Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Von Karl-Heinz Pitsch
(Karl-Heinz Pitsch ist zurzeit Referent in der Hauptabteilung Rüstung im Bundesministerium der Verteidigung und zuständig für UAV MALE, SAATEG.)
Unbemannte Luftfahrzeuge sind zum wesentlichen Stützpfeiler der Aufklärung bei Heer und Luftwaffe geworden. Für die abbildende Aufklärung aus der Luft stehen den seegehenden Einheiten der Deutschen Marine im Einsatz bisher nur die bemannten bordgestützten Hubschrauber bzw. die bemannten Seefernaufklärungs-/Seeraumüberwachungsflugzeuge zur Verfügung, sofern diese in ausreichender Nähe zum Einsatzgebiet stationiert werden können. Mit dem streitkräftegemeinsamen »System für die Abbildende Aufklärung in der Tiefe des Einsatzgebiets« (SAATEG) soll die unbemannte Aufklärung u.a. auch für Einsatzgebiete auf Hoher See, lang anhaltend und in großer Entfernung zu Flugplätzen an Land, ermöglicht werden.
CAMCOPTER über dem Heck der Korvette BRAUNSCHWEIG |
Eine vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung und Vertretern von Marine, Heer und Luftwaffe durchgeführte Marktsichtung ergab, dass eine Anfangsausstattung SAATEG durch die Beschaffung eines UAV MALE (Unmanned Aerial Vehicle – Medium Altitude Long Endurance) für die Überwachung und Lageaufklärung und eines komplementären VTOL-(Vertical Take off and Landing) Systems für die Ziel- und Wirkungsaufklärung am effektivsten ist und zeitnah realisiert werden kann. Als Ergebnis der Marktsichtung wurde für die weitere Untersuchung eine mögliche Anfangsausstattung VTOL auf Basis des marktverfügbaren Systems CAMCOPTER S‑100 der österreichischen Firma Schiebel Elektronische Geräte GmbH (SEG), Wien empfohlen. Der CAMCOPTER S‑100 ist eine Eigenentwicklung von SEG und in der Zwischenzeit in einer Stückzahl von mehr als 80 Seriengeräten weltweit im zivilen und militärischen Einsatz. Für die Vermarktung des Systems für deutsche Kunden hat SEG eine Kooperationsvereinbarung mit der Firma Diehl BGT Defence GmbH & Co KG mit Sitz in Überlingen getroffen.
Im Sommer 2008 wurde im Rahmen von zwei Studien die Eignung dieses Systems für den Einsatz auf den Korvetten der Klasse K130 der Deutschen Marine untersucht. Auf der Grundlage der dabei erzielten positiven Ergebnisse wurde entschieden, die Einführung des Systems in die Bundeswehr vorzubereiten.
Die ersten Systeme sollen auf den Korvetten der Klasse K130 eingesetzt werden, die mit diesem System eine bordgestützte fliegende Plattform zur Aufklärung im Einsatzgebiet des Verbandes erhalten und damit unabhängig von Sensorträgern werden, die auf eine landseitige Abstützung angewiesen sind. Die operationellen Aufgaben für den Einsatz bei der Marine werden neben der Ziel- und Wirkungsaufklärung, einschließlich der Verfolgung sich bewegender Objekte, und der Identifizierung nicht kooperativer Objekte auch Nebenaufgaben, wie z.B. die Unterstützung/Begleitung beim Einsatz von Boarding Teams, Erkundung von Seeverbindungswegen im Küstenbereich, die Unterstützung in Form der Bilddatenbereitstellung bei Search and Rescue-Einsätzen und die Bereitstellung georeferenzierter Bilddaten umfassen.
Auch das Deutsche Heer beabsichtigt die Beschaffung des CAMCOPTER S‑100 für landbasierte Missionen zur Ziel- und Wirkungsaufklärung.