An Kajen und auf Ankerplätzen oder Reeden bis zu 20 Meilen von der Küstenlinie einiger westafrikanischer Staaten musste man in den achtziger Jahre stets mit ungebetenen Besuchern rechnen, die meist in größerer Anzahl und bewaffnet auftraten. Nigeria – insbesondere sein wichtigster Hafen Lagos – war seinerzeit die Hochburg der Piraten an Westafrikas Küsten. 1981 etwa wurden 77 Überfälle registriert.
Zwischenzeitlich schien das Problem beinahe schon beseitigt, die Regierung bekam das Problem in den Griff. Doch nun zieht Nigeria als »Piracy Hot Spot« nach der Zahl der Überfälle mit Indonesien fast gleich – mit 42 gemeldeten Übergriffen. Im Vorjahr waren es nur zwölf. Schwerpunkt der Übergriffe ist der Hafen von Lagos und seine nähere Umgebung mit 25 gemeldeten Fällen. Die Entwicklung der Piraterie an Nigerias Küsten korreliert seit 1999 auffällig mit dem latenten Schwelen und regelmäßigen Aufflammen der ethnisch-religiösen Konflikte im Inneren des Landes. Die Statistiken weisen seither stets zwischen 10 und vierzig Überfälle pro Jahr auf. In 2007 wurden 35 Schiffe erfolgreich geentert, nur 7 Übergriffe blieben im Versuchsstadium stecken. Die Banden gingen mit Entschlossenheit und meist unter Einsatz von Gewalt vor. 2 Tote, 15 Verletzte und vierzig entführte Seeleute zeigen das Ausmaß des Problems.
Bei den Überfällen in den Häfen Nigerias kann man übrigens wiederholt ein altbekanntes Ablaufmuster beobachten, wie es schon in den achtziger Jahren dutzendweise vorkam: Mehrfach waren die Hafensicherheitsbehörden zum Zeitpunkt eines Überfalls über Funk nicht erreichbar, oder zumindest reagierten sie nicht auf Notrufe. Doch etwas zu viel des Zufalls? Auf Besserung ist kaum zu hoffen, hier hilft angesichts der Schwäche der staatlichen Strukturen Nigerias nur Druck und Unterstützung von außen.
Für Maßnahmen zum Schutz der Schifffahrt wird es Zeit. Die Vereinbarungen der Seemächte mit Somalia könnten die Schablone liefern für die Verbesserung der Sicherheitslage an Nigerias Küsten. Seepolizeikräfte, evtl. auch Marineeinheiten anderer Nationen könnten hier zum Einsatz kommen.