Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “Marineforum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Nobody asked me, but …
F 124-Lessons Learned für F 125?
Von Andreas Uhl
F125 ist beschlossene Sache, die Deutsche Marine ist um einen wichtigen »Meilenstein« weiter. Nun gilt es, die vielen guten Ideen und Konzepte zusammen zu tragen, zu bewerten und zu implementieren – und diese vier Schiffe zu bauen.
Mit F 125 plant die Marine – nach dem technologischen Quantensprung der drei Fregatten der SACHSEN-Klasse (F 124) – wiederum eine richtungweisende Neuerung, eine so genannte »Stabilisierungsfregatte«, mit der völlig neue Wege beschritten werden sollen: Zwei signifikant reduzierte Besatzungen sollen sich an Bord dieses Schiffes abwechseln, welches aufgrund seiner technischen Auslegung bis zu zwei Jahre im Einsatzgebiet stehen soll. Dadurch werden zeitraubende Transitzeiten eingespart, man nennt dies »Intensivnutzung«. Zum Vergleich: Derzeit entfallen zum Beispiel auf zwei Jahre Einsatz am Horn von Afrika, der durch fünf sich abwechselnde Einheiten realisiert wird, fünf Monate Transitzeit. Dem Konzept entsprechend reduzierte sich diese Zahl beim Einsatz einer einzigen F 125 am Horn von Afrika auf nur einen Monat. Weiterhin wird F 125 kein »Warfighter« im klassischen Sinne sein.
In der Bundeswehr gibt es drei Kategorien für Streitkräfte: »Einsatzkräfte«, die in bewaffneten Auseinandersetzungen höchster Intensität eingesetzt werden können, »Stabilisierungskräfte«, die unterhalb dieser Schwelle in Krisen und gegen »asymmetrische« Gegner eingesetzt werden und in »Unterstützungskräfte«. F 125 soll zur mittleren Kategorie gehören, was eine gegenüber den derzeit in Dienst befindlichen Fregatten komplett andere Ausrüstung mit sich bringen wird.
Die Deutsche Marine besitzt mannigfaltige Erfahrungen mit neuen Schiffsklassen
Mit F 123, F 124 und K 130, drei wegweisenden neuen Kampfschiffsklassen, die innerhalb der letzten 15 Jahre in der Marine zugelaufen sind oder sich aktuell im Zulauf befinden, besitzt die Deutsche Marine mannigfaltige Erfahrungen mit der Integration von Neubauten. Auch wenn F 125 erklärtermaßen nicht die Komplexität einer F 124 aufweisen soll, so wäre es doch verfehlt zu glauben, die Anforderungen an die Intensivnutzung und die Automation vor dem Hintergrund reduzierter Besatzungen ließen sich risikofrei mit »bewährter und robuster Technologie von heute« realisieren. Gerade der bei reduzierten Besatzungskonzepten hohe Automationsgrad bedingt komplexe Technologien. Neben dieser technologischen Herausforderung gilt es aber auch, organisatorisch neue Wege zu finden, man bedenke nur die Auswirkungen des angedachten 2‑Besatzungs-Konzeptes auf Infrastruktur, Ausbildung und Logistik.
Es wäre nur konsequent und logisch, wenn die Marine den oben erwähnten Erfahrungsschatz konzentriert in das Projekt F 125 einbringen würde. Gerade aus dem Projekt F 124 lassen sich viele wichtige Lehren ziehen.