5. Zusammenfassung
5.1. Faktoren staatsspezifischer Entwicklung im Überblick
Wie ich im Rahmen dieser Arbeit versucht habe darzustellen, bedarf es einer Vielzahl positiv sich auswirkender Faktoren, um Entwicklung sicherzustellen. In der Praxis bedeutet dies primär, dass die innere Verfasstheit der Entwicklungsländer verbessert werden muss. Hierzu gehört ein ganzes Junktim an Reformen, um innere Problemlagen abzubauen und besser auf äußere und globale Problemlagen reagieren zu können. Generell werden starke und leistungsfähige Institutionen benötigt, die entsprechende Leistungen erbringen für die Gesellschaft und die Wirtschaft des Landes. Effektive Regulierung des Marktes, hier insbesondere funktionierende Finanzinstitutionen wie Bankenaufsichten, funktionierende soziale Absicherungen, Bildungs- und Gesundheitsysteme und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung sind hier zu nennen. Stiglitz legt beispielsweise einen großen Wert auf die Förderung von Bildung, aber auch auf die Förderung von Technologie und Technologietransfer in die Entwicklungsländer. Hierfür muss auch ein Staat über gezielte Hochschulpolitik und Industrieförderung sorgen. Die Eliten müssen verantwortlich handeln um politische Konflikte, Korruption und Nepotismus zu minimieren – hierbei ist die Entwicklung eines demokratischen Politiksystems mit Partizipationschancen enorm wichtig. Dazu gehören aber entsprechend politischethische Konventionen, an die die politische Kultur geprägt ist und durch die die Eliten auch gebunden sind Hier ist ein Querverweis auf Max Webers Arbeit über die protestantische Arbeitsethik angebracht. Ähnliche bindende Ethiken und kollektive Wertprägungen existieren auch in Südost — und Ostasien, in Afrika aber nicht. Es geht also nicht nur allein um den Bau von Institutionen, sondern auch um Sozialisations- und Wertfragen, die im Rahmen von Entwicklungsprozessen sich stellen. Neben guten, effektiven Institutionen im Allgemeinen, Demokratisierung und einem institutionell eingehegten Markt ist eine schrittweise Handelsliberalisierung von positiver Wirkung. Diese sollte aber auch nur in institutionell regulierten Märkten erfolgen, was wiederum die Bedeutung von Institutionen betont.
Daneben bedarf es aber auch positiver exogener Faktoren und eines positiven Zusammenspiels mit jenen. All das Streben nach guten Institutionen und die Bemühungen um good governance und Menschenrechten bringen nichts, wenn einzelne Staaten trotzdem mit Diktaturen und korrupten Regimen gute Geschäfte machen und sie stützen. Zudem schadet gerade den armen Entwicklungsländern die interessengeleitete Handelspolitik des Westens und auch der Schwellenländer, da von ihnen immer Liberalisierung gefordert wird, aber die reicheren Staaten selbst ungern ihre eigenen Märkte öffnen. Diese Beschränkungen hemmen auch die Entwicklungspotentiale. Letztlich geht es eben um die länderspezifische Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnissen, die allgemein über die Leistungssteigerung oder überhaupt die Etablierung gesellschaftlicher und staatlicher Institutionen ermöglicht und angetrieben werden soll. Dazu bedarf es aber auch positiver exogener Impulse, wie einer Bevorzugung der ärmsten Länder in Handelsfragen, sachspezifischer und koordinierter Hilfe beim Institutionenaufbau und der Berücksichtigung der Interessen dieser Länder innerhalb der global governance Strukturen.
5.2. Ausblick auf die Entwicklungsperspektiven im beginnenden 21. Jahrhundert
Die Entwicklungen, die in diesen Ländern politische und gesellschaftliche Strukturen transformieren sollen kosten Zeit und Aufwand. Hierbei handelt es sich um komplexe Transformationsprozesse, in denen diverse Faktoren gleichzeitig zusammenwirken und am besten auch aufeinander abgestimmt werden müssten. Scheitern ist dabei fast schon mit einkalkuliert, da gerade in Afrika wie den ärmeren Entwicklungsländern diese Transformationsprozesse große Hindernisse haben. Allerdings sind Entwicklungserfolge durchaus machbar, wie man in Südostasien und Ostasien sieht. Deren Erfolge unterstreichen, dass bei Vorhandensein entsprechender gesellschaftlicher, politischer und vor allem institutioneller Voraussetzungen Entwicklung sehr wohl möglich ist und daher auch die Entwicklungsperspektiven positiv sein können. Allerdings bestehen in den ärmeren Entwicklungsländern diese Voraussetzungen größtenteils nicht. Im Gegenteil, sie sind oft ethnisch heterogener und durch lange Jahre korrupter Regime, sozialer Ungleichheiten und langjähriger Konflikte innerlich strukturell deformiert. Und die Einwirkungen von außen werden eher größer und überfordern zunehmend gerade auch die schwachen, ärmeren Entwicklungsländer. Letztlich kann man aber da keine pauschalen Urteile fällen, weil die Entwicklungsperspektiven vom Zusammenspiel der jeweiligen Umständen und Verhältnissen in dem betreffenden Land mit seinen Reformfähigkeiten und den exogenen Einflüssen abhängt. Allerdings ist gewisse Skepsis angesichts der Komplexität dieser sozialen Transformationsprozesse nicht fehl am Platze.