Alexander der Große — griechische Reiche:
Die weitere Geschichte, die zum Konflikt zwischen Persern und Griechen führte, braucht hier nicht näher beschrieben zu werden.
Bezeichnend aber, dass der Bezwinger des antiken persischen Weltreiches aus Makedonien kommt, dem nördlichsten Vorposten der griechischen Antike, der am längsten in Kontakt mit den antiken Reitervölkern an der unteren Donau war.
Alexander der Große (356 — 323 v. Chr.) verdankt seinen Sieg (333 v.Chr. bei Issos) über das persische Großreich sicher auch der hervorragend trainierten makedonischen Reitertruppe, der die Streitwagenelite des Darius III nicht gewachsen war. Obwohl auch die Perser bereits über Reitertruppen verfügten — der Sieg des Alexander zeigt wohl die letzte bekannte Schlacht zwischen einem Reiterheer und einer von einem Streitwagen aus geführten Truppe.
In einem jahrelangen Streifzug gelang es Alexander, bei der Verfolgung der persischen Führungspersönlichkeiten (Bessos) — und unter weitestgehender südlicher Umgehung der skythischen Streifgebiete Zentralasiens — kurzfristig bis zum Ende der den Europäern bekannten Welt — bis zu Pamir und Indus — vorzudringen. Der Pamir markiert sowohl von Westen als auch von Osten (China) her jeweils das Ende der dort bekannten Seidenstraße. Mit der Eroberung durch Alexander dem Großen wurde die damals bekannte östliche Welt und ihre Kultur griechisch. Nach seinem plötzlichen Tod folgten Ihm die Dynastien der Seleukiden und Arsakiden (Parther).
Dem Tod Alexanders folgen blutige Machtkämpfe unter seinen Feldherren (Diadochenkriege). Nachdem sie den Sohn Alexanders ermordet und sein Haus ausgelöscht haben, verteilen sie das Riesenreich der Perser untereinander. So fällt das Kernland des Reiches Iran zum Herrschaftsgebiet von Seleukos Nikator, der die kurzlebige Dynastie der Seleukiden im Iran gründet. Während in den anderen Gebieten des ehemaligen Perserreiches die Griechen als die neuen Herren — als kleine Minderheit griechischer Kultur über dem Volk der Einheimischen — etabliert werden, müssen sich die Seleukiden im Iran mit der Herrschaft über die Städte und den wichtigsten Handelsstraßen begnügen. In den Städten, die nach griechischem Vorbild organisiert sind, wird die griechische Kultur und Sprache noch lange Zeit nach den Seleukiden gepflegt. Doch die Hellenisierung Irans reicht kaum über die Stadtgrenzen hinaus.
Im Gebiet der ostiranischen Skythen oder Saker gelang es über längere Zeiten hin, ein “griechisches Reich” zu etablieren, dessen Münzen noch lange Zeit in fehlerfreiem Griechisch geprägt waren. Erst um etwa 150 v.d. Zeitwende fiel das griechische Baktrien den stammverwandten, ostiranischen Tocharern zum Opfer. Diese (chinesisch als Yueh-zi bezeichnet) verließen unter den Attacken der Hsiung-nu das Tarim-Becken im späteren Ost-Turkestan, und eroberten das von Stammesverwandten besiedelte griechische Baktrien um den Bereich des Ferghana-Tals.
Die dort erfolgte Reichsgründung der “Kuschane” führte zu einem Großreich von Choresm bis (zeitweise) Bengalen; ihre Hauptstadt war Kapisa, ein wichtiges Kulturzentrum Bämiyän. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichten die Kuschana unter Kanischka (ca. 78 — 128) in den Jahren 110 bis 115 in Bämiyän, Taxila und anderen Orten; in der Umgebung des Kabul-Tales entstanden aus der Vermischung hellenistischer (graeko-baktrischer) Bildhauerei und buddhistischer Religion — die seit der Zeit Aschokas hier verbreitet war — die ersten bildhauerischen Darstellungen Buddhas (der auch auf Münzen geprägt wurde) und die ersten Höhlentempel des Buddhismus, die zunächst noch in einer griechischen, später unter Aufnahme indischer Stilelemente für die Gandhara-Kultur charakteristischen Formensprache gehalten waren. Von hier aus bildete sich die buddhistische Skulptur dann unter Vermittlung durch parthische Kaufleute entlang der Seidenstraße aus.
Den Parthern, dem dritten großen iranischen Stamm gelingt die Befreiung Irans von der griechischen Fremdherrschaft. Ihr König Arschak I beginnt 256 v. Chr. mit dem Krieg gegen die Seleukiden .Es gelingt ihm 250 v. Chr. einen eigenen Staat im Osten Irans zu errichten. Von hier erfolgt die Rückeroberung Irans. Sein Bruder Tirdad I tritt seine Nachfolge an. Nach einem Sieg über Seleukos II 247 v. Chr. krönt er sich als offizieller Nachfolger der Achaimeniden. Auch seine Nachfolger führen ihre Abstammung auf dem Achaimenidenkönig Artaxerxes II zurück. So übernimmt Mehrdad I 138 — 171 v. Chr. nach der Eroberung von Babylon und Nordindien wieder den Titel König der Könige. Während im Westen das aufstrebende römische Imperium sich den Grenzen Irans nähert, müssen die Parther ihre ganze Kraft auf die Ostgrenzen des Landes konzentrieren. Die Chinesen vertreiben die in Nordchina lebenden Normadenhorden nach Westen. Es ist wohl als die großartigste Leistung der Aschkaniden zu sehen, daß sie, wie ein Bollwerk, die westwärts strömenden Völkerschaften eine nach dem anderen abschlagen.
Vorher brandeten die Ausläufer der Reiterkultur gegen China
Auch in China tauchten die Reiter auf — als die Hsiung-nu die Grenzen des späteren Chou-Reiches bedrohten. Die Hisung-nu — das wissen wir heute — entstammen aus dem Ordos-Gebiet und hatten von nordiranischen Stämmen, den ostiranischen Massageten und Saken aus dem Ferghana-Tal Waffen und Tracht, wohl auch das Reiten übernommen.
Mit den Hsiung-nu (Xiong-nu) zeigen sich nun auch die ersten nicht zu den Indogermanen gehörenden Völker, die den östlichen Teil des eurasische Steppenlandes beherrschten. Die Wissenschaft streitet sich, zu welcher Völkergruppe diese Hiung-nu gehörten:
sicher ist: es waren keine Indogermanen!
neuerdings wieder umstritten ist die These, es wären die ersten Turkvölker gewesen, die später unter dem Namen Hunnen in die Geschichte Europas eingingen, und die indogermanische Vorbevölkerung “vor sich her trieben”.
Das erste Großreich der Hsiung-nu unter dem Herrscher Mao-tun (209 — 174) erstreckte sich von Korea bis zum Baikal-See.
Aus chinesischer Sicht wird die Expansion der Hsiung-nu nach Westen als Resultat einer siegreichen chinesischen Strategie, ja fast als Vertreibung gewertet. Am Anfang einer nachfolgenden chinesischen Expansion steht die interessante Expedition eines chinesischen Generals.
Zum Zweck der Suche nach Verbündeten gegen die Hsiung nu sandte der chinesische Kaiser 139 v.d.Zw. den General Zhang Qian nach Westen aus. Zhang sollte außerdem ein militärisches Geheimnis aufdecken: den Herkunftsort der »Himmelspferde«, die für die Truppe zur Bekämpfung der reiterischen Hsiung-nu unerläßlich waren. Diese “blutschwitzenden Himmelsrosse” — weit größer als die kleinen, struppigen Reittiere der Hsiung-nu — stammten aus Fergana-Tal von den Yueh-Zhi, also aus dem Gebiet des griechisch-baktrischen Nachfolgestaates Alexanders des Großen.
Nach einer weiteren Erkundungsmission des Zhang Qian — diesmal zu den “Wu-su”, den westlichen Nachbarn der Hisung-nu, um diese zu einem Bündnis gegen die Hsiung-nu zu bewegen — eroberte China unter der Führung von Wudi die Seidenstraßen-Region in den Jahren 127 bis 119 v.d.Zw.; ein 100.000-Mann-Heer soll bis zum Balchaschsee vorgedrungen sein. Zhangs Reisen hatten indirekt diese weite Expansion ermöglicht, weil sie zu einer Heeresreform Anstoß gegeben hatten; so wurden die traditionellen Kampfwagen abgeschafft und eine Kavallerie mit den »Himmelspferden« aufgebaut. Zur Sicherung der neuerworbenen Länder siedelte die Han-Dynastie in einigen Jahrzehnten über zwei Millionen Chinesen im fernen Westen an, meist im Gansu-Korridor, aber auch auf so weit vorgeschobenen Posten wie Hami, Dunhuang und sogar Loulan am Lop Nor.
Südlich des Tianshan, im Tarimbecken, errichtete China 60 v.d.Zw. ein Militärgouvernement der Westgebiete (xiyuduhu), das nominell bis IU 1 n.d.Zw. bestand. Schon unter Wudi wurden chinesische Wehrbauern auch in Xinjiang angesiedelt, u.a. in der Turfan-Oase. Um 58 und 35 v. Chr. war die Macht der chinesischen Kaiser so weit gefestigt, dass den Hunnen eine vernichtende Niederlage bereitet werden konnte.