bzw. Konstruktionsfehler
- unzureichende Testläufe, Vernachlässigung von Sicherheitseinrichtungen und Sicherheitsmaßnahmen.
Traten mehrere der angesprochenen Fehler gleichzeitig auf, war eine Katastrophe fast immer unvermeidbar.
In der Gegenüberstellung der Angaben beider Bücher fällt auf, dass die Endsummen der aufgeführten Verluste nicht deckungsgleich sind. Damit liegt die Vermutung nahe, dass die tatsächliche Zahl möglicherweise noch größer ist. Auch die Anzahl der Todesfälle dürfte ebenfalls kaum den Tatsachen entsprechen. Mehrfach wurden keinerlei Angaben gemacht. Die Verluste der Strahlungsopfer wurden oft verschwiegen. Man ordnete sie bisweilen unter Umschreibung mit medizinischen Begriffen in die Kategorie der “Geisteskranken” ein. Damit wollte man erreichen, dass die Gefährlichkeit der radioaktiven Strahlung und ihre Folgen in der Bevölkerung nicht bekannt wurde.
Einzelne Unfallursachen
Mindestens 16 Reaktorunfälle lassen sich als Ergebnis der Auswertung aus den beiden Büchern ermitteln. Gefolgt wird diese Zahl von zwölf Bränden, die sich sowohl auf den konventionellen als auch auf den mit Kernenergie angetriebenen Schiffen ereignet haben. Dabei ist es durchaus möglich, dass es sich hier bei den Atom-U-Schiffen teilweise um Unterbrechungen im Kühlsystem von Reaktoren gehandelt haben könnte, wodurch Überhitzungen und damit Brände die Folge waren. Damit würden sie in die Gruppe der Reaktorunfälle gehören. Ein Unsicherheitsfaktor bei diesen Aussagen ist unvermeidbar.
Zumindest gab es fünf Unfälle, die im Zusammenhang mit der Raketenbewaffnung standen, was ebenfalls zu Explosionen oder Bränden führte. Sie sind darauf zurückzuführen, dass die Russen lange Zeit nur flüssige Raketenbrennstoffe verwendeten, die viel eher zu Problemen Anlass gaben, während die Amerikaner Feststoffraketen hatten. Sie stoßen außerdem mit Pressluft ihre Raketen aus, die danach erst über Wasser gezündet werden. Dagegen können die Flüssigbrennstoffe leichter bereits beim Vermischen ihrer Komponenten noch im Raketenschacht zu Explosionen führen. Erst später sind die Russen auch der amerikanischen Entwicklung gefolgt.
In vier Fällen kam es zu einer Kollision mit eigenen Fahrzeugen, wozu sich sechs weitere hinzugesellten, an denen US-Schiffe beteiligt waren. Hier sei gesagt, dass die russischen Marinen sehr schnell mit der Behauptung kamen, dass “die Amerikaner an Unfällen die Schuld hätten”. Das wurde sogar noch bei der Kursk — “K 141” — versucht, jedoch waren da die Amerikaner nicht in der Nähe. Diese Behauptung wurde inzwischen auch korrigiert. In anderen Fällen könnten die Russen recht gehabt haben. So lief z.B. nach dem “plötzlichen Verschwinden ” der “K 129” (GOLF II-Klasse) am 8.3.68 im Pazifik die USS SWORDFISCH beschädigt die Werft in Yokosuka (Japan) an. Später “angelten” die Amerikaner zielsicher an der Unfallstelle aus 4.800 m Tiefe (!) einige nutzbringende Teile dieses Bootes heraus, wobei ihnen leider eine Atomrakete doch wieder “nach unten” entwich.
Ein chinesisches Atom-U-Boot der HAN-Klasse fiel im Juni 1983 der “K 324” zum Opfer. Seit dieser Zeit ist dort das Meer stark verstrahlt. Spektakulär war auch noch der “Whiskey on the Rocks” am 27.10.1981 in den schwedischen Schären. Dieses Manöver hatte natürlich Konsequenzen für den Kommandanten. Am 5.9.1973 erhielt im Seegebiet vor Kuba ein Schiff der ECHO II-Klasse einen Artillerietreffer von einem eigenen Kriegsschiff. Über die Folgen wurde nichts weiter bekannt. Die restlichen Unfälle verteilen sich auf verschiedene Ursachen, die von “unbekannt” bis zur Kollision mit einem zivilen Fahrzeug gehen und auch nicht immer zum Verlust des jeweiligen Schiffes führten.