Professionelle Fernmelde- und Elektronische Aufklärung
Im Keller des Dienst- und Unterkunftsgebäudes wurden rund um die Uhr mit fünf Wachen die wichtigen Funksignale erfasst und die Ergebnisse per Standleitungen weitergemeldet. Jede Wache bestand aus einem Maat/Obermaat als Wachleiter und meist vier Mannschaftsdienstgraden. Ab Mitte der siebziger Jahre waren Portepeeunteroffiziere als Wachleiter eingesetzt. Bis in die achtziger Jahre befanden sich hier auf dieser kleinen Station folgende Teilbereiche:
Marine-Signalstelle zugehörig zur Marinefernmeldegruppe 53 (Neustadt/Holstein)
Marineunterwasserortungsstelle, zugehörig zur Marinefernmeldegruppe 53 (Neustadt/ Holstein)
Marinefernmeldesektor 73 Außenstelle Marineleuchte, zugehörig zum Marinefernmeldesektor 73 (Neustadt/Holstein).
Installation einer großen Parabolspiegels zum Abhören einer Fernschreibrichtfunkstrecke der NVA |
Das Keller-Zeitalter ging 1987 zu Ende, als das jetzt noch bestehende »Container-Areal« als »Zwischenlösung« errichtet wurde. Die große Lösung hieß Klingenberg und bezeichnete ein Gelände, zwei Kilometer Luftlinie entfernt und 16 Meter über NN, auf dem eine völlig neue FmElo-Aufklärungsstation gebaut werden sollte. Die Wiedervereinigung Deutschlands verhinderte die Fortführung der Klingenberg-Planungen, das Provisorium blieb und ist heute als ELAM-Erfassungsstelle Marienleuchte dem Fernmeldebereich 91 der Streitkräftebasis unterstellt.
Die Fernmeldeaufklärungskomponente der Außenstelle Marienleuchte des Marinefernmeldesektors 73 war ebenfalls im Keller untergebracht. Hinzu kam, dass die Außenstelle für die Flottendienstboot-Einsätze Personal abzustellen hatte, was die Gewährleistung der eigenen Erfassung unter Umständen stark beeinträchtigte. Das Personal im Sprechfunkaufklärungsabschnitt wurde nach Einstellen der Erfassung abgezogen und verrichtet zumeist im Hause Marinefernmeldestab 70 (heute Fernmeldebereich 91) seinen Dienst.
Holzauge, Miss Beta und Großes Seeohr
Im gleichen Maß, wie die oben genannten Fachabschnitte personell abgebaut und umstrukturiert wurden, entstand die Marineunterwasserortungsstelle neu. Die Marineunterwasserortungsstelle, in den sechziger Jahren mit dem Überwachungssystem »Holzauge« in Marienleuchte errichtet, wechselte im Unterstellungsverhältnis erst im April 1986 vom Marinefernmeldeabschnitt 1 zum Marinefernmeldestab 70 und 2001 vom Marinefernmeldestab 70 zur U‑Bootflottille und 2006 dann zum Ausbildungszentrum U‑Boote. Bereits 1987 wurden Planungen konkret, eine moderne leistungsfähige Erfassungsstelle aufzubauen, die das »Holzauge« sowie die Anfang der 80er Jahre hinzugekommene amerikanische Anlage »Miss Beta« ersetzen sollte.
Zunächst wurde 1991 nach dem dafür erforderlichen hochbaulichen Umbau im Gebäudeteil das »Große Seeohr« installiert. Dieser Sensor, dessen Kernstück drei unter dem Schifffahrtsweg in unmittelbarer Nähe zur Tonne KO 8 verlegte Sensoren sind, war als nationales Erfassungssystem zuerst in Betrieb genommen worden. Die am 13. Januar 1993 in die militärische Nutzung eingeführte Passivsonaranlage DWQX-12-Anlage erlaubt weitergehende Erfassungs- und Analysemöglichkeiten sowohl im Geräusch- als auch im Sonar- und UT-Sektor als das »Große Seeohr«. Besonders die hohe Peilgenauigkeit ermöglicht mithilfe der Radar- und optronischen Sensoren eine präzise Zuordnung. Das von der NATO finanzierte System erlaubt es, schon auf relativ große Entfernungen Fahrzeuge zu detektieren und zu klassifizieren.