Kommunikation mit U‑Booten
Beim Informationsaustausch wird zwischen Senden und Empfangen unterschieden. Mit entsprechenden Übermittlungsverfahren (Broadcast) können die Einheiten Informationen empfangen, ohne selbst aktiv zu strahlen. Dieses Verfahren wird in den Marinen für den Informationsweg Land-See – und in einigen Fällen auch für See-See – genutzt. Traditionell werden hierfür für große Entfernungen HF und LF Frequenzen genutzt, im Nah-/Küstenbereich auch UHF. Mit dem Satellitenfunk gibt es auch das Satellite Broadcast System (SBS).
Senden dagegen erfordert ein aktives Strahlen. Damit kann die Position des Senders aufgeklärt werden. Sendeseitig bzw. für den wechselseitigen Informationsaustausch (senden und empfangen) verhalten sich U‑Boote wie Überwassereinheiten. Die Ausrüstung ist auch weitgehend identisch: Funk im HF/LF- und UHF/VHF Frequenzbereich und Satellitenfunk (UHF/SHF, zukünftig auch EHF). Diese Funkverbindungen werden für den Informationsaustausch genutzt, seien es herkömmliche analoge Daten oder digitaler Datenaustausch.
Diese Ausrüstung ist aber nur an der Wasseroberfläche nutzbar, nicht gerade der Aufenthaltsort eines U‑Bootes. Hieraus folgt, dass das Informationsmanagement für U‑Boote in Hinblick auf Informationsteilhabe eines besonderen Aufwands bedarf. Die Informationen sind so zu steuern, dass ein U‑Boot in den kurzen Zeiten, in denen ihm aufgrund der taktischen Situation Empfang – und ggf. Senden – möglich ist, gezielt mit allen relevanten Informationen versorgt wird. Diese vermitteln ihm die aktuelle Lage und erlauben ihm, danach eine möglichst lange Zeit ohne neuere Informationen im Sinne des Auftrages zu operieren. Dieses Informationsmanagement ist aufwendig, um die jeweiligen Empfangszeiten möglichst kurz zu halten.
Auch wenn gesagt wurde, das U‑Boote sich sendeseitig wie Überwasserschiffe verhalten, besteht aber der Unterschied, dass Überwassereinheiten mit dem Senden nur zusätzliche Information über ihren Aufenthaltsort preisgeben. Ihre Anwesenheit an der Wasseroberfläche lässt sich wegen der heutigen Aufklärungsmöglichkeiten sowieso nicht verbergen. (Kritische Anmerkung: Bei der möglichen Aufklärungstechnik der Gegenseite und dem eigenen Informationsaustauschbedarf stellt sich die Frage, ob »Radar oder Radio Silence« noch ein zweckmäßiges Verhalten für Überwassereinheiten ist, das taktische Vorteile bietet.)
Ein Senden mit elektromagnetischen Wellen von einem voll getauchten U‑Boot ist nicht möglich. Zumindest die Antenne muss sich an der Oberfläche befinden. Sei es die eigene herkömmliche HF‑, UHF- oder eine Satellitenantenne im Ausfahrgerät oder eine abgesetzte Funkboje (Bsp. Callisto) mit HF- oder Satellitenfunk, die mit einer Nabelschnur mit dem Boot verbunden ist. Mit dem Zeigen einer Antenne an der Oberfläche verlässt aber das U‑Boot das schützende Medium und verrät sich zusätzlich zu der elektromagnetischen Ausstrahlung. Die Antenne ist optisch bzw. per Radar ortbar. Das U‑Boot setzt sich so beim Senden einer erhöhten Gefährdung aus. Eine Funkboje lässt zwar eine größere Tauchtiefe zu als bootsfeste Antennen und erlaubt eine gewisse Manöverierfreiheit, aber auch die Boje ist zu orten und bietet eine Orientierung für einen selbstsuchenden Torpedo.
Schallwellen lassen einen Zweiwegeinformationsaustausch unter Wasser zu. »Gertrude« als Bezeichnung für Unterwassertelefone sei hier stellvertretend genannt. Die Reichweite ist aber sehr begrenzt, da bei der Kommunikation zwischen U‑Boot und Überwasserschiff Sender und Empfänger sich nicht in einem optimalen Schallkanal befinden.
Die US-Navy untersucht mit einem 5,2 Millionen USD Aufwand das Projekt »Deep Siren«, ein bojengestütztes schallbasiertes Übertragungssystem. Die Theorie klingt viel versprechend, doch Zweifel an der zügigen Realisierung und dem absehbaren Aufwand für dieses System sind angebracht.