Deutschland — Schiebel Camcopter S‑100 — Unbemanntes Aufklärungssystem für die Deutsche Marine

Inte­gra­tionsstu­di­en K130
Zur Unter­suchung der Eig­nung des CAMCOPTER S‑100 für den Ein­satz und Betrieb auf seege­hen­den Ein­heit­en der Deutschen Marine wur­den im ver­gan­genen Jahr drei ein­wöchige Flugver­such­skam­pag­nen auf den Ein­satzsys­te­men K130 MAGDEBURG und BRAUNSCHWEIG durchgeführt. 
Marineforum - CAMCOPTER im Flug
CAMCOPTER im Flug

Bei unter­schiedlichen Windbe­din­gun­gen, Schiff­s­geschwindigkeit­en und Decks­be­we­gun­gen, die den Bedin­gun­gen bis zu See­gang 3 entsprachen, wur­den mehr als 130 Starts und Lan­dun­gen, teil­weise auch vol­lau­toma­tisch, durchgeführt. 

In ins­ge­samt mehr als zwanzig Stun­den Gesamt­flugzeit des CAMCOPTER S‑100 wur­den außer­dem qual­i­ta­tive Unter­suchun­gen mit einem abbilden­den Sen­sor und zur Elek­tro­mag­netis­chen Verträglichkeit des UAV-Sys­tems im Strahlungs­feld von bor­d­seit­i­gen Radar- und Kom­mu­nika­tion­san­la­gen durchge­führt. Die grund­sät­zliche Funk­tion eines von SEG neu entwick­el­ten Fes­selungssys­tems »Harpune« für die Sicherung des UAV nach der Lan­dung im NATO-Lan­de­grid des Flugdecks wurde bei ein­er Rei­he von Lan­dun­gen demon­stri­ert. In vor­bere­i­t­en­den und beglei­t­en­den Sim­u­la­tion­srech­nun­gen kon­nten existierende Sim­u­la­tion­s­mod­elle für die Abbil­dung des Flugver­hal­tens des UAV, für die Deck­be­we­gun­gen sowie das dynamis­che Wind-/Wirbelmod­ell für die Korvette genutzt und mith­il­fe der gewon­nen Ver­suchs­dat­en weit­er­en­twick­elt werden. 

Die Ergeb­nisse der Stu­di­en wur­den ins­ge­samt pos­i­tiv bew­ertet und führten zu der Entschei­dung der »Inte­gri­erten Arbeits­gruppe Fähigkeit­s­analyse« (IAGFA) im Bun­desmin­is­teri­um der Vertei­di­gung, ein Phasendoku­ment »Abschließende Funk­tionale Forderung/ Real­isierungs­genehmi­gung« (AF/ReG) zu beauf­tra­gen, dessen Bil­li­gung die Voraus­set­zung für die beab­sichtigte Ein­führung bei der Bun­deswehr – bei Marine und Heer – ist. 

Inte­gra­tion K130 und erforder­liche Anpass­maß­nah­men
Neben den Nach­weisen aus den Flugdemon­stra­tio­nen liefer­ten die Stu­di­en auch erste Erken­nt­nisse über die erforder­lichen Maß­nah­men zur Inte­gra­tion des UAV-Sys­tems auf der Korvette K130, wie z.B. Vorschläge für die Inte­gra­tion der Bodenkon­troll­sta­tion mit zwei Arbeit­splätzen in die Oper­a­tionszen­trale der Korvette, die Posi­tion­ierung der Anten­nen an Bord, den Betrieb des UAV-Sys­tems und die Unter­bringung im Hangar. 

Bei der Ein­führung des Sys­tems soll die schnelle oper­a­tionelle Ver­füg­barkeit des Sys­tems durch weitest­mögliche Abstützung auf die mark­tver­füg­bare Kon­fig­u­ra­tion des CAMCOPTER S‑100 erre­icht wer­den. Den­noch sind für die oper­a­tionelle Nutzung bei der Bun­deswehr einige Anpass­maß­nah­men des bish­er in unter­schiedlichen zivilen und mil­itärischen Anwen­dun­gen einge­set­zten Sys­tems unumgänglich, wie z.B.:

  • Der auf die Ver­wen­dung von 100 Oktan AVGas aus­gelegte Wankel­mo­tor muss für den Betrieb mit dem auf Schif­f­en der Deutsche Marine ver­füg­baren Flugkraft­stoff F‑44 angepasst werden.
  • Zur Verbesserung der Aufk­lärungsleis­tung (durch höhere Auflö­sung verbesserte Zie­lent­deck­ung und ‑iden­ti­fizierung auf größere Ent­fer­nun­gen, dadurch auch Verbesserung der Über­lebens­fähigkeit) soll ein leis­tungs­fähiger­er Drei-Achsen-sta­bil­isiert­er EO/IRSensor inte­gri­ert werden.
  • Inte­gra­tion eines Fes­selungssys­tems Harpune für den Betrieb auf Schif­f­en, die mit dem stan­dar­d­isierten NATO-Grid aus­gerüstet sind,
  • Maß­nah­men zur Erre­ichung ein­er Zulas­sung zum Flug­be­trieb nach den Bes­tim­mungen der europäis­chen Flugsicher­heits­be­hörde, wie z.B. Ein­rüs­tung eines Crash Recorders,
  • Reich­weit­en- und Fre­quen­zan­pas­sung des Datenlinks,
  • Inte­gra­tion eines zusät­zlichen Daten­spe­ich­ers zur Aufze­ich­nung der Sensordaten.

Team GlobDef

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