Deutschland — Nationale Maritime Konferenz 2009

Zielvorstel­lung Marine 2025+

In seinem Impul­srefer­at im Work­shop VII – erst­ma­lig ein Work­shop unter der fach­lichen Leitung des Vertei­di­gungsmin­is­teri­ums – ging Vizead­mi­ral Wolf­gang E. Nolt­ing, Inspek­teur der Marine, näher darauf ein, über welche Fähigkeit­en die Marine kün­ftig im Gesamt­spek­trum der Bun­deswehr ver­fü­gen solle. 

  • Die Marine habe nicht nur – wie bere­its von Staatssekretär Kossendey erwäh­nt, das Konzept Basis See entwick­elt, son­dern Zielvorstel­lun­gen für einen langfristi­gen Zei­tho­r­i­zont bis zum Jahr 2025 – und darüber hin­aus – entwick­elt. Zu diesen Zielvorstel­lun­gen machte Nolt­ing einige Anmerkungen:

  • Inner­halb des Auf­gaben­spek­trums der Bun­deswehr wer­den Kon­flik­tver­hü­tung und Krisen­be­wäl­ti­gung weit­er­hin als die wahrschein­lich­sten und damit als die struk­turbes­tim­menden Auf­gaben bew­ertet. Kün­ftig wird es für die deutsche Marine darum gehen, im Zusam­men­wirken aller Kräfte die See als Basis zu nutzen, um in einem Ein­sat­z­land eine gewün­schte Wirkung zu erzie­len. Entschei­dend hier­für sind rasche Ver­füg­barkeit sowie Durch­halte- und Durch­set­zungs­fähigkeit in poten­ziellen Krisen­re­gio­nen weltweit und damit nicht mehr region­al einge­gren­zt. Die NATO hat hier­für den Begriff der Fähigkeit zu »Expe­di­tionary Oper­a­tions« geprägt.

  • Darüber hin­aus hat der Schutz Deutsch­lands und sein­er Bürg­erin­nen und Bürg­er im Rah­men der Lan­des- und Bünd­nisvertei­di­gung weit­er­hin einen hohen Stel­len­wert. In diesem Zusam­men­hang gewin­nt der Beitrag der Marine zu mar­itimer Sicher­heit zukün­ftig ein höheres Gewicht.

  • Die weit­ere Entwick­lung der Marine zu lang andauern­den Ein­sätzen (auch) in großer Ent­fer­nung und unter Bedro­hung vor frem­den Küsten ein­er­seits, und der Fähigkeit zum Schutz der Küstengewäss­er und See­verbindungslin­ien Deutsch­land und sein­er Ver­bün­de­ten ander­er­seits wur­den daher als gle­ich­w­er­tige Prinzip­i­en der konzep­tionellen Aus­rich­tung für die Deutsche Marine niedergelegt.

  • In Abgren­zung zu den von anderen Mari­nen ver­fol­gten Schw­er­punk­t­set­zun­gen, ins­beson­dere im Bere­ich von Flugzeugträgern und amphibis­chen Fähigkeit­en, strebt die Deutsche Marine eine dazu teil­weise kom­ple­men­täre Entwick­lung an. Sie berück­sichtigt vor allem die Stärken der Deutschen Marine bei Oper­a­tio­nen in Küsten­re­gio­nen und bei der Durch­hal­te­fähigkeit bei kon­ven­tionellen Seekriegsmit­teln wie Fre­gat­ten und U‑Booten.

6. Nationale Maritime Konferenz 2009 in Rostock

Der mit der Zielvorstel­lung Marine 2025+ vorgegebene Anspruch ist nach den Worten Nolt­ings ehrgeizig. Unter den anhal­tenden Ressourcenzwän­gen wer­den weit­er­hin Pri­or­isierun­gen und Kom­pro­misse notwendig bleiben. Damit stellte sich die Frage nach den Anforderun­gen an den Mari­neschiff­bau und welche Kon­se­quen­zen sich für die Marine, die Haupt­abteilung Rüs­tung und die Mari­neschiff­bauin­dus­trie und ihrer Zulief­er­er ergäben. 

Einen Teil der Antworten gab Nolt­ing den Zuhör­ern am Beispiel der Fre­gat­te Klasse 125 gle­ich mit auf den Weg: »Die heuti­gen Fre­gat­ten der Marine wur­den konzip­iert, um im Wirkver­bund mit anderen Seekriegsmit­teln in Auseinan­der­set­zun­gen mit anderen Stre­itkräften einge­set­zt zu wer­den. Sie sind in der Regel für einen Teil­bere­ich der Seekriegs­führung, z.B. Flu­gab­wehr oder U‑Jagd, opti­miert und leis­ten Beiträge zu anderen Teil­bere­ichen. Sie kön­nen zwar für bre­it­bandi­ge, lan­gan­hal­tende Sta­bil­isierung­sop­er­a­tio­nen einge­set­zt wer­den, unsere Erfahrung der let­zten Jahre zeigt jedoch, dass dies wenig effizient ist: Die Schiffe weisen ein­er­seits Fähigkeits­de­fizite auf, ander­er­seits besitzen sie Über­be­fähi­gun­gen in ihrer Spezial­isierung. Daraus fol­gt für zukün­ftige Schiffe, dass sie ihr Fähigkeitsspek­trum in gewis­sem Maße verän­dern bzw. in der Lage sein müssen, dem konkreten Ein­satz anzu­passen. Dies kann beispiel­sweise durch stan­dar­d­isierte Mod­ule oder Sub­sys­teme geschehen. Mit der Fre­gat­te F125 tra­gen wir diesem Umstand teil­weise Rech­nung. In ihrer tech­nis­chen Ausle­gung und ihrem Fähigkeit­spro­fil ist sie für zukün­ftige Sta­bil­isierung­sop­er­a­tio­nen konzip­iert. Die so genan­nte »Inten­sivnutzung« ist ein wichtiges Designkri­teri­um dieser Schiff­sklasse. Die sich daraus ergeben­den Anforderun­gen sind sowohl für die Deutsche Marine als auch für die deutschen Werften und Sys­tem­liefer­an­ten eine neue Herausforderung.« 

Nolt­ing legte beson­deren Wert auf die Botschaft an die Teil­nehmer des Work­shops, dass Mari­neschiff­bau für den öffentlichen Auf­tragge­ber betreib­bar und bezahlbar sein müsse. Dabei kündigte er an, dass die Marine sich in Bezug auf oper­a­tive Forderun­gen diszi­plin­ieren werde, weil diese einen maßge­blichen Kosten­fak­tor darstell­ten, er aber auch im Gegen­zug von der Haupt­abteilung Rüs­tung und der Mari­neschiff­bauin­dus­trie die Bere­itschaft zur Suche nach inno­v­a­tiv­en, kostengün­sti­gen Lösun­gen erwarte. 

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →