Für die verdeckte Überwasser-Einschleusung und Bergung von SEALs und anderen Kommandokräften (auch aus verbündeten Staaten) sind die Schnellboot- oder korrekterweise Spezialboot-Teams (Special Boat Team – SBT) zuständig. Diese Einheiten sind auf den schnellen Transit seichter Gewässer spezialisiert, wo größere Schiffe aufgrund des Tiefgangs oder aufgrund der Entdeckungsgefahr nicht eingesetzt werden können. Dabei müssen sie die Kommandos häufig unbemerkt über mehrere Hundert Seemeilen Entfernung von Kriegsschiffen zur Küste befördern. Neben den Litoralgewässern kommen sie auch in Flüssen und Marschlandschaften zum Einsatz.
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Weitere Aufgaben sind autonome handstreichartige »Direct Action« Angriffe auf hochwertige Punktziele; verdeckte Aufklärung im Küsten-/Fluss/- Sumpfbereich; Küsten- und Binnengewässerpatrouillen, um Feindbewegungen zu Wasser aufzuspüren bzw. zu verhindern oder um schmuggelverdächtige Fahrzeuge aufzubringen. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich vor allem der letzten Jahre ist die Ausbildung befreundeter Sicherheitskräfte in Bootsführung und Einsatztechnik, vor allem mit Blick auf Bekämpfung von Terroristen und Insurgenten sowie Drogenkartelle.
Während der Irakinvasion 2003 trugen SBT Einheiten beispielsweise zur Einnahme irakischer Offshoreanlagen sowie des Hafens Umm Qasr bei und sicherten anschließend die Hafenanlagen. Später schützten sie Ölverladeterminals, fingen flüchtige irakische Führungspersonen auf dem Wasser ab und durchsuchten Schiffe im Persischen Golf nach Waffen, Konterbande und Terroristen. Später patrouillierten Spezialbootverbände auf Flüssen im ganzen Land, um systematisch die Nutzung der Wasserwege durch Insurgenten zu unterbinden.
Unter NSWG 4 stehen drei Spezialboot- Einheiten:
SBT 12 (Coronado) stellt Detachements für die NSW-Geschwader von NSWG 1 ab;
SBT 20 (Little Creek) unterstützt auf gleiche Weise NSWG 2. Beide Einheiten setzen Mk V Schnellboote sowie NSW RIB (Rigid Inflatable Hull) Schnellboote ein,um Kommandos über Strecken bis zu 500 Seemeilen zu transportieren.
SBT 22 (Stennis, Mississippi) ist auf den Einsatz auf Flüssen sowie in Sumpf- und Marschgebieten spezialisiert und setzt als einzige Einheit schwer bewaffnete Flusskampfboote vom Typ Special Operations Craft (Riverine) ein.
Die Spezialbootbesatzungen werden als Special Warfare Combatant-craft Crewmen (SWCC) bezeichnet. (Die Abkürzung wird zeitsparend als »Swick« ausgesprochen). Es gibt rund 650 dieser Spezialisten, die ein eigenes 21-wöchiges Ausbildungsprogramm durchlaufen, dass dem der SEAL-Kommandos nur wenig an Härte und Anforderungen unterbietet. Der Schwerpunkt liegt in der Bootsführung, Waffenkunde sowie verdeckte Einsatzführung.
Spezialboot-Teams unterstehen einem Commander und haben rund 400 Angehörige inklusive Unterstützungspersonal. Für die Einsatzentsendung werden sogenannte »Task Units« (TU) an die NSW-Geschwa- der abgestellt. Jede TU hat zwei Detachments sowie eine Transport‑, Wartungs- und Versorgungseinheit. Ein Detachment besteht aus zwei Booten unter Führung eines Leutnants oder eines Offiziers des Militärfachlichen Dienstes (Warrant Officer), bei SBT 22 auch eines Stabsbootsmanns. Der Ausbildungs- und Entsendungszyklus der SBT ist, wie bei den SEALs, in vier Phasen zu je sechs Monaten aufgeteilt. Allerdings müssen SBT-Einheiten aufgrund der vergleichsweise geringen Anzahl der Boote und Crews häufig vorzeitig ausrücken, um die Einsatzanforderungen zu erfüllen.