Trotz des steigenden internationalen Aktivitätsniveaus sah sich die schwedische Marine mit zwei Problemen konfrontiert. Finanzminister Borg plante, den Verteidigungshaushalt mittelfristig jährlich um zwei bis drei Milliarden schwedische Kronen (etwa 400 Millionen Euro) zu kürzen. Der zumindest für die Öffentlichkeit überraschende Rücktritt des konservativen Verteidigungsministers Mikael Oldenburg im September 2007 war ein dramatischer Schritt, um dagegen zu protestieren. Unzureichende Bewilligungen führten 2008 zu einem Defizit von insgesamt rund 180 Millionen Euro in Heer, Marine und Luftwaffe.
Die zunehmenden russischen Aktivitäten im arktischen Raum sowie der Krieg gegen Georgien führten jedoch im Verlauf des Herbstes 2008 zu einem Umdenken bei den politisch Verantwortlichen. Verteidigungsminister Sten Tolgfors teilte der Öffentlichkeit mit, dass die bestehenden Finanzprobleme gelöst und die kommenden Bewilligungen auf ein Niveau gebracht werden, die sicherstellen, dass die Streitkräfte ihre Aufgaben erfüllen können, ohne auf kleinliche Einsparungen zurückgreifen zu müssen.
Vor dem finanziellen Hintergrund war auch die beabsichtigte Kursänderung zu sehen, in Zukunft eher auf den Kauf fertiger Waffensysteme im Ausland zu setzen. Es geht insbesondere um die Einsparung der Entwicklungskosten. Die schwedische Verteidigungsindustrie, die rund 25.000 Personen beschäftigt, hat nicht überraschend eine umfangreiche Lobbyarbeit eingeleitet, um ihre Stellung als bevorzugter Lieferant der nationalen Streitkräfte zu behalten. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass eine nationale Verteidigungsindustrie die Entwicklung von Waffensystemen entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen des Bestellers sichert, und nur sie den Einblick auch in die letzten Produktionsgeheimnisse sichert. Auch ein weiterer Exporterfolg ist nur zu gewährleisten, wenn ausländische Interessenten sich von der Qualität der in die Streitkräfte eingeführten Waffensysteme überzeugen können. Die Georgienkrise hat der Verteidigungsindustrie ausreichende Argumente geliefert, ihre Notwendigkeit zu unterstreichen.
In den vergangenen Jahren herrschte eine gewisse Unruhe in Offizierskreisen, welche Rolle die Marine in Zukunft spielen soll. Im Herbst 2007 wandten sich die Oberbefehlshaber der Marine zwischen 1970 und 2001 an die Parteivorsitzenden der regierenden bürgerlichen Koalition, um ihre Besorgnis auszudrücken. Sie unterstützten zwar die internationalen Einsätze der Marine, drückten aber auch ihre Besorgnis aus, dass Schweden und seine Gewässer mittelfristig im Falle eines europäischen Konflikts mit den vorhandenen Mitteln und Mannschaften nicht ausreichend geschützt werden können.
Zusammenfassung
Durch die Beschaffungsmaßnahmen und politischen Beschlüsse der letzten Jahre sind Aufgaben und Struktur der schwedischen Marine für die nächsten Jahre festgelegt. Korrigierende Maßnahmen, um bekannte Mängel abzustellen, scheinen in Gang zu kommen und die politischen Ereignisse verschafften den militärisch Verantwortlichen Gehör bei den politisch Entscheidungsträgern.