HAL — Indiens Flugzeugwerft
Hindustan Aeronautics und Hindustan Aerospace Ltd. (Bangalore) sind die indischen Flugzeugwerften, die einen großen Teil des eigenen Bedarfs der indischen Streitkräfte durch eigene Produktionen decken.
Mit dem Nachbau der MiG-21 (diverse Varianten), der MiG-27 M und der SU 30 MK 1 hat HAL umfassende Erfahrungen an russisch-sojwetischer Technik erworben, die seit 1979 produzierte Sepecat Jaguar stellt das Pendant für westliche Technik dar. Auch russische (R‑29 B, R‑25, AL-31 FP) und westliche (GNOME 1400 IT, ADOUR MK 804 E, AVON, ORPHEUS 70105, DART 533–2 und 536–2 T, Artouste III B, Garrett TPE 331–5, Adour MK 804 / MK 811) Triebwerke werden bei HAL produziert. Bei HAL sammelt sich damit das know how östlicher und westlicher Herkunft.
Neben militärischen Jets werden auch Hubschrauber produziert, und die Inder haben sich zusätzlich zur Lizenzproduktion auch an die Eigenenwicklung gewagt.
Jettrainer, Erdkampfflugzeuge und Fighter:
Eine der ersten Lizenzproduktionen war die HAL Ajit, eine Lizenzproduktion der Hawker Siddeley Gnat mit einem von HAL in Lizenz produzieren Orpheus 701 E Triebwerk (20,7 kN Schub) und einer Höchstgeschwinditkeit von etwas über Mach 1,0 und einer maximalen Reichweite von 1.900 km. 25 Gnat I wurden von Indien fertig gebaut, weitere 25 aus angelieferten Teilen zusammen gebaut und bis 1973 weitere 213 in Lizenz in Bangalore produziert. Aus der Gnat I wurde von HAL dann 1974 die verbesserte Gnat II (Ajit) entwickelt, die in integrierten Flügeltanks den vorher in Unterflügeltanks mitgeführten Treibstoff aufnehmen und damit wertvolle Aussenstationen für die Waffenlast freimachen konnte. Die Ajit wurde von Indien erfolgreich bei Kampfeinsätzen und zur Erdkampfunterstützung eingesetzt.
Mit der Hindustan HJT-16 Kiran wurde ab 1964 ein leichter Jettrainer produziert, der mit seiner maximalen Abflugmasse von etwas über 4.000 kg auch als leichtes Erdkampfflugzeug eingesetzt werden konnte.
Die ersten 68 Flugzeuge hatten aber noch keie Bewaffnung, spätere Modelle dann einer Waffenstation unter jedem Flügel, mit der ingesamt über 450 kg Last transportiert werden konnten. Der Waffentrainer (II) besaß dann schon zwei Stationen unter jedem Flügel — die inneren aber nur für Kraftstoffbehälter — für eine Gesamtlast vo über 900 kg und zwei 7,62 mm MGs im Bug.
Die von von HAL in Lizenz produzierte Rolls-Royce-Viper-11 Strahlturbine mit 11,14 kN (MK I — Anfangstrainer) bzw. die ebenfalls in Lizenz gebaue Rolls-Royce-(Bristol-)Orpheus 701 Turbine (Mk II — Waffentraner und leichtes Erdkampfflugzeug, 15,14 kN) verliehen der Maschine einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 700 km/h und einer Reichweite von etas über 700 km. Fast 200 Maschinen der Version MK I wurden gebaut.
Nachfolger wird der HAL Intermediate Jet Trainer HJT-36, der am 21. März 2003 seinen Erstflug begehen konnte.
Bereits 1961 erfolgte der Erstflug der Hinudstan HF — 24 Marut, einem einsitzigen Jäger und Erdkampfflugzeug, der unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Tank, Deutschland, die erste namhafte Eigententwicklung der Inder darstellt.
Zwei in Lizenz produzierte Orpheus-703-Strahltriebwerke mit je 21,6 kN Schub verliehen der etwa Mach 1,0 schnellen Maschine eine ausreichende Geschwindigkeit, um sich im Dezember 1971 — ohne Verluste — gegen Pakistan zu behaupten. Bis Ende 1975 waren etwa 100 Mk I geliefert, ausgestattet mit vier 30-mm-MK‑2 Kanonen (je 120 Schuß), einziehbarem Matra-Raketenbehälter für 50 SNEB Raketen (68 mm) und vier Unterflügelstationen mit jeweils etwas über 450 kg Traglast. Die MK IT hatte anstelle des Raketenbehälters einen zweiten Martin-Baker-Sitz und dienste seit 1974 als Kampftrainer.
Aufbauend auf dieser Erfahrung konnte HAL mit der MiG 21 (HAL 77 — eine MiG-21 PF, auch als MiG 21 FL bezeichnet) und später auch mit der MiG-27 modernste sowjetische Kampfflugzeuge in Lizenz produzieren. Die letzte von HAL in Indien gebaute MiG-21 Variante war die MiG-21bis (“Vikram”).
Auch die MiG-27 wurde bei HAL in Indien seit 1984 mit einer Lizenz von 188 Maschinen (und einer Option für 50 weitere Flugzeuge) weiter entwickelt bzw. nationalen Upgrates unterzogen.
Neben diesen sowjetischen / russischen Modellen hat Indien auch immer den Technologietransfer aus westlichen Staaten gesucht. So produziet Indien die SEPECAT Jaguar mit dem in Indien herstellten RT172-58 Adour Mk.811 turbofan-Triebwerk in Lizenz.
HAL produziert weiter Ersatzteile für die bei Indiens Streitkräften eingesetzte MIRAGE 2000 (Vajra).
Weniger erfolgreich, um nicht zu sagen “etwas zäh” verlief die Entwicklung eines eigenen leichten Jägers, der ADA / HAL Tejas — einem “Light Combat Aircraft” (LCA). Im Januar 2001 erhob sich dieser Vogel erstmals in die Luft. Der luftbetankungsfähige Deltaflügle soll seit 2004 mit einer begrenzten Produktion von bis zu 8 Flugzeugen jährlich ausgeliefert werden.
Indiens Streitkräfte werden in den nächsten Jahren die zunehmend veraltete Luftflotte (MiG 21 und MiG 23) umfassend erneuern. Eine Ausschreibung für ein “Multi Role Combat Aircraft” (MRCA), von dem über 100 Exemplare beschafft werden sollen, läuft. Russland, das bereits die MiG-29 und zuletzte die SU-30 K Flanker an Indien geliefert hat, rechnet sich gute Chancen für einen Auftrag aus. Es steht zu erwarten, dass HAL mit einer Lizenzproduktion des ausgewählten Flugzeugtyps einen deutlichen Anteil an diesen Erneuerungsbemühungen bestreiten wird.
Auch beim Hubschrauberbau wurde HAL aktiv. Mit der Lizenzfertigung der Aérospatiale “Alouette” hat HAL insbesondere einen Hochleistungslastenschlepper und einen Verbindungshubschrauber für seine Gebirgsgegenden bereit gestellt. Die als Lastenschlepper eingesetzte HAL-Lama 315 (Cheetah) ist eine Mischung aus der Alouette II — Zelle und dem Triebwerk und Rotorsystem der Alouette III.
Eine weitere Variante ist die Chetak.
Neuestes Modell ist der von HAL gebaute Dhruv, ein bis zu 290 km schneller Mehrzweckhubschrauber (Erstflug 30. August 1992) mit einer Reichweite von über 650 km, der seit 1994 bei der indischen Armee (bzs. 1995 bei der Navy) eingeführt wird und anlässlich der Luftfahrtausstellung 2008 in Berlin einer interessierten Öffentlichkeit in Deutschland präsentiert wurde.
Externe Links:
Hindustan Aeronautics Limited — HAL Firmenhomepage: www.hal-india.com