Weshalb Eurasien?
Eurasien — also die Türkei und die zentralasiatischen Staaten betreffend — ist nicht nur ein geographischer Begriff, sondern spiegelt auch das Siedlungsgebiet der Turkvölker mit einer im wesentlichen gemeinsamen Sprache wieder. Ein einfaches Türkisch wird vom Bosporus bis in die Westprovinzen Chinas — in Hsinkiang (Ostturkestan) verstanden.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion versuchte die Türkei, alte Träume von einem Bündnis aller turksprachigen Völker umzusetzen. Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist ein modernes Medium:
Über Eurasiasat (www.eurasiasat.com) und Turksat (www.satcom.gov.tr) strahlt die Türkei ein einfaches Unterhaltungs- und Nachrichtenprogramm nahezu im gesamten türkischsprachigen Raum aus, was zu einer informellen und wohl auch kulturellen Annäherung der vorder- und zentralasiatischen Turkvölker führen wird
Prof. Josef Matuz spricht von den Turkvölkern als Gesamtheit von einer Ethnie:
Ist heute die Rede von ‘den Türken’, so denkt man dabei landläufig an die über vierzig Millionen Bewohner der heutigen Republik Türkei, (…). Diese Auffassung wird jedoch den ethnischen Gegebenheiten nicht ganz gerecht. Denn Türken, d.h. Bevölkerungsgruppen, die eine Türksprache sprechen, leben auch außerhalb und z.T. sogar von den heutigen Staatsgrenzen der Türkei sehr weit entfernt. Hasan Eren formuliert das unter Bezug auf Wilhelm Radloff wie folgt:
“Rechnet man auch die Türken in der Türkei, auf dem Balkan, auf Zypern, in den Arabischen Nachbarländern und im Irak mit, so kommt man auf mindestens 145 Millionen Menschen auf der ganzen Welt, die heute Türkisch sprechen; das ist eine Annahme, die der Wirklichkeit sehr nahe kommt, wie ich meine.”
Der bekannte Turkologe Wilhelm Radloff drückte das 1866 so aus:
“Vom Nordosten Afrikas bis zur Europäischen Türkei, vom südöstlichen Teil Rußlands über Kleinasien nach Turan und von dort nach Sibirien, bis zur Wüste Gobi hin leben Stämme, die die türkische Sprache sprechen. Auf der ganzen Welt ist keine Sprachfamilie über ein so weites Gebiet hinweg verbreitet wie das Türkische”.
Quelle: www.greekturk-ren.de.vu/deutsch/die_tuerkische_sprache.htm
(Seite down, nur Quellenangabe)
Das türkische Kulturministerium spricht von 200 Millionen Turksprachlern. Heute kann aufgrund des Bevölkerungswachstums von einer höheren Zahl ausgegangen werden. Und moderne Medien setzen auf die Sprache als gemeinsames Bindeglied. Bundeszentrale fur politische Bildung, Deutsche Welle, Goethe-Institut Inter Nationes und das Institut fur Auslandsbeziehungen etwa haben nach Meldung des “Eurasischen Magazins” ein Internetportal “Qantara.de” eingerichtet, das neben englisch und deutsch in arabisch, auf indonesisch und eben in türkisch erscheint. Darüber hinaus erreichen Kommunikationssatelliten für TV-Programme über die Staatsgrenzen hinweg einen ganzen Sprachraum. Hier soll es nun um die Staaten gehen, deren Bevölkerung türkisch mit seinen vielen Varianten spricht, um das Gebiet also, das weitläufig als “Turan” bezeichnet wird.
Ziya Gökalp (1884 — 1920), zugleich “Vater des türkischen Nationalismus” und entschiedener Verfechter des “Pan Turkismus” schrieb in einem 1911 veröffentlichten Gedicht “Turan”: “Für die Türken bedeutet ein >Vaterland weder die Türkei noch Turkestan; Vaterland ist ein weites und ewiges Land: Turan.”