Antiterrorbataillon für offensive und defensive Einätze weltweit
Das 3. Bataillon des 8. Marine Regiments wurde im Oktober 2001 zur Umbildung als Anti-Terrorbataillon der 4. MEB (AT) abgestellt. Das Anti-Terrorism Battalion (AT Bn) ist für offensive und defensive Einsätze zuständig. Die Angehörigen werden u.a. intensiv im Städtekampf und in Geiselbefreiung ausgebildet. Die Einheit hat ihren Sitz in Camp Lejeune.
Die 1.200 Mitglieder des AT Bn erhalten eine Waffenausbildung, die über die ohnehin hohen Standards des Marine Corps noch wesentlich hinausgeht. Das Bataillon verschießt beispielsweise jährlich 1,5 Millionen Schuss 5,56 mm Munition zur Übung — fünfmal mehr als ein Standardinfanteriebataillon des Korps. Das Schießen in Entfernungen unter 70 Metern wird besonders intensiv geübt. Neben dem normalen Sturmgewehr müssen die AT Bn Angehörigen sich auch mit Pumpgun und Pistole als Scharfschützen qualifizieren. Auch nicht tödliche Munition und Waffen gehören zur Ausrüstung.
Die Ledernacken des AT Bn üben intensiv auf dem 16 Hektar umfassenden Städtekampfgelände des Marine Corps in Camp Lejeune. Unter anderem steht das Erklimmen von Hauswänden auf dem Ausbildungsprogramm. Die Antiterrortruppen üben auch den Einsatz in chemisch- oder atomar verseuchter Umgebung. Sie lernen, Aufklärungseinsätze in bebautem Gebiet durchzuführen, um festzustellen, ob sie oder ein zu schützendes Ziel überwacht werden. Schließlich leisten sie neben Objektschutz während Krisensituationen auch den Schutz gefährdeter Personen vor Terroranschlägen sowie die Evakuierung von Personen aus terrorgefährdeten Gebieten.
Einsätze der letzten zwölf Monate reichten von der Teilnahme am internationalen Combined Joint Task Force Horn of Africa in Djibouti, bis zur Entsendung in das bürgerkriegsgefährdete Haiti.
Den Antiterrortruppen steht eine breite Waffenpalette zur Verfügung, darunter:
- Schrotflinten Remington M870 und Benelli M1014;
- Sturmgewehre M‑16A2 und M‑4;
- Designated Marksman Rifle (DMR)
- eine für den Scharfschützeneinsatz modifizierte M‑14;
- Granatwerfer M‑203 (40 mm);
- M‑249 Squad Automatic Weapon (SAW);
- Mittelschweres MG M‑204G;
- Mehrzweckwaffe “Shoulder-launched Multipurpose Assault Weapon (SMAW)”, von den Ledernacken einfach als “Bunkerbrecher” bezeichnet.
Auch auf dem Ausrüstungssektor ist das Bataillon besonders ausgestattet. Überwachungsausrüstung, modernste Optik und Nachtsichtgeräte (über den üblichen militärischen Standard hinaus), besondere Schutzwesten und Spezialfahrzeuge stehen dem Bataillon zur Verfügung. Eine typische Aufklärungs- und Überwachungseinheit des Bataillons setzt bis zu 200 verschiedene Sensoren ein, um verdächtige Bewegungen in ihrem Umfeld oder um ein zu schützendes Objekt zu erfassen.
Wachmannschaften für die Botschaften
Das Marine Security Guard Battailon (MSG Bn) stellt weltweit Wachmannschaften für 131 US-Botschaften und Konsulate ab. In der Regel sind die Marines auf Sicherungsaufgaben innerhalb der Dienstgebäude beschränkt, wo sie unter anderem vertrauliche Papiere und zugangsgesicherte Räume (Kodiermaschinen, Kommunikationsräume, u.ä.) bewachen. Geländesicherung oder Geleitschutz für diplomatisches Personal versehen sie grundsätzlich nur in Ausnahmesituationen.
Das von einem Oberst befehligte MSG Bn hat sein Hauptquartier in Quantico, Virginia. Ihm gehören rund 1.500 Marineinfanteristen an. Die Wachkräfte sind in sieben Kompanien organisiert. Jede Kompanie ist für die Wachmannschaften einer bestimmten geografischen Region zuständig. Jede Kompanie wird durch einen Oberstleutnant geführt, dessen Stab aus zwei weiteren Offizieren (Hauptmann/ Oberleutnant), einem Stabsfeldwebel und drei weiteren Mannschaften besteht. Die einzelnen Wachtrupps an den Botschaften werden durch Feldwebel im Dienstgrad bis Hauptstabsfeldwebel geführt. Es handelt sich um eine der wenigen Verwendungen, bei denen Mannschaften des Corps den offiziellen Titel als Kommandeur einer Einheit führen.
Der Umfang der Wachmannschaften variiert nach der Größe der Vertretung, nach dem üblichen Arbeitsaufwand sowie nach der Bedrohungseinschätzung vor Ort. Rund 40 Prozent der Vertretungen haben die kleinstmögliche Abteilung von sechs Marines. Weitere 40 Prozent kommen mit sieben bis elf Marines aus. Die größte Wachmannschaft besteht an der US-Botschaft in Kairo und umfasst 30 Ledernacken.
Das Wachpersonal ist administrativ der 4. MEB (AT) unterstellt. Dienstlich untersteht der Leiter der Wachtruppe dem Sicherheitschef der jeweiligen diplomatischen Vertretung — stets ein Zivilbeamter des State Department. Die Wachmannschaften genießen im Rahmen ihres seit 1948 versehenen Dienstes den rechtlichen Schutz des diplomatischen Status.
Sicherungsbataillon zum Schutz terrorgefährdeter Einrichtungen
Das Marine Corps Security Force Battalion (MCSF Bn) sichert weltweit hochwertige oder besonders gefährdete Einrichtungen der Navy. Zu den 14 besonders terror- oder sabotagegefährdeten Auslandseinrichtungen gehören u.a. Guantanamo Bay sowie das Hauptquartier der 5. US Flotte in Bahrain. Auch die Atomwaffen der US-Navy werden durch Einheiten des MCSF Bn bewacht. Das Hauptquartier des Bataillons ist in Norfolk, Virginia. Insgesamt gehören 2.500 Marineinfanteristen dem Bataillon an.
Das Bataillon unterhält drei Sicherungskompanien mit insgesamt 18 Zügen, deren Angehörigen auf 22 Navy-Stützpunkten an beiden US-Küsten sowie weltweit stationiert sind.
Zusätzlich führt das Bataillon drei schnelle Eingreifkompanien (Fleet Antiterrorism Security Team — FAST) zur Entsendung innerhalb der USA oder ins Ausland. Diese Einheiten haben grundsätzlich einen defensiven Auftrag, beteiligen sich aber auch an offensiven Kampfhandlungen. Im Verlauf der US-Invasion Panamas im Dezember 1989 wurden die im Städtekampf geübten FAST-Einheiten beispielsweise eingesetzt, um Kasernen und Gebäude von verschanzten panamaischen Streitkräften zu räumen.
Die FAST-Kompanien stellen routinemäßig 52 Mann starke Züge an die regionalen Navy-Hauptquartiere und an die schwimmenden Verbände als Anti-Terror-Sicherheitskräfte ab. Zwei Züge stehen in den USA, je ein Zug in Japan, Bahrain und Spanien ständig auf Abruf, um sofort auf Krisen zu reagieren, sodass eine FAST-Einheit binnen weniger Stunden fast jeden Punkt der Erde erreichen kann.
Wie bei den meisten Einheiten der 4. MEB (AT) werden die einzelnen Komponenten des Sicherungsbataillons durch ranghöhere Offiziere geführt, als dies bei herkömmlichen USMC-Einheiten üblich ist. So wird jeder FAST-Zug von einem Hauptmann befehligt. Kommandeur den gesamten MCSF Bn ist ein Oberst. Diese Dienstgradstruktur unterstreicht sowohl die besonders hohe Verantwortung der 4. MEB (AT) sowie die Erfahrung und Dienstautorität, die zur Durchführung ihrer Aufgaben notwendig sind.
ABC-Reaktionskräfte zur Schadensbegrenzung
Die als Chemical, Biological Incident Response Force (CBIRF) bezeichnete Einheit soll im Falle eines chemischen, biologischen, radiologischen oder atomaren Zwischenfalls Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung einleiten. Hauptquartier der Einheit ist in Indian Head, Maryland, rund 40 Kilometer von Washington DC entfernt.
Die Einheit steht für Einsätze auf US-Militäreinrichtungen oder in diplomatischen Vertretungen weltweit zur Verfügung. Sie unterstützt im Bedarfsfall auch zivile Behörden in den USA bei Zwischenfällen mit Massenvernichtungsstoffen. So stand CBIRF beispielsweise im Sommer 1996 während der olympischen Spiele in Atlanta einsatzbereit vor Ort. Obwohl die Einheit 1996, nach dem Sarin-Angriff auf die Tokioter U‑Bahn (März 1995), in erster Linie zur Begegnung der Gefahr von Terrorangriffen mit B- und C‑Waffen gegründet wurde, kann sie ebenso nach Industrieunfällen eingreifen.
Die 380 Marineinfanteristen und Seeleute der von einem USMC Colonel geführten Einheit sind in eine Reaktionskompanie und in eine Führungs- und Unterstützungskompanie organisiert. Neben ABC-Spezialisten gehören auch Ärzte, Sanitäter, Sicherungskräfte und Frontnachrichtenpersonal zur CBIRF. Die Reaktionskompanie (Reaktion Force Company) hält ständig ein 90-köpfiges Entsendungsteam auf Abruf, das binnen einer Stunde per Fahrzeug oder binnen vier Stunden per Flugzeug ausrücken kann. Weitere 200 Reaktionskräfte können nachrücken oder als Reserve für zusätzliche Krisen bereitstehen. Zwecks Konditionstraining üben die Angehörigen täglich den Einsatz in ABC-Schutzanzügen.
CBIRF-Einheiten leisten am Ort eines ABC-Zwischenfalls als Sofortmaßnahmen Aufspüren und Identifizieren der eingesetzten bzw. freigesetzten Stoffe, Bergung und Dekontaminierung von 300 Verletzten pro Stunde, Triage und Sofortbehandlung verseuchter Opfer.
Der Einheit stehen u.a. zwei in Deutschland hergestellte XM93 Fuchs ABC-Spürpanzer sowie das M21 System zur Verfügung. Das M21 Remote Sensing Chemical Agent Automatic Alarm (RSCAAL) System spürt auch geringste Bestandteile toxischer Chemikalien auf und ermöglicht deren Entdeckung bereits in größerer Entfernung, was insbesondere den vorbeugenden Einsatz der Einheit bei Massenveranstaltungen ermöglicht. Roboter mit Röntgenausstattung stehen zur Untersuchung potenzieller Bomben bereit.
Die Unterstützungskompanie besitzt u.a. Logistikfahrzeuge, Stromgeneratoren und eine auf Osmosebasis funktionierende mobile Wasseraufbereitungsanlage. Sie kann entsandte Einheiten zehn bis 14 Tage lang aus eigenen Ressourcen versorgen.
Flexibel und anpassungsfähig
Die Einheiten der 4. MEB (AT) können autonom handeln, können aber auch im Bedarfsfall andere Verbände ergänzen oder durch andere Verbände unterstützt werden. Im Ausland können sie beispielsweise den regimentsstarken Marine Expeditionary Units (MEU), die ständig in jeder Weltregion auf amphibischen Einsatzgruppen der Navy disloziert sind, angegliedert werden. Der 4. MEB (AT) stehen andererseits Unterstützungskräfte jeglicher Art zur Verfügung, die der Kommandeur anfordert.
Die Brigade lässt sich auch in teilstreitkraftübergreifende und internationale Einsätze einbinden. Die CBIRF übt und arbeitet beispielsweise eng mit den WMD-CST Einheiten der Nationalgarde zusammen, deren Hauptaufgabe die Unterstützung ziviler Behörden im Falle eines Terrorangriffs mit Massenvernichtungswaffen in den USA ist. Das Anti-Terrorbataillon und die FAST-Kompanien üben regelmäßig auch mit vergleichbaren Einheiten befreundeter Staaten.
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