“Langsam aber unaufhaltsam entsteht eine multipolare Welt, wobei Europa einer der großen Pole wird.
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Meine Botschaft ist, dass ASEAN, der Verbund der zehn südostasiatischen Länder, ein wichtiges Teil in dem neuen Mächtepuzzle ist: fünfhundert Millionen Menschen, in einer strategisch wichtigen Region, ein Puffer zwischen den beiden wiederaufsteigenden Mächten Indien und China und obendrein dem Westen freundschaftlich verbunden.
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ASEAN besteht aus Ländern, die sich nach Geschichte, Religion, politischen System und Entwicklungsstand sehr unterscheiden. Wir müssen aber einig bleiben, um nicht von den beiden großen Nachbarn .… erdrückt zu werden.
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Europa hat uns auf eine Weise, die in der Geschichte ohne Beispiel ist, vorgemacht, wie die Völker bei aller Verschiedenheit friedlich zusammenleben können. Das ist für uns ein Vorbild.”
(George Yong-Boon Yeo, Außenminister Singapurs, in einem Interview “DIE ZEIT”, 04.04.2007)
“Südasien und Südostasien haben als benachbarte Regionen nicht nur eine lange gemeinsame Geschichte, sondern sind auch heute in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpft und mit ähnlichen Entwicklungen, Herausforderungen und Problemen konfrontiert.”
(Maria Framke & Peer Bruch im “Informationsportal zu Südasien”)
Bruttoinlandsprodukt (BIP): sehr unterschiedlich — insgesamt 1,3 Bio. $ für 570 Mio. Menschen (2007)
BIP pro Kopf: sehr unterschiedlich
BIP Wachstum 2002: 4,5 Prozent im Schnitt
BIP Wachstum 2003: 5,0 Prozent im Schnitt
BIP Wachstum Prognose 2004 — 2005: 5,5 — 5,9 Prozent
Exportwachstum 1999 — 2003:
Mobilfunkteilnehmer: *) keine eindeutigen Aussagen
Internetzugang: *) keine eindeutigen Aussagen
Auf den Pfaden Srivijayas
Ein legendäres Seereich beherrschte zwischen dem 7. und dem 14. Jh. Südostasien. Srivijaya, ein Bündnis verschiedener Seefahrerstädte, umfasste ein Gebiet das von Java über Sumatra (mit zwei Hauptstädten) bis über das Malayische Festland nach Thailand reichte. Während Europa unter den Schlägen der Wikinger erzitterte errichtete hier ein Bündnis verschiedener Seefahrerstädte ein buddhistisch geprägtes Reich, das die “Seidenstraße des Meeres” und damit den Handel zwischen Arabien, Indien und China beherrschte. Ein neues Staatenbündnis schickt sich an, die Nachfolge dieses legendären Goldreiches anzutreten.
ASEAN:
Als am 8. August 1967 — mitten im kalten Krieg — die Aussenminister von Indonesien, Malaysia, Thailand, den Philippinen und Singapur ein ideologisches Gegengewicht zu den kommunistischen Staaten Vietnam, Kambodscha und Laos bildeten hatte wohl niemand erwartet, dass 40 Jahre später der “Verein” auf zehn Länder, 4,5 Millionen Quadratkilometer und 567 Mio. Menschen angewachsen sein würde — unter Einschluss eben jener (ex-)kommunistischen Staaten, die heute z. T. (Vietnam) zu den Ländern mit den stärksten Wachstumsimpulsen für “den Verein” sind, und dass Birma / Burma / Myanmar zum “Sorgenkind” der Region mutieren würde.
Die im ASEAN-Bündnis zusammengeschlossenen südostasiatischen Tigerstaaten — die sechs nichtkommunistischen Länder Brunei, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand und Indonesien — orientieren sich politisch und wirtschaftlich an den westlichen Industriestaaten und bilden geopolitisch ein Übergangsfeld zwischen Indischem Ozean, Südchinesischem Meer und dem Pazifik — und damit zwischen Indien, China, Japan und Australien.
Auch die ärmeren Länder des asiatischen Kontinents – Myanmar (Burma), Kambodscha, Laos und Vietnam – die sich diesem Bündnis inzwischen angeschlossen haben, leben im Spannungsfeld insbesondere zwischen Indien und China. Neben der betonten Eigenständigkeit gegenüber dem großen Nachbarn (z.B. Chinas bei Vietnam) war zweifellos auch der wirtschaftliche Erfolg der Tigerstaaten ein Anreiz, sich diesem Bündnis anzuschließen.
Staatsvolk: Die ASEAN-Staaten bestehen aus unterschiedlichen Völkern vor allem Malayischen und Südchinesischen Ursprungs, daneben aus dem alten Kulturvolk der Khmer (Kambodscha) und so genannten „Altvölkern“, die bereits vor der malayischen Einwanderung auf den Inseln ansässig waren.
Den Kern des Staatenbundes bilden die malayischen Staaten um Malaysia, Brunei, Indonesien, den Philippinen und Ost-Timor. Mit Indonesien und Malaysia (sowie dem Kleinstaat Brunei) umfasst der “Kern des Staatenbundes” zwei muslimisch geprägte “Schwergewichte”. Die überwiegend christlich geprägten Philippinen stellen im Bereich der malayischen Staatenwelt eher eine untergeordnete Größe dar.
Der überwiegend chinesische Stadtstaat Singapur kann zugleich als Sinnbild für einen starker Anteil von Auslandschinesen gelten, die einen großen Teil der Wirtschaft der ASEAN-Staaten kontrollieren.
Aus Südchina stammen auch die buddhistisch geprägten Staatsvölker von Thailand und Vietnam, die erst in historischer Zeit das hinduistisch-buddhistische Reich der Khmer (Kambodscha) aufrieben.
Die Asean-Staaten haben 567 Millionen Einwohner und damit einen größeren Binnenmarkt als die Europäische Union oder der nordamerikanische Handelsraum Nafta.