Europa — Finnland — Finnische Flotte lässt den Kalten Krieg hinter sich

Von Squadron 2000 zu MCM 2010

Am 21. Sep­tem­ber 1990 traf die finnis­che Regierung die his­torische Entschei­dung, wodurch die Änderun­gen der poli­tis­chen Land­karte Europas die Bes­tim­mungen des Paris­er Friedensver­trages gegen­stand­s­los gemacht hat­ten. Seit dem sind Bestre­bun­gen im Gang, die finnis­che Marine zu mod­ernisieren und sie den verän­derten poli­tis­chen und mil­itärischen Bedin­gun­gen anzu­passen. Wie weit man zeitweilig zu gehen bere­it war, zeigt die Teil­nahme am nordis­chen U‑Boot-Pro­jekt VIKING als Beobachter. Das Ende des VIKING-Pro­gramms durch das Auss­chei­den Däne­marks set­zte auch einen Schlusspunkt für diese Überlegungen.

HAMINA (Foto: finn. Marine)HAMINA (Foto: finn. Marine)Es war jedoch nicht der Flirt mit U‑Booten, der die Über­legun­gen der 90er Jahre am meis­ten prägte. Die Frage war zu beant­worten, mit welchen Flot­tenkräften Küste und Seege­bi­ete kostengün­stig gesichert wer­den kon­nten. Zum Hin­ter­grund: Finn­land befand sich zu dieser Zeit in ein­er wirtschaftlichen Krise, die durch den Weg­fall eines großen Teiles des sow­jetis­chen bzw. rus­sis­chen Mark­tes her­vorgerufen wurde. Die zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel waren begren­zt. Die Analyse der Sicher­heit­slage mün­dete im »Squadron 2000«-Plan und bein­hal­tete den Bau von zwei größeren und 6 bis 8 kleineren Raketen­booten zur Küsten­vertei­di­gung. Feuerkraft und Schnel­ligkeit soll­ten durch die Hit-and-run-Tak­tik Angreifern sub­stanzielle Ver­luste beibringen.

Auf der Basis der RAU­MA-Klasse wurde die HAM­I­NA-Klasse entwick­elt und zwei Ein­heit­en von ihr geplant.

Die andere Kom­po­nente soll­ten Luftkissenboote der TUULI-Klasse bilden. Die Aker Finn­yards-Werft lieferte 2001 den Pro­to­typ, der in den fol­gen­den zwei Jahren umfan­gre­ichen Tests unter­zo­gen wurde. Bei ein­er Größe von 80 ts und ein­er Spitzengeschwindigkeit von bis zu 60 kn hat­te die TUULI-Klasse die Fähigkeit­en, die tra­di­tionellen Auf­gaben von Luftkissenbooten in amphibis­ch­er Kriegs­führung hin­ter sich zu lassen und eine Rolle in der Über­wass­er- Seekriegs­führung zu spie­len. Doch 2004 wurde der »Squadron 2000«-Plan aufgegeben, die TUULI außer Dienst gestellt und ein drittes Schiff der HAM­I­NA-Klasse in Auf­trag gegeben.

TUULI (Foto: Aker)Als Aus­läufer des Weißbuch­es zur Entwick­lung der finnis­chen Stre­itkräfte startete die Marine 2003 das Mine Coun­ter­mea­sures 2010 (MCM 2010) Pro­gramm. Die neue finnis­che Vertei­di­gungs­dok­trin definierte den Schutz der See­verbindun­gen des Lan­des sowie der Schiff­fahrt in seinen Gewässern als grundle­gend für die Sicher­heit des Lan­des. Gle­ichzeit­ig wird die jet­zige Per­son­al­stärke von 2.130 Mann (davon etwa 700 Zivilbeschäftigte) um 40 reduziert.

Bei der Per­son­alen­twick­lung der finnis­chen Stre­itkräfte ins­ge­samt ist noch längst nicht das let­zte Wort gesprochen. Bei der Eröff­nung des 182. Lan­desvertei­di­gungskurs­es in Helsin­ki im Sep­tem­ber 2007 sprach sich der Oberkom­mandierende der finnis­chen Vertei­di­gungskräfte, Admi­ral Juhani Kaskela, für eine Reduzierung der Anzahl der Reservis­ten von heute 350.000 um 100.000 aus. Die frei wer­den­den Mit­tel soll­ten für die Anschaf­fung mod­ern­er Aus­rüs­tung benutzt wer­den, statt Reservetrup­pen mit unzure­ichen­der Aus­rüs­tung und man­gel­n­dem Train­ing zu haben. Bei der jet­zi­gen Per­son­al­stärke der Seestre­itkräfte ist es allerd­ings schw­er vorstell­bar, dass auch sie betrof­fen sein soll­ten. Darüber hin­aus soll die Zusam­me­nar­beit mit Schwe­den und Nor­we­gen weit­er aus­ge­baut wer­den, um die Ressourcen der drei Län­der bess­er auszunutzen und Einsparun­gen zu erzielen.

Team GlobDef

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