U‑Boot-Bewaffnung und Ausrüstung
Das neu entwickelte innovative Waffensystem IDAS (Interactive Defence and Attack System for Submarines) verleiht in Zukunft als Mehrzweckwaffe U‑Booten völlig neue Fähigkeiten. Hierbei handelt es sich um einen leichten Flugkörper im hohen Unterschallbereich mit Infrarotlenkung. Über eine Glasfaserverbindung wird das Bild des Suchkopfes auf die Bedienerkonsole übertragen. Damit kann die Waffenwirkung am Ziel beeinflusst und der Einschlagpunkt hochpräzise festgelegt werden. Der Einsatz erfolgt aus einem im Torpedorohr gelagerten Waffencontainer. IDAS ist ein Abwehrsystem gegen U‑Jagdhubschrauber, das zusätzliche Fähigkeiten zur Bekämpfung von kleinen Seezielen und küstennahen Landobjekten besitzt. Es verschafft dem getauchten U‑Boot neben der Möglichkeit zur Selbstverteidigung die Befähigung zu eskalierender Waffenwirkung. Auftragnehmer auf Industrieseite ist die Arbeitsgemeinschaft ARGE IDAS der Firmen Diehl BGT Defence (Flugkörper), Howaldtswerke-Deutsche Werft (Systemintegration) und Kongsberg (Waffeneinsatzsystem).
Gegen die Torpedobedrohung wurden mittlerweile diverse Systeme als Abwehrmittel entwickelt. Die wichtigsten Forderungen sind hohe Auffassreichweite und große Entdeckungswahrscheinlichkeit. Nach derzeitigem technischen Stand sind diese Fähigkeiten durch sehr gute akustische Sensoren erreichbar. Ein schnell und präzise arbeitender elektronischer Auswertungsprozess ist eine weitere unabdingbare Notwendigkeit.
Prinzipiell werden dabei zwei grundverschiedene Abwehrkonzepte angewandt. Am gebräuchlichsten sind bislang Softkill-Maßnahmen. Dabei wird das bedrohte U‑Boot mit Hilfe von Geräusch- und/oder Signalerzeugern maskiert. Als effektiver gelten mittlerweile Hardkill-Maßnahmen, die zum Ziel haben, den angreifenden Torpedo zu zerstören.
Mit CIRCE (Containerised Integrated Reaction Contermeassures Effectors), das in Kooperation von HDW und dem italienischen Unternehmen Whitehead Alenia Sistemi Subacquei (WASS) entwickelt wurde, steht ein Softkill-Abwehrsystem zur Verfügung. Es besteht aus ausklappbaren Startcontainern mit jeweils zehn Effektoren, die nach Ausstoß mithilfe integrierter Stör- und Täuschfunktionen als mobile oder stationäre Täuschkörper anlaufende Torpedos vom eigentlichen Ziel ablenken. Durch Stören mittels Breitbandgeräusch wird der Zielkontakt des angreifenden Torpedos unterbrochen. In einer anschließenden Phase lenken die Effektoren den Torpedo durch eine realitätsnahe Zielnachbildung vom Anlaufkurs so weit ab, dass er das U‑Boot nicht mehr erreichen kann. Torpedoerfassung und Aktivierung des Systems geschehen über die Sonaranlagen des U‑Bootes. CIRCE ist auf den neuen südafrikanischen U‑Booten der Klasse 209/1400 mod im Vorschiffsbereich zwischen Druckkörper und Außenverkleidung eingebaut.
Die israelische Firma Rafael entwickelte das Reactive Expendable Acoustic Torpedo Decoy »Scutter«. Ebenfalls ein Softkill-System von frei beweglichen Täuschkörpern mit eigenem Antrieb. Scutter lässt sich gegen akustisch aktiv und passiv zielsuchende Torpedos verwenden. Der Täuschkörper wird paarweise eingesetzt und läuft ab Start selbsttätig auf Position in eine voreingestellte Tiefe, wo er dann automatisch arbeitet. Eine Datenbank enthält zahlreiche Geräusch- und Vergleichsmuster für die Identifikation angreifender Torpedos. Durch wiederholte wechselseitige Angriffe auf das Decoypaar sollen sich die Torpedos allmählich totlaufen. Das U‑Boot befindet sich in dieser Phase in der Tiefe im akustischen Schatten der Decoys und ist so vom Torpedo nicht detektierbar.
Der »Sea Spider« von Atlas Elektronik ist ein kleiner, hochbeweglicher und schnell laufender Anti-Torpedo-Torpedo. Das Hardkill-System kann eingesetzt werden aus fest- oder klappbar zwischen Druckkörper und Außenverkleidung installierten Startcontainern. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz über im Torpedorohr mitgeführte Waffencontainer. Angetrieben wird das Projektil durch einen Unterwasser-Raketenmotor. Das eingebaute Sonar arbeitet aktiv, passiv und in einem Intercept Mode. Sea Spider ist ausgelegt für kurze und mittlere Einsatzentfernungen. Der Start erfolgt automatisch über das Führungs- und Waffeneinsatzsystem des U‑Bootes, sobald dieses einen Torpedoangriff erkennt. Der Bediener kann die Automatik über eine Veto-Funktion abschalten.
Triple M mit Drohneneinsatz (Grafik: Gabler)Einen innovativen Weg beim Einsatz von U‑Booten in den neuen Bedrohungsszenarien zeigt Gabler Maschinenbau auf. Mit dem modularen Mehrzweckmast Triple M wurde ein System entwickelt, mit dem ein U‑Boot flexibel für eine Vielzahl von Aufgaben missionsspezifisch ausgerüstet werden kann. Mit einer rückstoßfreien, kleinkalibrigen Maschinenkanone bestückt, können in Sehrohrtiefe Ziele bis zu 2.000 m Entfernung bekämpft werden. Alternativ ist der druckfeste Behälter auch für die Unterbringung von Aufklärungsdrohnen verwendbar. Eine weitere Nutzungsmöglichkeit besteht in der Einrüstung von Antennen für die fernmelde-elektronische Aufklärung.
Die Kommunikationsboje »Callisto« ist ebenfalls eine Gabler-Entwicklung. Hierbei handelt es sich um ein Ausfahrgerät mit einem hydrodynamisch stabilen Schwimmkörper, der über ein Windensystem an die Oberfläche gebracht und mitgeschleppt wird. Mit Callisto kann die Kommunikation sowohl empfangs- wie auch sendeseitig aus dem tief getaucht fahrenden U‑Boot sichergestellt werden. Die Frequenzbänder für UHF, VHF, HF, SATCOM und GPS sind abgedeckt. Alle Fernmelde- und Sensorsignale werden über Lichtwellenleiter im Zugkabel in das Boot übertragen. Erste Erprobungen wurden bereits auf einem U‑Boot Klasse 206A in der Praxis durchgeführt. Prototyp-Antennen bewährten sich im Rahmen einer Langzeiterprobung im erweiterten Einsatzgebiet der Deutschen Marine. Im April 2007 konnte Callisto für die U‑Boote Klasse 212A 2. Los unter Vertrag genommen werden.
Atlas Elektronik stellte auf der SUBCON 2007 erstmals das neue Sonarkonzept einer flächenhaften Seitenantenne (EFAS, Expanded Flank Array Sonar) vor. EFAS arbeitet im tief- bis mittelfrequenten Bereich (10 Hz bis 5 kHz) und weist gegenüber dem bisherigen Flank Array Sonar eine deutliche Leistungssteigerung auf. Erkennbar ist diese in Verbesserungen bei der Detektionsreichweite, der Detektionswahrscheinlichkeit und der Zieltrennung. EFAS ist für die Zukunft eine Möglichkeit für die Modernisierung bestehender Flank Array Anlagen und kommt auf U 212A 2. Los zum Einbau. Mit dem Schleppkörper FLAME (Flow Noise Analysis and Measurement Equipment) wird die Forschung und Entwicklung durchgeführt.