Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
»Arktis Wird Eisfrei!« … Und das bedeutet?
Von Markus Krause-Traudes
Mehr als 75 Prozent der Bevölkerung Deutschlands halten für die größte Bedrohung der persönlichen Sicherheit die »weltweite Zerstörung der natürlichen Umwelt«. Auf den nächsten Plätzen rangieren Klimawandel (71 Prozent) und Kürzung von Sozialleistungen (66). Angesichts dieser Stimmungslage in Deutschland ist es nicht verwunderlich, dass das Thema »Rettung des Planeten« auch in politischen Foren aus deutscher Sicht höchste Priorität besitzt.
Zu diesen Foren gehört zweifelsfrei auch die NATO, die auf dem Gipfel in Straßburg/ Kehl durch die Regierungschefs beauftragt wurde, bis zum Frühjahr 2010 eine neue Strategie auszuarbeiten. Diese neue Strategie soll unter anderem auch die Themen »Cybersicherheit«, »Energiesicherheit « und »High North« abdecken. Wenngleich derzeit auch noch zwischen verschiedenen NATO-Ländern – darunter auch Deutschland – eine Grundsatzdiskussion darüber geführt wird, inwieweit sich ein »Militärbündnis« überhaupt mit den beiden letztgenannten Themen befassen sollte, so erscheint die Analyse der Konsequenzen eines Abschmelzens der arktischen Polkappe zumindest aus maritimer Sicht durchaus als sinnvoll.
Spätestens seitdem Russland im August 2007 bei einer Tauchexpedition unter dem Nordpol eine russische Flagge auf dem Meeresboden aufgestellt hat und in Folge die EU im März 2008 ein Strategiepapier zum Klimawandel veröffentlichte, in dem Territorialkonflikte in den Polarmeeren zu den »ernsteren Sicherheitsrisiken« der Zukunft gezählt werden, ist die Arktis zumindest als latente Bedrohung der persönlichen Sicherheit im Bewusstsein des deutschen Staatsbürgers angekommen. Da es sich aber bei dem arktischen Eispanzer im Gegensatz zu dem Eis der Antarktis bzw. Grönlands um auf dem Meer schwimmendes Eis handelt, dessen Abschmelzen aufgrund der geltenden physikalischen Gesetze keinen Beitrag zum Anstieg des Meeresspiegels leistet, stellt sich die Frage, welche konkreten Effekte das Fehlen der nördlichen Polkappe haben wird.
Ein Blick auf die Karte des Arktischen Ozeans zeigt ein nahezu kreisförmiges, 14.000.000 km² großes Becken, das von den Anrainerstaaten Russland, Norwegen, Grönland/Dänemark, Kanada und den USA eingerahmt wird. Die mittlere Wassertiefe beträgt 1.000 m, die tiefste Stelle liegt im Eurasischen Becken bei 5.450 m, die Tiefe des »Ameriasian Basin« beträgt etwa 4.000 m.
Die Wasseroberfläche ist in großen Teilen mit Schnee und Eis bedeckt, wobei sowohl Eisbedeckung als auch Eisdicke im Laufe des Jahres variieren, dabei aber im Verlauf der Beobachtungen der letzten 30 Jahre insgesamt signifikant abgenommen haben – Experten sprechen von rund 30 Prozent Abnahme seit 1978. Simulationen verschiedener Wissenschaftler ergeben mehr oder weniger identische Resultate für die künftige Eislage:
Die schon heute im Polarsommer befahrbaren Routen Bildquelle: NOAA |