Seekriegsoperationen
Erhalt der Fähigkeit zu Seekriegsoperationen mit hoher Intensität
Eine weitere große Herausforderung, die Ihre Erfahrungen aus den aktuellen Einsätzen zeigen, ist der sich abzeichnende Verlust an Kompetenz im Bereich der klassischen Warfare Areas. Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass wir gerade in diesen Bereichen unsere Fähigkeiten durchgängig erhalten bzw. wieder erlangen. Manöver wie Northern Coast sind der einzig richtige Weg.
Wir dürfen nicht zulassen, dass wir durch das aktuelle Einsatzgeschäft unsere Fähigkeiten im Bereich der klassischen Warfare Areas vernachlässigen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich bin bestimmt der Letzte, der das, was auf See, in der Luft und an Land geleistet wird, klein reden will. Doch wir stehen eben nun einmal alle unter dem Eindruck der aktuellen Stabilisierungseinsätze mit überwiegend niedriger oder mittlerer Intensität. Damit treten aber die Herausforderungen, die im Seekrieg auf unsere Schiffe, Boote und Flugzeuge zukommen werden, etwas in den Hintergrund.
Mit anderen Worten, wir müssen nach wie vor dafür gewappnet sein, uns an Einsätzen zu beteiligen, die von uns die Fähigkeit zu Seekriegsoperationen hoher Intensität verlangen und dies gegebenenfalls nach nur kurzer Vorwarnzeit.
Deshalb werde ich nicht müde, darauf hinzuweisen, dass wir Anti Submarine Warfare (ASW),Anti Surface Warfare (ASuW), Anti Air Warfare (AAW), Mine Warfare (MW) und auch Electronic Warfare (EW) nicht links liegen lassen dürfen. Es gilt, die Areas weiterzuentwickeln. Auch hier herrscht Einigkeit mit Ihren Kommandeuren. Dies bindet das Marineamt vorrangig ein, denn dort ist die Abteilung WEM (Weiterentwicklung und Ausbildung Marine) nachgeordnete Dienststelle. Darüber hinaus führen uns die Ergebnisse näher an die notwendige Erkenntnis heran, zukünftige Fähigkeiten und Plattformen voneinander zu trennen.
In diesem Zusammenhang bin ich froh darüber, dass es mir gelungen ist, den Generalinspekteur und den Bundesminister davon zu überzeugen, dass es sinnvoll und zielführend ist, 2010 erstmals eine Fregatte 124 voll in eine US-Carrier Strike Group zu integrieren. Dass dies natürlich auch ein erhebliches politisches Signal setzt und der Relevanz der Marine zuträglich ist, liegt auf der Hand. Zwar gibt es auch hier noch ein paar Klippen zu umschiffen, doch der Kurs ist sauber abgesteckt. Das Hervorheben nur einiger weniger Schwerpunkte aus der JaWeM 2009 soll nicht heißen, dass die heute von mir nicht erwähnten Teile weniger Relevanz besitzen.
Sie werden trotz meiner heutigen Ansprache nicht umhin kommen, dieses Dokument zu lesen. Ich kann Ihnen versprechen, es lohnt sich!
August Heinrich Henckel von Donnersmarck hat es wie folgt auf den Punkt gebracht: »Nur wer ja sagt zur Bereitschaft, über alles zu reden, allem zuzuhören, alles zu prüfen und das Gute zu behalten, wie Paulus sagt, der wird die Zukunft gewinnen.«
Das kommende Jahr hält besondere Herausforderungen für uns bereit. Sie zu meistern verlangt, den vorhandenen Handlungsspielraum bis an die äußersten Grenzen zu nutzten, flexible und auch unkonventionelle Lösungen anzustreben und so die zu erwartenden Belastungen für die Soldatinnen und Soldaten so gering wie möglich zu halten.