Deutschland — SUBCON 2007

U‑Boot-Bewaffnung und Aus­rüs­tung
Das neu entwick­elte inno­v­a­tive Waf­fen­sys­tem IDAS (Inter­ac­tive Defence and Attack Sys­tem for Sub­marines) ver­lei­ht in Zukun­ft als Mehrzweck­waffe U‑Booten völ­lig neue Fähigkeit­en. Hier­bei han­delt es sich um einen leicht­en Flugkör­p­er im hohen Unter­schall­bere­ich mit Infrarotlenkung. Über eine Glas­faserverbindung wird das Bild des Suchkopfes auf die Bedi­enerkon­sole über­tra­gen. Damit kann die Waf­fen­wirkung am Ziel bee­in­flusst und der Ein­schlag­punkt hoch­präzise fest­gelegt wer­den. Der Ein­satz erfol­gt aus einem im Tor­pe­dorohr gelagerten Waf­fen­con­tain­er. IDAS ist ein Abwehrsys­tem gegen U‑Jagdhubschrauber, das zusät­zliche Fähigkeit­en zur Bekämp­fung von kleinen Seezie­len und küsten­na­hen Lan­dob­jek­ten besitzt. Es ver­schafft dem getaucht­en U‑Boot neben der Möglichkeit zur Selb­stvertei­di­gung die Befähi­gung zu eskalieren­der Waf­fen­wirkung. Auf­trag­nehmer auf Indus­trie­seite ist die Arbeits­ge­mein­schaft ARGE IDAS der Fir­men Diehl BGT Defence (Flugkör­p­er), Howaldtswerke-Deutsche Werft (Sys­tem­inte­gra­tion) und Kongs­berg (Waf­fenein­satzsys­tem).

Gegen die Tor­pe­dobedro­hung wur­den mit­tler­weile diverse Sys­teme als Abwehrmit­tel entwick­elt. Die wichtig­sten Forderun­gen sind hohe Auf­fass­re­ich­weite und große Ent­deck­ungswahrschein­lichkeit. Nach derzeit­igem tech­nis­chen Stand sind diese Fähigkeit­en durch sehr gute akustis­che Sen­soren erre­ich­bar. Ein schnell und präzise arbei­t­en­der elek­tro­n­is­ch­er Auswer­tung­sprozess ist eine weit­ere unab­d­ing­bare Notwendigkeit.

Prinzip­iell wer­den dabei zwei grund­ver­schiedene Abwehrkonzepte ange­wandt. Am gebräuch­lich­sten sind bis­lang Soft­kill-Maß­nah­men. Dabei wird das bedro­hte U‑Boot mit Hil­fe von Geräusch- und/oder Sig­nalerzeugern mask­iert. Als effek­tiv­er gel­ten mit­tler­weile Hard­kill-Maß­nah­men, die zum Ziel haben, den angreifend­en Tor­pe­do zu zerstören.

Mit CIRCE (Con­tainer­ised Inte­grat­ed Reac­tion Con­ter­me­as­sures Effec­tors), das in Koop­er­a­tion von HDW und dem ital­ienis­chen Unternehmen White­head Ale­nia Sis­te­mi Sub­ac­quei (WASS) entwick­elt wurde, ste­ht ein Soft­kill-Abwehrsys­tem zur Ver­fü­gung. Es beste­ht aus ausklapp­baren Start­con­tain­ern mit jew­eils zehn Effek­toren, die nach Ausstoß mith­il­fe inte­gri­ert­er Stör- und Täusch­funk­tio­nen als mobile oder sta­tionäre Täuschkör­p­er anlaufende Tor­pe­dos vom eigentlichen Ziel ablenken. Durch Stören mit­tels Bre­it­bandgeräusch wird der Zielkon­takt des angreifend­en Tor­pe­dos unter­brochen. In ein­er anschließen­den Phase lenken die Effek­toren den Tor­pe­do durch eine real­ität­sna­he Ziel­nach­bil­dung vom Anlaufkurs so weit ab, dass er das U‑Boot nicht mehr erre­ichen kann. Tor­pe­do­er­fas­sung und Aktivierung des Sys­tems geschehen über die Sonaran­la­gen des U‑Bootes. CIRCE ist auf den neuen südafrikanis­chen U‑Booten der Klasse 209/1400 mod im Vorschiffs­bere­ich zwis­chen Druck­kör­p­er und Außen­verklei­dung eingebaut.

Marineforum - Sea Spider (Grafik: Atlas Elektronik) Die israelis­che Fir­ma Rafael entwick­elte das Reac­tive Expend­able Acoustic Tor­pe­do Decoy »Scut­ter«. Eben­falls ein Soft­kill-Sys­tem von frei beweglichen Täuschkör­pern mit eigen­em Antrieb. Scut­ter lässt sich gegen akustisch aktiv und pas­siv ziel­suchende Tor­pe­dos ver­wen­den. Der Täuschkör­p­er wird paar­weise einge­set­zt und läuft ab Start selb­st­tätig auf Posi­tion in eine vor­eingestellte Tiefe, wo er dann automa­tisch arbeit­et. Eine Daten­bank enthält zahlre­iche Geräusch- und Ver­gle­ichsmuster für die Iden­ti­fika­tion angreifend­er Tor­pe­dos. Durch wieder­holte wech­sel­seit­ige Angriffe auf das Decoy­paar sollen sich die Tor­pe­dos allmäh­lich tot­laufen. Das U‑Boot befind­et sich in dieser Phase in der Tiefe im akustis­chen Schat­ten der Decoys und ist so vom Tor­pe­do nicht detektierbar.

Der »Sea Spi­der« von Atlas Elek­tron­ik ist ein klein­er, hochbe­weglich­er und schnell laufend­er Anti-Tor­pe­do-Tor­pe­do. Das Hard­kill-Sys­tem kann einge­set­zt wer­den aus fest- oder klapp­bar zwis­chen Druck­kör­p­er und Außen­verklei­dung instal­lierten Start­con­tain­ern. Eine weit­ere Möglichkeit ist der Ein­satz über im Tor­pe­dorohr mit­ge­führte Waf­fen­con­tain­er. Angetrieben wird das Pro­jek­til durch einen Unter­wass­er-Raketen­mo­tor. Das einge­baute Sonar arbeit­et aktiv, pas­siv und in einem Inter­cept Mode. Sea Spi­der ist aus­gelegt für kurze und mit­tlere Ein­satzent­fer­nun­gen. Der Start erfol­gt automa­tisch über das Führungs- und Waf­fenein­satzsys­tem des U‑Bootes, sobald dieses einen Tor­pe­doan­griff erken­nt. Der Bedi­ener kann die Automatik über eine Veto-Funk­tion abschalten.

Marineforum - Triple M mit Drohneneinsatz (Grafik:  Gabler) Triple M mit Drohnenein­satz (Grafik: Gabler)Einen inno­v­a­tiv­en Weg beim Ein­satz von U‑Booten in den neuen Bedro­hungsszenar­ien zeigt Gabler Maschi­nen­bau auf. Mit dem mod­u­laren Mehrzweck­mast Triple M wurde ein Sys­tem entwick­elt, mit dem ein U‑Boot flex­i­bel für eine Vielzahl von Auf­gaben mis­sion­sspez­i­fisch aus­gerüstet wer­den kann. Mit ein­er rück­stoßfreien, kleinkalib­ri­gen Maschi­nenkanone bestückt, kön­nen in Sehrohrtiefe Ziele bis zu 2.000 m Ent­fer­nung bekämpft wer­den. Alter­na­tiv ist der druck­feste Behäl­ter auch für die Unter­bringung von Aufk­lärungs­drohnen ver­wend­bar. Eine weit­ere Nutzungsmöglichkeit beste­ht in der Ein­rüs­tung von Anten­nen für die fer­n­melde-elek­tro­n­is­che Aufklärung.

Die Kom­mu­nika­tions­bo­je »Cal­lis­to« ist eben­falls eine Gabler-Entwick­lung. Hier­bei han­delt es sich um ein Aus­fahrg­erät mit einem hydro­dy­namisch sta­bilen Schwimmkör­p­er, der über ein Winden­sys­tem an die Ober­fläche gebracht und mit­geschleppt wird. Mit Cal­lis­to kann die Kom­mu­nika­tion sowohl emp­fangs- wie auch sende­seit­ig aus dem tief getaucht fahren­den U‑Boot sichergestellt wer­den. Die Fre­quenzbän­der für UHF, VHF, HF, SATCOM und GPS sind abgedeckt. Alle Fer­n­melde- und Sen­sorsig­nale wer­den über Lichtwellen­leit­er im Zugk­a­bel in das Boot über­tra­gen. Erste Erprobun­gen wur­den bere­its auf einem U‑Boot Klasse 206A in der Prax­is durchge­führt. Pro­to­typ-Anten­nen bewährten sich im Rah­men ein­er Langzeit­er­probung im erweit­erten Ein­satzge­bi­et der Deutschen Marine. Im April 2007 kon­nte Cal­lis­to für die U‑Boote Klasse 212A 2. Los unter Ver­trag genom­men werden.

Marineforum - Callisto (Grafik: Gabler) Atlas Elek­tron­ik stellte auf der SUBCON 2007 erst­mals das neue Sonarkonzept ein­er flächen­haften Sei­t­enan­tenne (EFAS, Expand­ed Flank Array Sonar) vor. EFAS arbeit­et im tief- bis mit­tel­fre­quenten Bere­ich (10 Hz bis 5 kHz) und weist gegenüber dem bish­eri­gen Flank Array Sonar eine deut­liche Leis­tungssteigerung auf. Erkennbar ist diese in Verbesserun­gen bei der Detek­tion­sre­ich­weite, der Detek­tion­swahrschein­lichkeit und der Ziel­tren­nung. EFAS ist für die Zukun­ft eine Möglichkeit für die Mod­ernisierung beste­hen­der Flank Array Anla­gen und kommt auf U 212A 2. Los zum Ein­bau. Mit dem Schlepp­kör­p­er FLAME (Flow Noise Analy­sis and Mea­sure­ment Equip­ment) wird die Forschung und Entwick­lung durchgeführt. 

Team GlobDef

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