Die japanische Endzeit-Sekte wurde durch Shoko Asahara (eigentlich: Chizuo Matsumoto) 1987 gegründet.
Ashara war früher ein Händler von Heilkräutern sowie Eigentümer von mehreren Yogaschulen in Japan. Nach seiner Reise 1986 in den Himalaja, kehrte er als selbsternannter Prophet und Visionist zurück. Laut Ashara sei er auserwählt worden “Gottes Heer zu führen”, er glaubte das nach der Jahrtausendwende nur eine göttliche Rasse überleben und ein Japaner diese leiten wird.
Die neue Sekte eröffnete mehrere Büros in Japan und fand wegen seiner mystisch spirituellen Art aus Buddhismus und Hinduismus verbunden mit apokalyptischen Auffassungen sehr schnell Anklang bei den Japanern.
Ende 1987 verfügte die Aum-Sekte bereits über 1500 Mitglieder in verschiedenen Städten. Auf einem Aum-Kongreß 1987 verkündete Ashara den Ausbruch des Atomkrieges mit Sicherheit zwischen 1999 und 2003. Jeder solle daher Mitglied der Aum-Sekte werden um diese Katastrophe abzuwehren. Ashara sah die USA auch als eine “nukleare Gefahr” für Japan und sagte einen Angriff der Amerikaner mit Nervengas und Atomwaffen voraus. Ashara erfand immer mehr groteskere Verschwörungstheorien, von rätselhaften Zusammenwirken von Freimaurern, Juden und Großkonzernen bis zu Behauptungen von der Unterwanderung der japanischen Regierung durch die USA und deren Verantwortung an der Erdbebenkatastrophe von Kobe 1995.
Die Aum-Sekte hatte auch gute Kontakte zur “Alpha” ‑Anti-Terroreinheit des ehemals sowjetischen Geheimdienstes KGB. So wurden Aum-Aktivisten in der verdeckten Kriegsführung (Sabotage, Attentate, Entführung, Spionage) ausgebildet. So sollen auch große Mengen an Raketenwerfern und Sturmgewehren aus Beständen des ehemaligen KGB gekauft worden sein. Auch ein Hubschrauber russischen Typs zum Versprühen von Chemikalien konnte geordert werden.
Eigene Produktionsanlagen sollten das Sturmgewehr AK-47 Kalashnikov nachbauen, Sprengstoff vom Typ TNT und RDX (Hexogen) herstellen
1993 forderte Ashara zur Verhinderung des Weltuntergangs die schnelle Beschaffung von Waffenmaterial. Um diese Ziel zu erreichen rekrutierten die Sekte Wissenschaftler und Techniker aus Japan, Rußland und anderen Ländern. Aus Rußland sogar zwei Nuklearwissenschaftler.
Die Aum-Sekte strebte auch nach einem Arsenal von ABC-Waffen. Nach der Erstürmung von japanischen Sicherheitskräften des Satian-7-Laboratorium der Sekte 1995 fand man eine ausreichende Menge Sarin, um schätzungsweise 4 Mio. Menschen zu töten. Außerdem fand man bereits produzierte oder in Zukunft zur Herstellung vorgesehene Nervengase wie Tabun, VX-Gas und Soman. Auch chemische Kampfstoffe wie Senfgas und Sodiumzyanid sollte hergestellt werden. 100 Gramm der halluzinatorischen Droge LSD und 3 Kilogramm Meskalin wurde ebenfalls gefunden.
In Westaustralien kaufte die Aum-SekteAnfang der 90er Jahre ein großes Stück Land einer ehemaligen Schaffarm, genannt Banjawarn Station, in der Hoffnung dort Uranmaterial zu finden. Am 28. Mai 1993 kam es in der Nähe zu einer gewaltigen Explosion, deren Ursache noch nicht geklärt werden konnte.
Das Vermögen der Sekte wurde mit mehr als 1 Milliarde US-Dollar geschätzt.
Im April 1990 versprühte die Aum-Sekte im Zentrum von Tokio und vor dem Parlamentsgebäude Botulintoxin (bakterielle Lebensmittelvergiftung). Der Anschlag erwies sich allerdings als unwirksam. Ein weitere Anschlag im Juni 1990 mit Botulin im Stadtzentrum von Tokio scheiterte ebenfalls. Man vermutet das die Gruppe im Juli 1990 Milzbrandsporen (Anthrax) verteilen wollte.
Im Juni 1994 versuchten Mitglieder der Aum-Sekte drei Richter wegen einem Zivilprozeß gegen die Aum-Sekte im Ferienort Matsumoto (trägt den gleichen Namen wie Asharas ursprünglichen Namen) mit Sarin zu töten. Sie besprühten einen Wohnblock mit Sarin, wodurch 7 Personen starben und weitere 250 in das örtliche Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Richter erkrankten schwer, überlebten aber den Anschlag.
1995 hatte die Aum-Sekte in Japan 10000 Mitglieder, organisiert in 24 Unterorganisationen, in Rußland schätzungsweise 20.000 und in 6 weiteren Ländern nochmals insgesamt 15.000 Anhänger (u.a. USA, Australien, Deutschland und Sri Lanka).
“Mit Hilfe von Sarin werden wir große Städte ausradieren” hatte Ashara erklärt.
Am 20. März 1995 ließen Anhänger der Aum Shrin Kyo-Sekte 11 kleine Pakete Sarin in die U‑Bahn von Tokio frei, dabei wurden 12 Personen getötet und 5500 verletzt. In 5 Zügen der U‑Bahnlinien Eidan, Chiyoda, Hibiya und Marunouchi wurde das Nervengas freigesetzt. Insgesamt waren 15 Stationen von drei verschiedenen U‑Bahnlinien in Tokio betroffen.
Als letzte Aktion versuchten die Aum-Mitglieder am 5. Mai 1995, dem nationalen “Kinderfeiertag” in Japan, einen Angriff mit Hydrogenzyanid (auch bekannt als Zyklon B) durchzuführen. Scheiterten aber, was sonst Zehntausende von Menschen das Leben gekostet hätte.
Am 16. Mai 1995 wurde Shoko Asahara verhaftet
Am 15,. Dezember 1995 wurde die Aum-Sekte gemäß dem japanischen Staatsschutzgesetzes von 1952 offiziell verboten. Das Eigentum wurde beschlagnahmt.
Anfang 1997 hebt eine unabhängige Sicherheitskommission das Verbot wieder auf, da die Sekte nach der Verhaftung fast aller ihrer Führer keine Bedrohung mehr für die Gesellschaft darstelle.
Im September 1997 berichtet die “Washington Post”, das ein harter Kern der Aum-Sekte eine Wiederbelebung anstrebt. So sollen diese in kommerzielle Unternehmen auch in der Computerbranche aktiv sein.
1998 verurteilte ein Gericht in Japan ein Mitglied der Aum-Sekte wegen Mordes an einer dreiköpfigen Familie zum Tode.