Der Auftrag
Typstützpunkt Wilhelmshaven
Das Schwergewicht der Zerstörerflottille hatte sich zusehends in den Nordseebereich verlagert. Zu Beginn der 80er Jahre waren – außer den U‑Jagd-Booten der THETIS-Klasse und den drei Zerstörern der LÜTJENS-Klasse – alle Einheiten in Wilhelmshaven stationiert. Daher verlegte die Zerstörerflottille ihren Stab im Oktober 1982 von Kiel nach Wilhelmshaven. Die »Vierte Einfahrt«, wie der größte deutsche Marinestützpunkt in der Stadt an der Jade in Anlehnung an seine Ursprünge gern genannt wird, war – so besehen – damals bereits auf dem Weg zum Typstützpunkt der Zerstörerflottille.
Mit der Außerdienststellung der U‑Jagd- Boote der THETIS-Klasse Ende 1992, der letzten drei Zerstörer der HAMBURG-Klasse Ende 1994 sowie des letzten Zerstörers der LÜTJENS-Klasse 2003 veränderte die Zerstörerflottille im Zuge einer grundlegenden Modernisierung erneut ihr Gesicht. Auch wenn von nun an »nur« Fregatten – welche allerdings von ihrer Größe und ihren Fähigkeiten ehemalige Zerstörer deutlich überragen – und Trossschiffe betrieben wurden, behielt die Zerstörerflottille trotzdem ihren traditionsreichen Namen.
Heute prägen, neben den Fregatten der BREMEN-Klasse, die beiden neuen Fregattenklassen F 123 und F 124 (Typschiffe BRANDENBURG und SACHSEN) das Bild im Stützpunkt. Abgerundet wird dieser Eindruck durch die Einheiten des Trossgeschwaders. Seit 1994 sind die zivil und militärisch besetzten Trossschiffe dem Kommando der Zerstörerflottille unterstellt. Unter ihnen ragt vor allem der Einsatzgruppenversorger BERLIN (Klasse 702) aufgrund seiner Größe im wahrsten Sinne des Wortes heraus.
Der Auftrag
Von 1956 bis 1990 konzentrierte sich die damalige Zerstörerflottille primär auf ihren Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung im Rahmen der NATO. Damals wie heute haben ihre Schiffe die Aufgabe, im Zusammenwirken mit den anderen Marinen des nordatlantischen Bündnisses die eigenen Küsten, vorgelagerte Seegebiete sowie alle für den Handel wichtigen Seewege zu schützen und in diesen Operationsräumen Flagge zu zeigen.
Seit 1990 neu hinzugekommen sind Beiträge zur Krisenbewältigung und Konfliktverhinderung. Das Einsatzspektrum reicht dabei von der Überwachung von Seegebieten über die Durchsetzung von Embargomaßnahmen bis hin zur maritimen Unterstützung von Heeres- oder Luftwaffenkontingenten im Kriseneinsatz – so genannten Joint Operations.
Die Auftragselemente von Landes- und Bündnisverteidigung, Krisenreaktion und Kooperation bedingen eine Reihe übergreifender wie operativer Aufgabenstellungen. Dazu zählen Führung, Nachrichtengewinnung und Aufklärung, Seeraumüberwachung, Sicherung von Seeverbindungen, Embargomaßnahmen, Evakuierungen, Unterstützung für andere Teilstreitkräfte an Land und Aufgaben zur Unterstützung friedensfördernder Maßnahmen. Dies alles setzt die Fähigkeit voraus, weiträumig und ungebunden, national wie multinational operieren zu können.