Allgemein — Marine — Der Trans Sea Lifter

Der TSL ist das erste SWATH dieser Größe. Bish­er waren SWATH kleine Ein­heit­en für zivile und mil­itärische Ein­sätze. In den meis­ten Fällen wurde diese Schiffs­form gewählt, weil sie auch bei kleinen Schif­f­en eine im See­gang sehr sta­bile Plat­tform ergibt.

Die Inno­va­tion des TSL ist das schnelle Flo/Flo-Ver­fahren für das Aufnehmen und Abset­zen schwim­mender Ein­heit­en mit bis zu 6.600 t Wasserver­drän­gung. Es ist zu über­legen, ob ein SWATH dieser Größe und mit allen o.g. Eigen­schaften auch speziell als Marine­fahrzeug in Frage kommt. Die Antwort hängt davon ab, welche Anforderun­gen die Mari­nen Europas und der USA zukün­ftig erwarten. Marineforum Der TSL speziell als Marinefahrzeug Neue zukün­ftige Anforderun­gen ergeben sich u.a. aus der asym­metrischen Seekriegs­führung, d.h., dass eine Kampf­gruppe kon­ven­tioneller Mari­neschiffe über­fal­lar­ti­gen Angrif­f­en von beman­nten oder fer­n­ge­lenk­ten Kleinkampf­schif­f­en aus dem geg­ner­ischen Küsten­bere­ich her­aus begeg­nen muss. Dafür ist auch ein TSL als dual-use fähiges Schiff durch Ein­schwim­men ver­schieden­er Mod­ule mit Ein­satz-spez­i­fis­chen Waf­fen­sys­te­men geeignet.

Ein Marine-eigen­er TSL kann an Marine-typ­is­che Anforderun­gen angepasst wer­den. Beispiel­sweise kann seine Stand­fes­tigkeit gegen Waf­fenein­wirkung durch noch enger ste­hende Schotte erhöht wer­den. Außer­dem kann seine Infrarotab­strahlung für Flugkör­p­er dadurch unken­ntlich gemacht wer­den, dass die Abgase der Antrieb­san­lage nicht durch die Schorn­steine, son­dern durch eine zweite Abgasleitung unter die Poop abgeleit­et und mit einem Wasser­vorhang dahin­ter gekühlt wer­den. Eine tech­nisch ele­gante Lösung wäre ein Marine-eigen­er TSL als »all-elec­tric ship« mit Brennstof­fzellen zur Stromerzeu­gung, wie die oben ste­hende Tabelle ver­an­schaulicht. Dieser Antrieb wird von manchen Mari­nen aus logis­tis­chen Grün­den und für Spezialschiffe angestrebt, für ein Han­delss­chiff ist er jedoch auf abse­hbare Zeit sehr wahrschein­lich zu teuer.

Die bedeu­tend­ste Neuerung des TSL als Mari­neschiff ist jedoch, dass Flo/Flo-Mod­ule mit Waf­fen- und Leit­sys­te­men unab­hängig vom TSL gebaut und getestet wer­den kön­nen. Durch die Instal­la­tion bzw. den Aus­tausch neu-für-alt solch­er vorge­fer­tigten Mod­ule während ein­er kurzen Werftliegezeit wird die Ver­füg­barkeit dieses Typs von Mari­neschif­f­en deut­lich erhöht.

Bei Aus­nutzung aller Möglichkeit­en der Flo/Flo-Mod­ule des TSL wer­den Mari­neschiffe auch kostengün­stiger. Ohne Ein­schränkung der Funk­tion­sweise als Mod­ul­träger kann der TSL ohne weit­eres als Han­delss­chiff nach den Regeln ein­er Klas­si­fika­tion­s­ge­sellschaft gebaut wer­den, während das kom­plexe Regel­w­erk der Marine nur für die Inte­gra­tion der Waf­fen­mod­ule gilt. Die Flo/Flo-Mod­ule selb­st kön­nen aus zugeliefer­ten Sys­te­men in solchen Betrieben kon­fek­tion­iert wer­den, die auf Sys­tem­inte­gra­tion spezial­isiert sind.

Zusam­men­fassend ist zu sagen, dass diese Über­legun­gen verdeut­lichen sollen, dass der TSL im Ein­satz für die Marine sowohl als dual-use fähiges Hil­f­ss­chiff als auch als Marine- eigenes Schiff zur Lösung aktueller Prob­leme wesentlich mehr beitra­gen kann als kon­ven­tionelle Frachter. Bei Nutzung aller Möglichkeit­en, die der TSL bietet, kann dieser neuar­tige Schiff­styp in aus­gewählten Auf­gaben­bere­ichen der Marine voraus­sichtlich eben­so durch­schla­gende Par­a­dig­men­wech­sel her­beiführen wie als Barge Car­ri­er in der Short­sea Schifffahrt. 

Team GlobDef

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