Material und Rüstung
Mit dem Zulauf eines dritten Einsatzgruppenversorgers (EGV) wird die Marine besser in der Lage sein, Operationen durchhaltefähig zu unterstützen. Wie das Beispiel UNIFIL gezeigt hat, ist das mit den bisher vorhandenen zwei Schiffen nicht möglich, sodass die Unterstützung der eingesetzten Einheiten eingeschränkt werden musste.
Die Einsatzgruppenversorger leisten dabei sowohl logistische als auch sanitätsdienstliche Unterstützung. Zurzeit wird das vorliegende Angebot für das dritte Schiff einer Preisprüfung unterzogen. Ziel ist die Behandlung des Projektes durch das Parlament im September des Jahres. Konzeptionell benötigt die Marine für ihre parallelen Aufgaben vier Schiffe.
Die Dauer aktueller Einsätze und die zunehmende Entfernung von eigenem oder verbündetem Territorium erhöhen den Bedarf an Unterstützungseinheiten. Daher ist die Unterstützung durch die zivil besetzten Betriebsstofftransporter RHÖN und SPESSART insbesondere für NATO Verbände stets nachgefragt. Auch ein politisches Argument, wenn nicht gleich Kampfeinheiten zum Einsatz kommen sollen, so wie Japan zurzeit handelt. Aufgrund des absehbaren Endes der Nutzungsdauer dieser Schiffe werden derzeit Alternativen untersucht, anstelle eines vierten EGV zwei zivile Tanker zu beschaffen. Neben dem Bau oder Kauf ist auch die Charterung als Alternative zu betrachten.
Das Fähigkeitsprofil und die technische Auslegung der vier Fregatten Klasse 125 trägt der sich verändernden Personalsituation und der aktuellen Einsatzrealität Rechnung. Sie sind auf lang andauernde Einsätze in Stabilisierungsoperationen ausgerichtet, gewährleisten taktische Feuerunterstützung von See an Land sowie die Unterstützung von Spezialkräften.
Vor dem Hintergrund der zu erwartenden weltweiten und lang andauernden Einsätze von Stabilisierungskräften wird F125 ein verändertes, an diese Rahmenbedingungen angepasstes Nutzungskonzept unterlegt (»Intensivnutzung«). Die wesentlichen Parameter dieses Konzeptes sind die Forderung nach einer Verfügbarkeit des Schiffes im Einsatzraum von zwei Jahren, die Verdoppelung der jährlichen Betriebsstunden wesentlicher Anlagen sowie eine weitestgehende Wartungsarmut im Betrieb.
Ein Zwei- oder Mehrbesatzungskonzept wird – sich im Einsatz ablösende – Stammbesatzungen von ca. 110 Personen vorsehen. Auch Auswirkungen auf die Ausbildung, die Komplexität des Einsatzes und des Betriebes F125 stellt besondere Anforderungen an die logistische Unterstützung (z. B. Konsequenzen aus dem Intensivnutzungskonzept) und verlangt wirtschaftliche Lösungen in einem integrierten Ansatz für die Nutzung.
Es gilt, Kompetenzen und Know-how der Marine, des wehrtechnischen Bereiches sowie der Industrie in einem zusammenhängenden und auf gemeinsame Ziele ausgerichteten Aufgaben- und Leistungsbereich zum Erhalt der Einsatzreife F125 zu bündeln, zu erhalten und auszubauen. Bedarfsträger und Bedarfsdecker können so mit den gezielt einzubindenden Leistungen der Industrie gemeinsam die Einsatzfähigkeit des Waffensystems in der Nutzung sicherstellen.
Die Marine plant, Untersuchungen anzustellen, ob sich ein »Kompetenzzentrum Waffensystem F125« (Arbeitsbegriff) zur Weiterverfolgung als Modernisierungsprojekt der Marine eignet und die o. a. Zielsetzungen auf diesem Wege erreicht werden können.
Mit dem absehbaren Ende der Nutzungsdauer der in den Zeiten des Kalten Krieges beschafften Waffensysteme stellt sich die Frage, ob hoch spezialisierte Nachfolgesysteme die richtige Antwort auf die schnell wechselnden Anforderungen des 21. Jahrhunderts sind. Die Lösung scheint eher bei durch Module und Subsysteme veränderbaren Plattformen zu liegen. Eine Vielzahl unterschiedlich spezialisierter Einheiten ist ökonomisch nicht sinnvoll und mit einem engen Personalkörper nicht zu betreiben.
Die Verzögerungen bei der Realisierung der Marinehubschrauber 90 (MH 90) führen dazu, dass der Zulauf für die dringend benötigten Bordhubschrauber für die Fregatten Klassen 124 und 125 sowie den Ersatz für die Hubschrauber Sea King MK 41 in dessen bord- und landgebundenen Einsatzrollen nicht wie vorgesehen erfolgen kann. Parallel zur laufenden Beschaffungsplanung MH 90 prüft die Marine deshalb Alternativen einschließlich des Kaufes eines marktverfügbaren Hubschraubers zur Schließung des Bedarfes ab 2015.
Sowohl die Konzeption der Bundeswehr als auch die Konzeptionellen Grundvorstellungen Basis See fordern die Verlegung von Einsatzkontingenten über See und deren Unterstützung von See aus. Im Rahmen der Überlegungen zu den Zielvorstellungen der Marine werden die in diesem Kontext bestehenden Defizite analysiert. Unter dem Arbeitsbegriff »Joint Support Ship« wird nach Lösungsmöglichkeiten zur Gesicherten Militärischen Seeverlegefähigkeit (GMSV) gesucht.
Die besondere Verantwortung für den Schutz der Soldaten lässt zunehmend unbemannte Systeme in den Vordergrund rücken. Drohnen (z.b. Unmanned Aerial Vehicle UAV, Autonomous Unterwater Vehicle AUV, Autonomous Surface Vehicle ASV) können insbesondere in den wahrscheinlichen Einsätzen zur Konfliktverhütung und Krisenbewältigung einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus – bei auch asymmetrischer Bedrohung – ein weites Aufgabenspektrum wahrnehmen und gleichzeitig die Gefährdung des eingesetzten Personals reduzieren.
Die Marine untersucht derzeit die Eignung eines marktverfügbaren und preiswerten Systems (Camcopter der Fa. Schiebel) zur luftgestützten Wirk- und Zielaufklärung, das von Schiffen und Booten aus eingesetzt werden kann.
Die Marine hat ihre Großvorhaben im Plan_und entwickelt sich gemäß den konzeptionellen Vorgaben fort. Die Großvorhaben gehen jedoch zulasten vieler Kleinprojekte, die für den Substanzerhalt, die Einsatzfähigkeit und die Attraktivität notwendig sind. Beispiel: Ausstattung mit modernem Fernmeldegerät. Gerade derartige Mängel empfindet die Truppe als unattraktive und schlechte Ausstattung.
Eine Sorge: Der Umgang mit der Industrie: Produkte der deutsch/europäischen Rüstungsindustrie sind oft von enttäuschender Qualität und mit starker zeitlicher Verzögerung in der Fertigstellung, Beispiele: F124, MH-90.
Das Problem dabei: Wir haben im Rahmen gewollter Verschlankung z.T. zu viel Kompetenz an die Industrie „outgesourct“, verlieren eigenes Beurteilungsvermögen. Hier kostet Sparen Lehrgeld. Beispiel Marine Arsenal (mit seinen beiden Betrieben in Wilhelmshaven und Kiel): Die Einsparung von Zivilpersonal führt dazu, dass wir Leistungen immer teurer bei Werftmonopolisten einkaufen müssen.
Zugleich: Wir helfen der Industrie bei der Exportförderung, wo wir können. Das geschieht auch aus politischen Gründen zur Stabilitätsförderung. Weil wir konsequent alle Strukturen auf die militärischen Aufgaben optimiert haben, benötigen wir für diese Aufgabe eigenständige Strukturen. Beispiel: U‑Boote, Fregatten für Südafrika, künftig Fregatten für Algerien. Personal für Ausbildung ist nicht als Kernaufgabe definiert und somit nicht strukturbestimmend.
Bildquelle: ARGE