Deutschland — Die Operation Atalanta — Deutsche Einheiten unter EU-Führung am Horn von Afrika

 — Mil­itärein­satz oder Polizeiein­satz?
 — Die anderen Play­er in der Region

Mil­itärein­satz oder Polizeiein­satz?
Fehlende Abkom­men zwis­chen der EU und den Anrain­er­staat­en über die Auf­nahme und Behand­lung fest­ge­set­zter Verdächtiger ver­hin­derte zu Beginn der Oper­a­tion in der Regel ein massen­haftes Fest­set­zen von aufge­bracht­en Pirat­en bzw. der Pira­terie verdächti­gen Per­so­n­en. Grund­sät­zlich ist die Strafverfolgung/Ahndung von Akten der Pira­terie bzw. des bewaffneten Raubes zur See Sache der jew­eili­gen Nation, es gibt (noch) keinen EU- oder UN-Seegericht­shof oder Vergleichbares. 

Wie unter­schiedlich die Ver­fahren sind, zeigen fol­gende Beispiele: Die unter Oper­a­tion Endur­ing Free­dom operierende franzö­sis­che JEANNE DEVIENNE hat am 3. Jan­u­ar 09 neun­zehn Pirat­en fest­ge­set­zt und schon 2 Tage später an das nord­so­ma­lis­che Punt­land aus­geliefert, die dänis­che Fre­gat­te ABSALON hat­te fünf am sel­ben Tag fest­ge­set­zte Pirat­en erst nach 51?2 Wochen am 10. Feb­ru­ar von Bord geben kön­nen. Erst seit Feb­ru­ar gibt es ein Durch­schleusungsabkom­men der EU mit Dji­bouti, welch­es ein Fest­set­zen und Über­führen zur weit­eren Strafver­fol­gung nun erleichtert. 

Marineforum - Ein festgesetztes Boot mit Piraten (Foto: dt. Marine) Sollte ein deutsch­er Kom­man­dant sich für eine Fest­set­zung aufge­brachter Pirat­en entschei­den, ist das Ver­fahren wie fol­gt: Die eingeschifften Feld­jäger sich­ern juris­tisch ver­w­ert­bar Beweise, vernehmen unter Zuhil­fe­nahme des Sprach­mit­tlers Verdächtige und set­zen die verdächti­gen Per­so­n­en fest. Spätestens nach dem Auf­brin­gen eines Piraten­bootes begin­nt der qua­si strafrechtlich rel­e­vante Teil der Oper­a­tion mit der Beweis­sicherung. Es han­delt sich aber bei der Fest­set­zung nicht um eine Fes­t­nahme nach deutschem Strafrecht, son­dern eine völk­er­rechtlich abgedeck­te Inge­wahrsam­nahme. Erst mit Über­gabe an einen Bun­de­spolizis­ten am Flughafen in Dji­bouti oder Ham­burg begin­nen tat­säch­lich strafrechtliche Fris­ten und Ver­fahren zu laufen. 

Die anderen Play­er in der Region
Bere­its seit 2002 operiert die Task-Force 150 (TF150) als Coali­tion-of-the-Will­ing in der Region gegen den inter­na­tionalen Ter­ror­is­mus. Auch hier leis­tet Deutsch­land seinen Beitrag mit ein­er Fre­gat­te, seit Mitte Jan­u­ar stellt die Deutsche Marine den Com­man­der der Task-Force (CTF). Flot­til­lenad­mi­ral Brinkmann führt seit­dem von Bord der Fre­gat­te MECKLENBURG-VORPOMMERN aus die Ein­heit­en der TF 150.Auch Ein­heit­en dieser Task-Force haben in der Ver­gan­gen­heit bere­its Pira­te­nan­griffe im Rah­men der völk­er­rechtlichen Bes­tim­mungen des Seerecht­sübereinkom­mens abgewehrt. 

Um gezielt gegen Pirat­en vorge­hen zu kön­nen, wurde aus der Task-Force 150 (Endur­ing Free­dom) die neue Task-Force 151 Counter-Pira­cy) unter US-amerikanis­ch­er Führung »aus­ges­teuert«. Sie wird seit Mitte Jan­u­ar 2009 unter den o.a. UN-Res­o­lu­tio­nen – ergänzt um die Res­o­lu­tion 1851 (Vorge­hen gegen Pirat­en auch an Land in Soma­lia) – einge­set­zt. Zwis­chen CTF 150, 151 und 465 (Ata­lan­ta) find­et täglich­er Lage­bil­daus­tausch sowie Koor­di­na­tion der See- und Luftrau­mord­nung statt. 

Unter nationalem Kom­man­do operieren ein Dutzend weit­ere Kriegss­chiffe zum Schutz der Han­delss­chiff­fahrt und – mit unter­schiedlichen Ein­sat­zop­tio­nen – auch mehr oder weniger gezielt gegen Pirat­en. Gewohn­heits­gemäß operiert Frankre­ich mit Kriegss­chif­f­en im Roten Meer und Indis­chen Ozean, geführt vom ALINDIEN an Bord eines franzö­sis­chen Flag­gschiffes. Auch Sau­di Ara­bi­en, Indi­en und Malaysia operieren mit je ein­er Fre­gat­te zum Schutz der Han­delss­chiff­fahrt. Rus­s­land hat einen Zer­stör­er und einen Tanker entsandt. Bemerkenswert ist das Erscheinen eines chi­ne­sis­chen Ver­ban­des, beste­hend aus 2 Zer­stör­ern und einem Ver­sorgungss­chiff Anfang Jan­u­ar 2009. Zum ersten Mal seit vie­len Jahrhun­derten operieren chi­ne­sis­che Kriegss­chiffe außer­halb der heimis­chen Inter­essen­sphäre. Auch mit diesen Ein­heit­en tauscht der EU-Ver­band mehr oder weniger regelmäßig Infor­ma­tio­nen aus, mit den rus­sis­chen Ein­heit­en wer­den sog­ar bere­its die Group Tran­sits koordiniert. 

Team GlobDef

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