Wie muss man sich die Ausbildung der libanesischen Marine konkret vorstellen?
Die libanesische Marine hat rund 40 Boote und etwa 1.800 Soldaten. Diese Soldaten haben wir von Anfang an eingebunden und ausgebildet. In einer ersten Basisausbildung haben wir den libanesischen Kameraden grundlegende Fertigkeiten vermittelt. Dazu gehören zum Beispiel: Feuerbekämpfung oder Leckabwehr an Bord der Boote oder lebenswichtige Grundlagen wie etwa die Rettung von Schiffbrüchigen aus Seenot. In einem weiteren Schritt haben wir die Kooperation der libanesischen Boote untereinander und mit uns deutlich verbessert. Sei es durch Sprechübungen über Funk oder gemeinsame Manöver in See. Ein Erfolg war Ende 2007 eine größere Übung, bei der die libanesische Marine zum ersten Mal selbst von Land aus ihre Boote geführt und mit der MTF im größeren Rahmen kooperiert hat. Dabei kam auch schon die neue durch Deutschland finanzierte Radarkette der Libanesen zum Einsatz. Das hat gut funktioniert. Die libanesische Marine kann stolz auf das Geleistete sein.
Wie stark ist die libanesische Marine jetzt schon eingebunden?
Die libanesische Marine ist sehr stark in die laufende Operation integriert und arbeitet in weiten Teilen schon jetzt vollkommen selbstständig. Der Libanon ist ein souveränes Land und, das betone ich immer wieder, wir können nur in Kooperation mit den Libanesen unseren Mandatsauftrag erfolgreich durchführen, damit Waffenschmuggel hier keine Chance hat. Auch die Durchsuchung von Schiffen im Hafen führt die libanesische Marine eigenverantwortlich durch, auch dies ist hoheitliche Aufgabe der Libanesen. Und das machen sie übrigens sehr gut.
Am 29. Februar 2008 (Stand Redaktionsschluss!) gibt Deutschland im Rahmen einer Zeremonie in Limassol die Führung der maritimen Komponente von UNIFIL an die von den Marinen Frankreichs, Italiens, Spaniens und Portugals gebildete EUROMARFOR ab. Führungsnation der EUROMARFOR ist zurzeit Italien, und der italienische FltlAdm de Biase wird denn auch die Aufgaben von FltlAdm Luther übernehmen. Italien hatte bereits im Herbst 2006 den multinationalen UN-Marineverband vor der Küste des Libanon geführt, wobei KAdm Giuseppe De Giorgi damals noch den Flugzeugträger GIUSEPPE GARIBALDI nutzen konnte. Admiral De Biase wird sich vermutlich mit einer Fregatte (mit Hubschrauber) als Führungsplattform bescheiden müssen; daneben hat die italienische Marine noch die Abstellung einer Korvette angekündigt. Frankreich und Spanien haben den Vereinten Nationen ebenfalls Fregatten angeboten. Dem UNIFIL-Verband werden nach dem Kommandowechsel aber nicht nur Einheiten der EUROMARFOR angehören. Griechenland hat eine Fregatte und eine Korvette angeboten, und die Türkei wird dem griechischen Beitrag wohl adäquat folgen. Die belgische und die dänische Marine wollen sich mit jeweils einer Einheit ebenfalls am nächsten UNIFIL-Kontingent beteiligen. Deutschland wird die Fregatte HESSEN sowie zwei Boote und ein Unterstützungsschiff ins Operationsgebiet vor der libanesischen Küste entsenden. |
Wann kann Deutschland die Führung des Marine-Verbandes abgeben?
Deutschland hat die praktische Umsetzung dieser UN-Mission von Anfang an maßgeblich geprägt. Wir haben eine Grundlage geschaffen, mit der hier auch zukünftig eine erfolgreiche Operationsführung und Kontinuität in der Ausbildung gewährleistet werden kann. Im Sinne einer Lasten-Teilung ist die Übergabe der Führungsrolle für Ende Februar 2008 vorgesehen.
Wie lange muss der UNIFIL- Marineverband aus militärischen Erwägungen heraus noch dort bleiben?
Unser Ziel ist es, den Libanon schrittweise dazu zu befähigen, seine hoheitlichen Aufgaben der Seeraumüberwachung und des Küstenschutzes so bald wie möglich wieder eigenständig zu übernehmen. Solange jedoch diese Fähigkeiten der libanesischen Marine noch nicht ausreichend sind, ist der Einsatz der UNIFIL-MTF und auch ein deutscher Beitrag weiter dringend erforderlich. Um den Prozess zu beschleunigen, hat Deutschland bereits bilateral durch die Übergabe zweier Patrouillenboote, die Bereitstellung einer neuen Küstenradarkette, durch unsere Ausbildungsmaßnahmen und nicht zuletzt durch den gemeinschaftlichen Einsatz der MTF zusammen mit der libanesischen Marine dazu einen erheblichen Beitrag geleistet.
Wie beurteilt die libanesische Bevölkerung Ihren Marineverband?
Ich glaube, dass die libanesische Bevölkerung dem UNIFIL-Verband offen bis freundschaftlich gegenübersteht. Ein Gradmesser für das positive Image des Verbandes ist aus libanesischer Sicht, so erklärte mir dies ein Professor der Universität von Beirut, dass heute keine israelischen Boote mehr in den Hoheitsgewässern des Libanon operieren. Auch die gute Zusammenarbeit mit der libanesischen Marine unter dem Motto »Hilfe zur Selbsthilfe« trägt ihren Anteil zu dieser positiven Grundhaltung bei.