Leben an Bord im Einsatz
Für die Besatzungen stellt der Einsatz eine besondere Herausforderung dar. Schnellboote wurden ursprünglich als Einwachen-Boote konzipiert. Für die seit Jahren geübte Praxis mehrtägiger Seefahrten müssen Kompromisse gefunden werden. In der Einsatzrealität fahren auch deutsche Schnellboote seit Jahren als Einheiten mit zwei Wachen. Ergänzt wird die Stammbesatzung im Einsatz durch die Einschiffung eines Rettungssanitäters sowie eines Teams von vier Soldaten der Marineschutzkräfte. Diese dienen im Rahmen der Unit bzw. Force Protection dazu, die Selbstverteidigungsfähigkeit des Bootes gegen die im Einsatzraum vorhandene asymmetrische Bedrohung zu erhöhen. Darüber hinaus unterstützen die eingeschifften Soldaten die Stammbesatzung in den See- und Kriegsmarschwachen.
Durch das Fehlen eigener Messen können als Aufenthaltsraum für die Freiwache nur die Schlafdecks und das Oberdeck genutzt werden. Bei – insbesondere im Winter – oft widrigen Wetterverhältnissen besteht zwischen den Seewachen häufig keine andere Möglichkeit, als die Zeit auf der Koje zu verbringen. Dennoch ist eine effektive Ruhephase bei Wellenhöhen von bis zu vier Metern sowie der Nähe von Schlaf- zu Maschinenräumen oft nicht gewährleistet. Die Privatsphäre ist extrem eingeschränkt, zumal in See für eine Einsatzbesatzung von 40 Personen nur zwei Toiletten und eine Dusche sowie wenig Waschgelegenheiten zur Verfügung stehen.
Um bei den aufgezeigten Belastungen in See die Durchhaltefähigkeit über mehrere Monate zu gewährleisten, verbringen die Besatzungen etwa alle zehn Tage zwei Nächte in einem Mittelklassehotel auf Zypern. Die restlichen Hafenphasen sind vorgesehen für Instandsetzung und Wartung sowie Ausbildung innerhalb der Besatzung. Dieser Rhythmus hat sich als sinnvoller Kompromiss zwischen dem Regenerationsbedarf der Besatzung und einer ausreichenden Zeit für Materialerhaltung erwiesen. Zusätzlich werden die Boote im Hafen durch die Systemunterstützungsgruppe des Geschwaders technisch und logistisch unterstützt, wodurch die Bordbesatzung weiter entlastet wird.