Handlungsbedarf besteht bei der Nachfolgeplanung für die HFG-F1 SEEHUND. Die eingeleitete Modernisierung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Geräte das Ende ihrer Nutzungsdauer um 2020 erreichen werden. Weitere Lebensdauer verlängernde Maßnahmen werden aus rüstungswirtschaftlicher Sicht dann nicht mehr vertretbar sein. Da Lenk- und Führungseinrichtungen auf den 5 Booten der Kl. 352 auf modernem Stand sind und schiffbaulich die Boote sicher über das Jahr 2020 hinaus betrieben werden können, muss die Planung für den Ersatz der ferngelenkten Simulationsfernräumdrohnen nun beginnen.
In einer ersten technischen Studie, die zeitnah beginnen soll, werden Aspekte sowohl im schiffbaulichen Bereich (ggf. Einsatz der SWATH-Technologie), Überlegungen zur Mobilität (Anzahl, Verlegbarkeit, Containerisierung) wie auch aktuelle Erkenntnisse zur Räumbarkeit moderner Seeminen (z.B. erweiterte Simulation von Signaturen, Seismik, Druck) zu analysieren sein. Auf der Basis dieser Studie könnten eine Abschließende funktionale Forderung/ Realisierungsgenehmigung (AFReG) bis 2011 erstellt und Haushaltsmittel ab 2015/16 angemeldet werden. Entwicklung von Subsystemen Der Weiterentwicklung der Fähigkeiten zur Seeminenabwehr und Kampfmittelabwehr im maritimen Umfeld will die Marine gem. »ZVM 2025+« zukünftig u.a. durch »… bemannte und/oder unbemannte, modular gehaltene Subsysteme Rechnung tragen …«. Die Möglichkeit für eine technische Realisierung als Subsystem ist bei dem Projekt MCM-AUV bereits gegeben und kann bei der Nachfolgeplanung HFG-F1 berücksichtigt werden.
Beide Systeme können mit einer containerisierten Führungseinrichtung auch von einer nicht auf die Seeminenabwehr spezialisierten Plattform zum Einsatz gebracht werden, wenn entsprechende Aussetz- und Bergeeinrichtungen vorhanden sind. So könnte zukünftig die Fähigkeit zur Seeminenabwehr für einen Verband Eingreifkräfte durch 1 bis 2 MCM-AUV,4 bis 6 NF SEEHUND jeweils mit den containerisierten Führungseinrichtungen und einer eingeschifften Minentauchergruppe auf einem Tender Kl. 404 oder zukünftig auf einem Mehrzweckeinsatzschiff bereitgestellt werden. Dieser Verband verfügt dann über die Fähigkeiten, mittels der Aufklärungsdaten des AUV ein UW-Lagebild im Einsatzgebiet aufzubauen und Informationen über das Vorhandensein von Seeminen zu erhalten bzw. durch Einsätze im Route Survey/Change Detection die Abwesenheit von Seeminen auf wichtigen Routen zu bestätigen. Mit den ferngesteuerten Simulationsfernräumdrohnen und der Minentauchergruppe würde dieser Verband auch über Komponenten verfügen, um Seeminen im begrenzten Umfang zu bekämpfen.
Ausblick
Zur Bekämpfung einer groß angelegten Minenkampangne oder zum Räumen von systematischen Minenfeldern im Rahmen einer Stabilisierungsoperation oder einer Post-War-Operation sind modulare Subsysteme eher wenig geeignet. Hier werden auch zukünftig Einheiten eingesetzt werden, die auf die Seeminenabwehr spezialisiert sind. Mittelfristig sind dazu die vorhandenen Plattformen der Klassen 332, 333 und 352 gut geeignet. Mit den geplanten Vorhaben »Einrüsten SEEFUCHS auf MiJ-Boot 332«, die Integration von MCM AUV auf MiJ-Booten 332 und der Nachfolgeplanung HFG-F1 werden diese Einheiten auch über das Jahr 2020 hinaus die Fähigkeit zur Seeminenabwehr verlässlich sicherstellen.
Da die ZVM 2025+ in der Order of Battle langfristig spezialisierte MCM-Einheiten vorsieht, muss in den nächsten Jahren über eine Nachfolgeplattform der jetzigen Kl. 332, 333 und 352 nachgedacht werden. In der Analysephase zur Beschreibung der Fähigkeiten dieser neuen MCM Einheiten ist insbesondere den Forderungen der Transformation in der Bundeswehr, aber auch den aktuellen und sich sicher noch verändernden Bedingungen im Einsatz Rechnung zu tragen. Aspekte wie schnelle Verlegbarkeit, Seeausdauer, Führungsfähigkeit von AUV und HFG, ggf. auch simultan, bedürfen der sorgfältigen Analyse und werden entscheidenden Einfluss auf die Größe, die technische Ausführung und die Anzahl der neuen Plattformen haben.
Die Weiterentwicklung der Seeminen- und Kampfmittelabwehr in der Marine vollzieht sich nicht spektakulär, sondern in kleinen, aber wirkungsvollen Schritten. Der schrittweise Austausch von Komponenten auf den bestehenden Einheiten (Integration von AUV, Nachfolger HFG) kann in überschaubaren Projekten, sowohl den Haushaltsmittelansatz als auch das Realisierungsrisiko betreffend, ausgeführt werden. Gleichzeitig eröffnet sich die Möglichkeit, diese Komponenten modular und mobil auszurichten. Die Nutzung der vorhandenen Plattformen mit den nachgerüsteten modernen Komponenten bietet den Vorteil, diese Systeme auf die Nachfolgeplattformen übernehmen zu können und damit das Vorhaben »Neue MCM Plattform« im Haushaltsvolumen zu entlasten.
Konkrete Vorstellungen für die zukünftige Seeminen- und Kampfmittelabwehr in der Marine sind vorhanden. Nun bedarf es der engagierten und beharrlichen Stabsarbeit, um die Konzepte weiter zu entwickeln und die Phasendokumente zu erstellen, die Voraussetzungen sind für die belastbare Begründung der Forderungen und der zeitgerechten Einplanung in den Haushalt.