Wir können uns keine Ausbildung auf Vorrat leisten
Die Mitte letzten Jahres erfolgte organisatorische Zusammenfassung der Bereiche »Weiterentwicklung Marine« und »Marineausbildung« zu einer Abteilung im Marineamt trägt dem Rechnung. Und die »Einzelkonzeption für die Ausbildung in der Marine«, die 2007 in Kraft gesetzt wurde, gibt den konzeptionellen Rahmen für die künftige Weiterentwicklung der Ausbildung vor.
In der Folge sind Ausbildungsinhalte und ‑unterlagen neuen Erfordernissen anzupassen. Erkenntnisse aus der vernetzten Operationsführung, Weiterentwicklungen der Waffen- und Führungssysteme, der Einsatzkonzepte und des Führungspersonals sind zu berücksichtigen. Das erfordert einen engen Informationsverbund mit anderen Organisationsbereichen und mit unseren internationalen Partnern.
Angesichts unserer Rüstungsvorhaben (Fregatte 125 und Mehrbesatzungskonzepte) und der »Robusten Strukturen« der Flotte müssen wir neue Wege für die Fort- und Weiterbildung identifizieren. Die zyklischen Wechsel zwischen dem Einsatz an Bord, dem Transfer von Erfahrung und Wissen in der Einsatznachbereitung und der erneuten, einsatzvorbereitenden individuellen und Teamausbildung erfordern flexible Verzahnung.
Daraus folgt, diese Ausbildung ist in der einsatzfreien Dienstzeit vorrangig im oder in der Nähe des Heimathafens durchzuführen. Wir müssen sie zu den Besatzungen bringen, und die Nutzung moderner Ausbildungstechnologie wird für die Ausstattung und Anbindung stützpunktnaher Aus- und Weiterbildungszentren von hohem Stellenwert sein.
Die Vernetzung von Schulen, Ausbildungseinrichtungen und Einheiten in See und im Hafen ist voranzutreiben. Fernausbildung und computerunterstütztes Lernen sind weiterzuentwickeln. Das heißt auch, dass wir bereits im Entstehungsgang neuer Rüstungsvorhaben Ausbildungserfordernisse identifizieren müssen, die mit modernen Ausbildungsmitteln besser und wirtschaftlicher durchzuführen sind.
Um unsere Ausbildung an individuellen Erfordernissen ausrichten zu können, müssen unsere Ausbildungsgänge modular aufgebaut und flexibel handhabbar sein. Dazu hat am Ende eines Ausbildungsganges die Qualifikation für den nächsten Dienstposten im Vordergrund zu stehen. Wir müssen den Ausbildungsumfang auf die erforderlichen Kernkompetenzen begrenzen, also »… just enough and just in time …« ausbilden. Wir können uns keine Ausbildung auf Vorrat leisten, die ggf. später einmal abgerufen werden könnte – und dann wohlmöglich veraltet ist.
Damit möchte ich diesen Kurs in dem Bereich Ausbildung abschließen und insgesamt zusammenfassen:
»Wir können nur mit denen tanzen, die im Saal sind«
Es muss uns gelingen, in der Marine deutlich zu machen, dass jeder an seinem Platz zum Attraktivitätserhalt und zu erfolgreicher Nachwuchsgewinnung und Personalbindung beitragen kann und muss.
Wenn das Klima an Bord und in unseren Landdienststellen stimmt, wenn wir Familie und Dienst angemessen berücksichtigen und wenn darüber im Bekanntenkreis mit Stolz berichtet wird, dann können Binnenwerbung und externe Nachwuchsgewinnung auch künftig erfolgreich sein.
Wenn wir akzeptieren, dass »wir nur mit denen tanzen können, die im Saale sind«, und wenn wir die Ausbildung konsequent auf das zur Verfügung stehende Personal ausrichten, dann kann es weiterhin gelingen, den richtigen Mann und die richtige Frau zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Dienstposten zu bringen.
Deshalb freue ich mich darüber, dass wir uns auch in der MOV dafür einsetzen, dass Deutschland über eine zukunftsfähige Marine mit anerkannt leistungsfähigen und motivierten Botschafterinnen und Botschaftern in Blau verfügt. Und darüber, dass wir diesen Gedanken nicht nur in kleinen Zirkeln pflegen, sondern uns gemeinsam bemühen, davon auch die Öffentlichkeit zu überzeugen.
Wir haben allen Grund, das selbstbewusst zu tun, denn angesichts der Rohstoff- und Exportabhängigkeit unserer Wirtschaft und der Bedeutung sicherer Seeverbindungen für unser Land hat die Marine Zukunft und ist die Marine Zukunft!