Zeitlinie der verschiedenen Widerstandsorganisationen in der Schweiz:
1940–1945 | 1948–1967 | 1968–1980 | 1981–1991 |
Aktion Nationaler Widerstand (ANW) | Territorial Dienst | Spezialdienst UNA | P26 |
Vorgesehenes Operationsgebiet: Die besetzte Schweiz
Organisationstyp: Elitäre Kaderorganisation
Budget: 3 Mio Schweizer Franken pro Jahr
Truppenstärke geplant: 800 in insgesamt 80 Regionen
Truppenstärke 1991: 320 Personen, davon 10 Prozent fertig ausgebildet
Ausrüstung: Pistole zur Selbstverteidigung, eidgenössisches Präzisionsgewehr G150 zur lautlosen Auslösung von Triggerladungen und Materialsabotage, Sprengstoff, verschlüsselte Funkgeräte, Medikamente & Chirurgiebesteck, Goldplättchen als Kriegswährung, sehr gutes Kartenmaterial
Primärziel: Aufrechterhaltung des Widerstandswillens in einer besetzten Schweiz
Sekundärziel: Zerstörung kritischer Infrastrukturobjekte des Gegners
Tertiärziel: Medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung und der Verwundeten
Die Bedrohung
Seit 1940 gab es in der Schweiz Projekte, die es zum Ziel hatten die Widerstandsfähigkeit im Besatzungsfall zu erhöhen. Das dies bis 1989 mit Sicherheit nötig war, untermauern Funde aus den Archiven des KGB, woraus hervorgeht, dass noch bis Sommer 1988 ein Vorstoss des Warschauer Paktes über den neutralen Korridor (Österreich, Schweiz) geplant wurde. In den Karten über die Schweiz finden sich z.B. Angaben zu Belastungsgrenzen von Brücken bzw. welche Panzer darüber fahren können. Ausserdem hat man in der Schweiz nach dem Ende des Kalten Krieges zahlreiche Verstecke für Waffen und Ausrüstung gefunden, die ihren Ursprung in der Sowjetunion hatten.
Der Unterschied zwischen Geheimarmee und elitärer Kaderorganisation
Wie man oben an der Zeitlinie erkennen kann, gab es ab 1940 insgesamt vier Projekte mit dem Ziel des Aufbaus einer Widerstandsorganisation bzw. um Vorbereitungen für den Besatzungsfall zu treffen. Das letzte dieser Projekte war der Aufbau der elitären Kaderorganisation P26. Der Begriff der elitären Kaderorganisation darf auf keinen Fall missverstanden oder gleichgesetzt werden mit dem Wort Geheimarmee. Warum? Hier eine Erklärung:
Bei einer Kapitulation bleibt einem Armeeangehörigen immer noch der Weg in die Kriegsgefangenschaft. In einer elitären Kaderorganisation gibt es diesen Ausweg nicht, da der Widerstand den Begriff Kapitulation nicht kennt. Ein Zitat aus dem Gelöbnis des Offiziersbundes von 1940 lautete beispielsweise: „Wer nach dem Erfolg des Widerstandes fragt ist ein Verräter“.
In einer Armee kennt ein Soldat den anderen. Doch um im Besatzungsfall erfolgreich Widerstand leisten zu können, müssen die Vorbereitungen dazu unter mehr als nur strenger Geheimhaltung stattfinden. Das bedeutet, dass ein Mitglied nur so viele andere Mitglieder kennt, die notwendig sind, damit die zugeteilte Aufgabe erfüllt werden kann. Im Normalfall sind das nicht mehr als zwei Personen. Zellenübergreifende Informationen oder Kontaktmöglichkeiten sind nicht vorgesehen, weshalb das Organisationsprinzip von P26 nicht mit dem einer Armee vergleichbar ist. P26 war für die Regierung im Exil als Nachrichtenquelle und letztes Mittel der Einflussnahme im Besatzungsfall konzipiert worden.
Hinzukommt, dass eine Armee über alle notwendigen Ressourcen verfügen müsste, um adäquat ausgerüstet zu sein. Doch bei der Auflösung von P26 im Jahr 1991 befanden sich 25 Prozent der Grundausrüstung in Lagern der Generalstabsabteilung des EMD. Darunter vor allem das sensitive Material, wie Sprengstoff, Waffen und Munition. Dieses wäre erst im Ernstfall verteilt worden. Das bedeutet, dass P26 Mitglieder in Friedenszeiten unbewaffnet waren und somit nicht als schwer bewaffnete Guerilla eingestuft werden können.
Die hier genannten Elemente der elitären Kaderorganisation unterscheiden sich somit massiv von einer Geheimarmee. Die Eigenschaften von P26 sind somit nicht als kriminell anzusehen sondern sie waren notwendig gewesen, um den Mitgliedern der elitären Kaderorganisation und der Nation einen Vorteil im Besatzungsfall zu ermöglichen. Alle Mitglieder von P26 als auch die eingeweihten Parlamentarier (aus verschiedenen Fraktionen) des Kontrollgremiums, teilten diese Ansicht. Ausserdem hat das schweizerische Parlament 1973 und 1981 zu den Vorbereitungen zustimmend Kenntnis genommen und die Rechtmässigkeit dieser bestätigt.
Linkspopulisten argumentieren, dass P26 die Macht gehabt hätte mit vereinten Kräften eine Art Militärputsch durchzuführen, da sie sich selbst hätten aktivieren können und wie eine Art Untergrundarmee hätten losschlagen können. Doch die elitäre Kaderorganisation wäre nur auf Befehl der verbliebenen Regierung aktiv geworden und nicht von selbst. Als eigendynamische Armee adhoc kann P26 nicht eingestuft werden, da wie bereits oben beschrieben, sich die Mitglieder nicht zellenübergreifend kannten, nicht über die Ressourcen einer Art (Ersatz-)Armee verfügten und dazu auch nicht konzipiert wurden.
Der Autor dieses Artikels hat sich ausserdem damit beschäftigt herauszufinden woher diese Energie kommt, die vor allem aus dem linkspopulistischen Spektrum darauf abzielt P26 als Geheimarmee darzustellen, welche in einem demokratischen Rechtsstaat ihrer Ansicht nach nicht zu existieren hat. Zwei Argumente werden von dieser Seite vertreten. Erstens, dass Widerstand immer einen Blutzoll fordert. Es sollen keine Menschen sterben im Besatzungsfall. Niemand soll dem Risiko ausgesetzt werden sein Leben durch leisten von Widerstand zu verlieren. Zweitens, es wird argumentiert, dass das Volk der besetzten Schweiz instinktiv weiss, was es im Besatzungsfall zu tun hat. Es würde sich Widerstand auf eigendynamische Art und Weise formieren. Zusammengefasst heisst das, dass darauf gehofft werden sollte, dass sich der Besatzer über längere Zeit nicht halten könne und sein Unrecht erkennt.
Aus militärpsychologischer Sicht und auch aus historischer Sicht kann argumentiert werden, dass nur das Leisten von dauerhaftem und organisiertem Widerstand zum Erfolg verhilft. Der Erfolg ist, wenn der Besatzer das Land verlässt und die alten Strukturen wiederhergestellt sind. Je länger der Besatzungsfall dauert, desto unwahrscheinlicher wird diese Rückkehr.
P26 und seine Vorläuferorganisation wollten somit dazu beitragen, den Widerstandswillen kontinuierlich aufrechtzuerhalten und es nicht dem Zufall oder der Raison des Gegners überlassen, wie die Eidgenossenschaft zurück zur Unabhängigkeit findet.