Hungersnot in Somalia – rasche Hilfe zwingend erforderlich
Etwa 2,4 Millionen Menschen in Somalia leiden derzeit Hunger. Das World Food Programme (WFP) der UN sorgt regelmäßig für Nahrungsmittellieferungen per Schiff von Mombasa nach Mogadischu, von wo aus die weitere Verteilung ins Landesinnere organisiert wird. Die Schiffe sind mehrfach überfallen und gegen Lösegeld – zuweilen ohne Ladung – wieder herausgegeben worden. Dänemark und die Niederlande haben seit Herbst 2007 bereits aktiven Geleitschutz für WFP-Schiffe geleistet, ebenso Frankreich. Der Geleitschutz war erfolgreich: seit Herbst 2007 sind keine WFP-Schiffe mehr gekapert worden. Die Niederlande zogen Ende Juni nach drei Monaten Dienst ihre für den Geleitschutz abgestellte Einheit vom Horn von Afrika ab.
Das World Food Programme (WFP) sucht seit Anfang Juni händeringend nach der Nachfolge. Die Marine Schwedens hat am 4. Juni die konkrete Bereitschaft erklärt, im Herbst 2008 drei Monate lang mit einer Korvette, einem Unterstützungsschiff und Spezialkräften vor Somalia u.a. als Geleitschutz für WFP-Schiffe zu operieren. Die Finanzierung sei auch schon gesichert. Aber wer gewährt den Geleitschutz in der Zwischenzeit? Das WFP appellierte in Person seines für Somalia zuständigen Landesdirektors Peter Goosens direkt in Berlin am 17. Juli an die Bundesregierung, ein Kriegsschiff zum Geleit zur Verfügung zu stellen. Die Situation ist dramatisch: Nur noch ein einziges Frachtschiff mit etwa 8.000ts Kapazität fährt für das WFP, sollte dieses überfallen werden, fürchtet das WFP, keine Reederei mehr zu finden. Goosens erwägt auch schon die Beauftragung einer privaten Söldnerfirma, um die Sicherheitslücke bis zum Beginn des schwedischen Engagements zu füllen. Die Bundesrepublik Deutschland misst der humanitären Hilfe zu Recht seit jeher größte Bedeutung zu. Wann also ringt sich die Berliner Politik zu dem notwendigen robusten Auftrag an die Deutsche Marine durch?
Die Regierung Kanadas hat der Bundesregierung am 5. August erst einmal eine Art Gnadenfrist fürs Nachdenken verschafft: sie hat beschlossen, kurzfristig die Fregatte HMCS VILLE DE QUEBEC von der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG1) abzuziehen und für einige Wochen die WFP-Schiffe geleiten zu lassen. Das kanadische Ministerium für Internationale Zusammenarbeit betonte, dass Kanada zu den konsequentesten Unterstützern des WFP zählt und sich daher in der Pflicht sieht, mehr zu tun als nur Schecks auszufüllen. Das Schiff hat mittlerweile mit dem Geleit von Schiffen des World Food Programme zwischen Mombasa (Kenia) und Mogadishu begonnen. Sein Einsatz soll sechs Wochen dauern.
28. August: die indische Marine hat ihrer Regierung vorgeschlagen, Schiffe des UN World Food Programme bei den Hilfsgütertransporten nach Somalia zu sichern. Bisher ist allerdings unklar, ob die Regierung dieses Angebot in einen Einsatzauftrag umsetzt.