Eurasien — Kaukasus und Georgien

Georgien Georgia

KAUKASUS

Der Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion löste im Kauka­sus zahlre­iche Kon­flik­te aus. Rus­s­land kon­nte durch seine Stre­itkräfte in manchen Gebi­eten einen unsicheren Frieden durch­set­zen. Grund hier­für sind die 28 ver­schiede­nen eth­nis­chen Grup­pen mit jew­eils 5000 Ange­höri­gen. Sie unter­schei­den sich voneinan­der durch Sprache, Reli­gion, Geschichte, Herkun­ft und Kultur.

Die Geschichte des Kauka­sus ist eine Geschichte der Gewalt: 

  • 1895–1920 Das Osman­is­che Reich ließ 1,5 Mio. Arme­nier töten oder verhungern.
  • 1944–1957 Die sow­jetis­che Armee beset­zt ganz Tschetsche­nien und ganz Inguschien sowie weit­ere Gebi­ete im Nord­kauka­sus. Die dort leben­den 600.000 Men­schen wer­den nach Mit­te­lasien deportiert und durften erst nach 1957 wieder ihre Heimat betreten.
  • Nach dem Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion 1991 woll­ten viele eth­nis­che Grup­pen ihre Unab­hängigkeit und bedro­ht­en damit die Bestre­bun­gen der Nach­bar­grup­pierun­gen. Die Demokratie war noch jung und der wirtschaftliche Nieder­gang offen­sichtlich. Schließlich brach die öffentliche Ord­nung zusammen.

In Georgien, das durch drei Bürg­erkriege erschüt­tert wurde, über­nah­men die Kriegsh­er­ren die Macht. Armenis­che Trup­pen beset­zen mit Unter­stützung aus Berg-Karabach Teile des Nach­bar­lan­des Aser­baid­schan. In Rus­s­land kämpften Sep­a­ratis­ten für eine Unab­hängigkeit Tschetsche­niens. Milizen aus Nor­dos­se­tien (gehört zu Rus­s­land) ver­trieben 1992 über 60.000 Inguschen aus ihrer Heimat. Die rus­sis­chen Stre­itkräfte waren wegen den zahlre­ichen Kon­flik­ten im Kauka­sus völ­lig über­fordert. Zwar kon­nte in Georgien ein Waf­fen­still­stand erre­icht wer­den, doch in Tschetsche­nien brach ein andauern­der Krieg aus. Der bis auf eine Waf­fen­still­stand­sphase noch heute zu Kämpfen führt. Para­dox­er­weise die Sit­u­a­tion der rus­sis­chen Armee, die schlecht ver­sorgt wird und wo die Sol­dat­en ver­spätet ihren Sold bekom­men. Einige rus­sis­che Sol­dat­en verkauften den tschetschenis­chen Rebellen 1995 für 6000 US-Dol­lar einen Kampf­panz­er und ein leicht­gepanz­ertes Fahrzeug.

Georgien
Georgien

  • Staats­ge­bi­et: 69.700 qkm mit den autonomen Gebieten

  • Ein­wohn­er: 5,5 Mio.

  • Haupt­stadt Tiflis (1,3 Mio. Einwohner)

  • Unab­hängigkeit: seit April 1991

  • Staat­spräsi­dent: Nino Burdschanadse 

  • Aus­gaben für Vertei­di­gung 2005: 232 Mio. US-Dollar 

Georgien befind­et sich weit­er­hin in ein­er inneren Krise. Neben innen­poli­tis­chen Machtkämpfen und ein­er starken Kor­rup­tion und Krim­i­nal­ität im Land sind vier Gebi­ete des geor­gis­chen Staat­ster­ri­to­ri­ums nicht völ­lig unter der Kon­trolle der eige­nen Streitkräfte:

Abchasien ABCHASIEN – Im Nord­west­en des Lan­des am Schwarzen Meer liegen­des Gebi­et mit über 500.000 Ein­wohn­ern, das sich im Juli 1992 für unab­hängig erk­lärte. Im Sep­tem­ber 1993 erlitt die geor­gis­che Armee eine schwere Nieder­lage und ver­lor das Gebi­et. Rus­sis­che Trup­pen (1500 Mann u.a. ein Luft­lande­batail­lon in Gudau­ta) sich­ern hier als GUS-Frieden­struppe mit 102 Beobachtern der UN-Friedens­mis­sion UNOMIG das Gebi­et. Die Sicher­heit­szone und ein Waf­fensper­rbezirk ver­läuft ent­lang der Gren­ze zwis­chen Georgien und der autonomen Repub­lik Abchasien mit der Haupt­stadt Suchu­mi. Die UNOMIG hat ihren Stützpunkt in Suchu­mi zur Überwachung der ent­mil­i­tarisierten Zone, etc. auf Basis der UN-Res­o­lu­tio­nen 689 (von 1991) und 806 (von 1993). Abchasien besitzt u.a. 50 Kampf­panz­er des Typs T‑55 und T‑72.

 

AdcharienADCHARIEN – Autonome Repub­lik im Süd­west­en des Lan­des an der türkischen Gren­ze mit Zugang zum Schwarzen Meer und fast 400.000 Ein­wohn­ern. Auch hier wider­set­zt man sich der Staats­ge­walt aus Tiflis. Rus­sis­che Armeeein­heit­en sich­ern den Frieden in dem Gebi­et. Größte Stadt ist Batu­mi, dort befind­et sich auch ein rus­sis­ch­er Militärstützpunkt.

 

 

SüdossetienSÜDOSSSETIEN – Die Autonome Repub­lik (Jugo Osetjia) im Nor­den des Lan­des mit 130.000 Ein­wohn­ern liegt an der Gren­ze zu Nor­dos­se­tien (in Rus­s­land) und erk­lärte sich im Dezem­ber 1991 für unab­hängig. Die innere Autonomie wird von Georgien ver­fas­sungs­gemäß garantiert. Südos­se­tien strebt einen Anschluß an Nor­dos­se­tien an. 1700 Mann der rus­sis­chen Armee sich­ern das Gebi­et. Beobachter­mis­sion der OSZE (Organ­i­sa­tion für Sicher­heit und Zusam­me­nar­beit in Europa).

 

 

PANKISI-TAL – Nor­den des Lan­des an der Gren­zen zum Kriegs­ge­bi­et Tschetsche­nien (gehört zu Ruß­land). Dort leben 7000 mus­lim­is­che Tschetsch­enen vom Stamm der Kisti­nen und eine große Anzahl an Flüchtlin­gen aus Tschetsche­nien. Haup­tort ist Duis­si. Die USA ver­muten hier Kämpfer des El-Kai­da-Net­zw­erks des Ter­rorchefs Osama bin Laden. Im Pankisi-Tal sollen min­destens 100 bewaffnete Tschetsch­enen unter Führung von Rus­lan Gela­jew han­deln. Rus­s­land gibt ein Stärke von 1000 Mann an. Rus­s­land bat um Entsendung von Trup­pen in das Gebi­et, was die geor­gis­che Regierung ablehnte.

In Georgien befind­en sich noch rus­sis­che Trup­pen in Süd­ge­orgien um Akhal­ka­la­ki und der Luft­waf­fen­stützpunkt in Wasiani östlich von Tiflis soll bald geschlossen wer­den. Bis Okto­ber 1999 über­nah­men noch rus­sis­che Trup­pen die Gren­zsicherung Georgiens. Rus­s­land hat in Georgien 5000 Sol­dat­en sta­tion­iert u.a. aus­gerüstet mit 140 Kampf­panz­ern des Typs T‑72 und fast 500 Schützen­panz­er. Wegen den nicht entschei­dend ein­greifend­en rus­sis­chen Trup­pen in den Kon­flik­t­ge­bi­eten wen­det sich Georgien nun dem West­en zu. Sog­ar ein Beitritt zur NATO wün­scht das Land. Derzeit ist Georgien aber im NATO-Pro­gramm Part­ner­schaft für Frieden (PfP) und hat im Rah­men der KFOR-Frieden­struppe 34 Mann in den Koso­vo ver­legt. 
200 US-Mil­itär­ber­ater befind­en sich in Georgien, die u.a. die 11. Armee­bri­gade der Stre­itkräfte nahe Tiflis (Algud­scha und Kod­schor) trainiert und eine Anti-Ter­ror-Ein­heit des Innen­min­is­teri­ums aus­bildet. Auch die Türkei leis­tet Mil­itärhil­fe in Höhe von 3,8 Mio. US-Dol­lar. Mit Griechen­land gibt es seit 1998 ein mil­itärtech­nis­ches Abkom­men.
Die geor­gis­chen Stre­itkräfte umfassen rund 27.000 Mann und sind schwach aus­gerüstet (Aus­nah­men: 31 Kampf­panz­er des rus­sis­chen Typs T‑72 und 7 Kampf­flugzeuge des Typs Su-25 Frog­foot) und die Sol­dat­en erhal­ten ver­spätet ihren Sold. Wegen der ausste­hen­den Löhne meuterten 500 bewaffnete Sol­dat­en der Nation­al­gar­de im Mai 2001 und errichteten Straßen­block­aden in Tbilis­si und beset­zten einen Armeestützpunkt von Trup­pen des Innen­min­is­teri­ums. Nach­dem Staat­spräsi­dent Scheward­nadse für Straf­frei­heit und Aus­bezahlung der Löhne inter­ve­nierte kehrten die Sol­dat­en in ihre Kaser­nen zurück. 

Team GlobDef

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