Aufgrund ihrer Eigenschaften wie Vielseitigkeit, Ausdauer oder Anpassungsfähigkeit sind Spezialkräfte grundsätzlich prädestiniert, eine zentrale Rolle bei der Terroristen- und Insurgentenbekämpfung zu führen. Die Bilanz ihrer Einsätze seit 2001 wird auch rundum als positiv gelobt. Dennoch wird – nicht zuletzt im Pentagon – zuweilen auch die Frage aufgeworfen, ob SEALs und Co. Gefahr laufen, ihre angestammten Aufgabenbereiche – etwa Unterwasseraufklärung oder Sabotage feindlicher Schiffe – zu vernachlässigen.
Bereits 2007 sprach Admiral Olson vor dem Streitkräfteausschuss des Senats die Sorge aus, dass »die kurzfristige Steigerung der Kampferfahrung des Personals auf Kosten einer reduzierten Fähigkeit auf bestimmten Gebieten kommt, die nicht im Verlauf der Afghanistan- und Irakeinsätze verwendet werden«. Sowohl organisatorisch wie technologisch werden demnächst Entscheidungen getroffen, die den künftigen Kurs der Navy Spezialkräfte beeinflussen. Angesichts begrenzter Ressourcen müssen beispielsweise Prioritäten gesetzt werden bezüglich der langfristigen Orientierung der Ausbildung, betont Admiral Olson. Hierzu bedarf es eingehender Analysen, um festzulegen, welche Einsatzszenarien und welche regionalen Schauplätze voraussichtlich die höchste Krisenwahrscheinlichkeit aufweisen, erklärt Olson.
Die Mehrzahl der Analysten sieht den Erweiterten Mittleren Osten sowie Ost- und Südostasien als regionale Schwerpunkte der Zukunft – sowohl für die Navy Spezialkräfte wie für die US-Streitkräfte allgemein. Doch dürfen andere potenzielle Gebiete, bis hin zur Arktis, nicht unberücksichtigt bleiben. Auch die Vielseitigkeit der SEALs und Co. muss erhalten bleiben. Denn gerade ihre Fähigkeit, über das gesamte Konfliktspektrum hinweg zu agieren und sich dabei unbemerkt Zielen zu nähern, die anderen Kräften unzugänglich sind, ist ihre »strategische« Hauptstärke.