Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Piraterie 2007 -
Globale Entwicklungen und Reaktionen
Von 2003 bis 2006 zeigten die Statistiken zur Piraterie sinkende Überfallzahlen. Das Jahr 2007 brachte nun wieder einen Anstieg. Global wuchs die Zahl der vom Piracy Reporting Center (PRC) des International Maritime Bureau (IMB) erfassten Fälle im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent. Der im Januar publizierte Jahresbericht des IMB »Piracy and Armed Robbery against Ships – Annual Report« für 2007 führt die Vielzahl der Einzelberichte zusammen, wertet sie empirisch aus und zeichnet ein Lagebild über die regionalen und globalen Entwicklungen im Verlauf des vergangenen Jahres.
Der globale Anstieg wird vor allem getragen von den zwei hauptsächlichen Krisenplätzen des Jahres, von Somalia und Nigeria. Dagegen entwickelt sich Südostasien weiter positiv. Die verstärkte Seeraumüberwachung durch Singapur, Indonesien und Malaysia hat deren Küstengewässer und die Malakka-Straße offensichtlich sicherer gemacht. Indonesien liefert für die Statistik den größten Rückgang der Zahlen: Von 121 Überfällen in 2003 auf 43 in 2007. Auch die Malakka-Straße fällt positiv auf mit einem Rückgang von 38 Überfällen in 2004 auf 7 in 2007, ebenso die Singapur- Straße (8 in 2004, 3 in 2007). Chinas Küsten tauchen in der Statistik gar nicht mehr auf, lediglich das Südchinesische Meer sah 3 Überfälle. Bangladesch ist seit Jahren für die häufigen Überfälle in seinem Hafen Chittagong berüchtigt, dort ist die Zahl erfreulich zurückgegangen – von 47 in 2006 auf 15 in 2007.
Im Übrigen gilt wie schon in den zurückliegenden 16 Jahren der Tätigkeit des PRC, dass es kaum ein Seegebiet gibt, in dem sich nicht wenigstens gelegentlich einmal ein Überfall ereignet. In den europäischen Küstengewässern hat es 2007 erstmals das Vereinigte Königreich erwischt, wobei es bei dem Versuch eines Diebstahls auf einem im Hafen von Liverpool vertäuten Massengutfrachter blieb – Piraterie kann man das eigentlich nicht nennen. Die Küsten folgender Staaten waren 2007 ebenfalls mehrfach Schauplatz von Überfällen: Indien, Sri Lanka, Philippinen, Vietnam; Iran, Irak, Oman; Kongo, Kenia, Mosambik; Peru, Guayana, Surinam.
Über gekaperte Schiffe, die schließlich regelrecht von der Bildfläche verschwinden oder Geisterschiffe wie die ALONDRA RAINBOW gibt es seit Ende 2003 weltweit keine Meldungen. Die Zeiten scheinen vorbei, da gut organisierte Banden mit besten Kontakten zu Hafenbehörden Schiffen neue Identitäten verschaffen, um sie für kriminelle Geschäfte zu nutzen. Die zunehmende Aufmerksamkeit der Seeleute, Sicherheitseinrichtungen wie ShipLoc und vielleicht auch die bessere Seeraumüberwachung sowie die Bekämpfung der Korruption scheinen Früchte zu tragen.
Die Gewalttätigkeit der Täter nimmt dagegen wieder zu. Bei 72 der weltweit gemeldeten Überfälle wurden Schusswaffen eingesetzt, dabei wurden 64 Seeleute gezielt angegriffen, 35 von ihnen verletzt und 5 getötet. Über das Ende des Jahres 2007 hinaus wurden 3 Seeleute als unbekannt verblieben vermerkt.