Allgemein — Piraterie 2007 — Globale Entwicklungen und Reaktionen

Die ersten Abkom­men wur­den bere­its sig­niert, seit Ende Okto­ber bekämpfen Ein­heit­en der TF 150 Pirat­en in soma­lis­chen Hoheits­gewässern. Nicht immer kann das Ein­greifen rechtzeit­ig erfol­gen, um Ent­führung und Lösegelder­pres­sung zu ver­hin­dern. Angesichts der 3.700 km lan­gen Küsten­lin­ie Soma­lias ist die Seer­aumüberwachung bei Weit­em nicht lück­en­los. Aber fes­thal­ten kann man sich­er den Erfolg, dass am Jahre­sende 2007 kein Schiff und kein See­mann mehr von soma­lis­chen Gangs fest­ge­set­zt waren.

Das Marine­Fo­rum berichtete über das Vorge­hen der Seemächte seit Ende Okto­ber auf sein­er Web­site unter der Rubrik »Aktuelles«. Alle sieben Tage wer­den diese Berichte aus dem Web genom­men und durch neue erset­zt, sie sind in der gedruck­ten Aus­gabe meist nicht enthal­ten. Deshalb wer­den zwei dieser Berichte aus der Fed­er des Redak­teurs »Mari­nen aus aller Welt« Klaus Momm­sen, hier wiedergegeben.

Erst­mals darf – und will – sich die franzö­sis­che Marine aktiv der vor Soma­lia ausufer­n­den Pira­terie annehmen
(Aktuelles, 21. Okto­ber 2007)

Am 15. Okto­ber lief die Korvette COMMANDANT DUCUING aus Toulon aus und nahm Kurs auf den Suezkanal. Ziel des Schiffes vom Typ AVISO A‑69 ist zunächst Djibu­ti. Hier wird es sich zunächst in die multi­na­tionale Task Force 150 inte­gri­eren und an den unter UN-Man­dat durchge­führten Anti-Ter­ro­r­op­er­a­tio­nen am Horn von Afri­ka teil­nehmen. Mitte Novem­ber soll dann ein zweites, typ­gle­ich­es Schiff eben­falls in Djibu­ti ein­tr­e­f­fen, und der COMMANDANT DUCUING eine zeitweilige »Freis­tel­lung« von den Auf­gaben der TF 150 ermöglichen. Die Korvette soll dann unter nationaler Führung (ALINDIEN) Schiffe des World Food Pro­gramms (WFP) der Vere­in­ten Natio­nen auf ihrem Weg von Kenia nach Soma­lia sich­ern und dabei sog­ar bis in soma­lis­che Häfen begleiten. 

Marineforum - somalische Piraten (Foto: US-Navy) Grund­lage für den Ein­satz auch in soma­lis­chen Ter­ri­to­ri­al­gewässern (mit »robusten« Rules of Engage­ment) ist ein bilat­erales Abkom­men zwis­chen Frankre­ich und der soma­lis­chen Regierung. Soma­lia selb­st hat keine Mit­tel, aktiv gegen die Pirat­en vorzuge­hen, die immer häu­figer vor allem soma­lis­che Häfen ans­teuernde Schiffe des WFP auf­brin­gen. Den am Horn von Afri­ka und vor der soma­lis­chen Küste operieren­den Kriegss­chif­f­en der TF 150 sind in ihren Möglichkeit­en bis­lang enge Gren­zen geset­zt. In der Gewis­sheit, dass es auf Hoher See bei bloßen Dro­hun­gen oder vielle­icht eini­gen Schüssen vor den Bug bleibt, steuern Pirat­en ihre Beute regelmäßig unbeir­rt in soma­lis­che Hoheits­gewäss­er, wom­it dann alle Ver­suche enden, sie von ihrem Vorhaben abzubrin­gen. Erst im Juni dieses Jahres kon­nten das US-Dock­lan­dungss­chiff CARTER HALL und eine franzö­sis­che Fre­gat­te die Ent­führung der DANICA WHITE nicht verhindern.

Das nun zwis­chen Frankre­ich und Soma­lia geschlossene Abkom­men soll dieser nicht zulet­zt auch für die Besatzun­gen der Kriegss­chiffe frus­tri­eren­den Sit­u­a­tion ein Ende set­zen. Frankre­ich hofft, dass sich weit­ere Natio­nen der Ini­tia­tive anschließen, ja dass sie vielle­icht sog­ar in eine Auf­tragser­weiterung für die TF 150 mün­det. Für eine deutsche Beteili­gung wäre zuvor allerd­ings eine Man­dat­ser­weiterung durch den Bun­destag unverzicht­bar. Im Vorder­grund des Ein­satzes der COMMANDANT DUCUING und ggf. fol­gen­der weit­er­er franzö­sis­ch­er Kriegss­chiffe dürfte zunächst wohl vor allem der Abschreck­ungsef­fekt ste­hen. Ob ein abseits eines Geleits gekapertes Schiff tat­säch­lich gewalt­sam gestoppt wird, bleibt abzuwarten. Die meis­ten Reed­er leg­en wenig Wert auf Schiff und Besatzung möglicher­weise gefährdende Befreiungsak­tio­nen, son­dern bevorzu­gen den risikoloseren Umweg über Ver­hand­lun­gen und Lösegeldzahlun­gen. Bis­lang hat dieser in Soma­lia auch fast immer funktioniert.

Team GlobDef

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