KAUKASUS
Die Geschichte des Kaukasus ist eine Geschichte der Gewalt:
- 1895–1920 Das Osmanische Reich ließ 1,5 Mio. Armenier töten oder verhungern.
- 1944–1957 Die sowjetische Armee besetzt ganz Tschetschenien und ganz Inguschien sowie weitere Gebiete im Nordkaukasus. Die dort lebenden 600.000 Menschen werden nach Mittelasien deportiert und durften erst nach 1957 wieder ihre Heimat betreten.
- Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 wollten viele ethnische Gruppen ihre Unabhängigkeit und bedrohten damit die Bestrebungen der Nachbargruppierungen. Die Demokratie war noch jung und der wirtschaftliche Niedergang offensichtlich. Schließlich brach die öffentliche Ordnung zusammen.
In Georgien, das durch drei Bürgerkriege erschüttert wurde, übernahmen die Kriegsherren die Macht. Armenische Truppen besetzen mit Unterstützung aus Berg-Karabach Teile des Nachbarlandes Aserbaidschan. In Russland kämpften Separatisten für eine Unabhängigkeit Tschetscheniens. Milizen aus Nordossetien (gehört zu Russland) vertrieben 1992 über 60.000 Inguschen aus ihrer Heimat. Die russischen Streitkräfte waren wegen den zahlreichen Konflikten im Kaukasus völlig überfordert. Zwar konnte in Georgien ein Waffenstillstand erreicht werden, doch in Tschetschenien brach ein andauernder Krieg aus. Der bis auf eine Waffenstillstandsphase noch heute zu Kämpfen führt. Paradoxerweise die Situation der russischen Armee, die schlecht versorgt wird und wo die Soldaten verspätet ihren Sold bekommen. Einige russische Soldaten verkauften den tschetschenischen Rebellen 1995 für 6000 US-Dollar einen Kampfpanzer und ein leichtgepanzertes Fahrzeug.
Georgien
Staatsgebiet: 69.700 qkm mit den autonomen Gebieten
Einwohner: 5,5 Mio.
Hauptstadt Tiflis (1,3 Mio. Einwohner)
Unabhängigkeit: seit April 1991
Staatspräsident: Nino Burdschanadse
Ausgaben für Verteidigung 2005: 232 Mio. US-Dollar
Georgien befindet sich weiterhin in einer inneren Krise. Neben innenpolitischen Machtkämpfen und einer starken Korruption und Kriminalität im Land sind vier Gebiete des georgischen Staatsterritoriums nicht völlig unter der Kontrolle der eigenen Streitkräfte:
ABCHASIEN – Im Nordwesten des Landes am Schwarzen Meer liegendes Gebiet mit über 500.000 Einwohnern, das sich im Juli 1992 für unabhängig erklärte. Im September 1993 erlitt die georgische Armee eine schwere Niederlage und verlor das Gebiet. Russische Truppen (1500 Mann u.a. ein Luftlandebataillon in Gudauta) sichern hier als GUS-Friedenstruppe mit 102 Beobachtern der UN-Friedensmission UNOMIG das Gebiet. Die Sicherheitszone und ein Waffensperrbezirk verläuft entlang der Grenze zwischen Georgien und der autonomen Republik Abchasien mit der Hauptstadt Suchumi. Die UNOMIG hat ihren Stützpunkt in Suchumi zur Überwachung der entmilitarisierten Zone, etc. auf Basis der UN-Resolutionen 689 (von 1991) und 806 (von 1993). Abchasien besitzt u.a. 50 Kampfpanzer des Typs T‑55 und T‑72.
ADCHARIEN – Autonome Republik im Südwesten des Landes an der türkischen Grenze mit Zugang zum Schwarzen Meer und fast 400.000 Einwohnern. Auch hier widersetzt man sich der Staatsgewalt aus Tiflis. Russische Armeeeinheiten sichern den Frieden in dem Gebiet. Größte Stadt ist Batumi, dort befindet sich auch ein russischer Militärstützpunkt.
SÜDOSSSETIEN – Die Autonome Republik (Jugo Osetjia) im Norden des Landes mit 130.000 Einwohnern liegt an der Grenze zu Nordossetien (in Russland) und erklärte sich im Dezember 1991 für unabhängig. Die innere Autonomie wird von Georgien verfassungsgemäß garantiert. Südossetien strebt einen Anschluß an Nordossetien an. 1700 Mann der russischen Armee sichern das Gebiet. Beobachtermission der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa).
PANKISI-TAL – Norden des Landes an der Grenzen zum Kriegsgebiet Tschetschenien (gehört zu Rußland). Dort leben 7000 muslimische Tschetschenen vom Stamm der Kistinen und eine große Anzahl an Flüchtlingen aus Tschetschenien. Hauptort ist Duissi. Die USA vermuten hier Kämpfer des El-Kaida-Netzwerks des Terrorchefs Osama bin Laden. Im Pankisi-Tal sollen mindestens 100 bewaffnete Tschetschenen unter Führung von Ruslan Gelajew handeln. Russland gibt ein Stärke von 1000 Mann an. Russland bat um Entsendung von Truppen in das Gebiet, was die georgische Regierung ablehnte.
In Georgien befinden sich noch russische Truppen in Südgeorgien um Akhalkalaki und der Luftwaffenstützpunkt in Wasiani östlich von Tiflis soll bald geschlossen werden. Bis Oktober 1999 übernahmen noch russische Truppen die Grenzsicherung Georgiens. Russland hat in Georgien 5000 Soldaten stationiert u.a. ausgerüstet mit 140 Kampfpanzern des Typs T‑72 und fast 500 Schützenpanzer. Wegen den nicht entscheidend eingreifenden russischen Truppen in den Konfliktgebieten wendet sich Georgien nun dem Westen zu. Sogar ein Beitritt zur NATO wünscht das Land. Derzeit ist Georgien aber im NATO-Programm Partnerschaft für Frieden (PfP) und hat im Rahmen der KFOR-Friedenstruppe 34 Mann in den Kosovo verlegt.
200 US-Militärberater befinden sich in Georgien, die u.a. die 11. Armeebrigade der Streitkräfte nahe Tiflis (Algudscha und Kodschor) trainiert und eine Anti-Terror-Einheit des Innenministeriums ausbildet. Auch die Türkei leistet Militärhilfe in Höhe von 3,8 Mio. US-Dollar. Mit Griechenland gibt es seit 1998 ein militärtechnisches Abkommen.
Die georgischen Streitkräfte umfassen rund 27.000 Mann und sind schwach ausgerüstet (Ausnahmen: 31 Kampfpanzer des russischen Typs T‑72 und 7 Kampfflugzeuge des Typs Su-25 Frogfoot) und die Soldaten erhalten verspätet ihren Sold. Wegen der ausstehenden Löhne meuterten 500 bewaffnete Soldaten der Nationalgarde im Mai 2001 und errichteten Straßenblockaden in Tbilissi und besetzten einen Armeestützpunkt von Truppen des Innenministeriums. Nachdem Staatspräsident Schewardnadse für Straffreiheit und Ausbezahlung der Löhne intervenierte kehrten die Soldaten in ihre Kasernen zurück.