Bacillus anthracis (Milzbrand, Anthrax)
1855 von Pollender entdeckt
Anthrax ist der Erreger von Milzbrand, einer Krankheit Pflanzen fressender Tiere, die durch das Bakterium Bacillus anthracis verursacht wird. Natürlicherweise kann das “Bacillus anthracis” von Tieren oder deren Produkten auf den Menschen übertragen werden. Insbesondere Rinder, Schweine, Schafe und Pferde können damit infiziert sein. Der Erreger kommt vor allem in Südamerika, Südosteuropa und Südostasien vor. Je nach Eintrittspforte kann sich der Erreger auf der Haut, in der Lunge oder dem Darm ausbreiten. Hautmilzbrand hat eine Inkubationszeit von ein bis drei Tagen und benötigt eine Verletzung oder Bisswunde zur Infektion. Er beginnt mit einem «Milzbrandkarbunkel» an der Infektionsstelle. Den wesentlich seltener auftretenden Lungenmilzbrand bekommen Menschen durch Einatmen des Erregers. Er verläuft ähnlich wie eine Lungenentzündung. An Darmmilzbrand erkranken Menschen durch Aufnahme von verseuchtem rohem Fleisch oder nicht abgekochter Milch. Er verursacht zunächst blutige Durchfälle und Erbrechen. Bei allen drei Fällen kann sich der Erreger auf die Lymphbahnen ausbreiten. Es folgen Fieber sowie Schwellung und Verfärbung der Milz und ein allgemeiner Kräfteverfall. Wird der Milzbrand nicht rechtzeitig mit Antibiotika behandelt, kann er zum Tode führen. Der Milzbranderreger kann eine Dauerform (Spore) ausbilden und so viele Wochen im Freien überleben, in toten Tieren noch wesentlich länger.
Laut Londoner “Times” sollen weltweit 450 Labors an der Entwicklung von Anthrax‑, Pest‑, Pocken- und Choleraerregern arbeiten. Die giftigen Wirkstoffe der Mikroben können isoliert werden. Die geruchlosen und unsichtbaren Toxine können dann als feinstes Pulver in Granaten verschossen oder vom Flugzeug geräuschlos als Aerosol versprüht werden.
Während sich das Militär auf biologische Kriegführung einstellt, bleibt die Zivilbevölkerung schutzlos. Ein Anschlag mit Pockenviren wäre katastrophal. Die US-Regierung hat nur 15 Millionen Dosen des Pockenimpfstoffes auf Lager. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) hat 500000 Dosen gelagert. Impfnadeln für Pockenimpfungen werden nicht mehr hergestellt. Ein Großteil der Weltbevölkerung wäre dem Virus machtlos ausgesetzt. Da der Virus zu 30 Prozent tödlich wirkt, könnten zwei Milliarden Menschen sterben.
Während die meisten Menschen biologische Kriegführung nicht kennen, wird Bioterrorismus zunehmend im Internet thematisiert: Rechtsradikale Milizen, postmoderne Faschisten, psychiatrisch kranke Krieger und andere Extremisten tummeln sich im Internet mit akribischen Anleitungen für Bioterrorismus. In den USA lassen sich Milizen im Einsatz von Biowaffen ausbilden. FBI, CIA und Interpol gehen gemeinsam davon aus, dass internationale Terroristen bereits an der Vorbereitung von Anschlägen mit bioterroristischen Waffen arbeiten.
Die Behandlung mit Antibiotika muss vor dem Ausbrechen der Symptome beginnen. Eine Impfung kann Immunität gegen Anthrax aufbauen. Inhalations-Anthrax führt zum Tode unabhängig von einer Behandlung mit Antibiotika und Impfung.
oben: Antibiotikum Cipro bzw. Ciprobay des deutschen Pharma-Unternehmens Bayer gegen Milzbrand
Zuletzt aufgetretene Fälle von Milzbrand (Anthrax)
Die Kaiserlichen Streitkräfte Japans setzen Anthrax 1932 in der Mandschurei ein. Bei einem “Forschungsprojekt” wurden ca. 3.000 Kriegsgefangene als “Versuchsobjekte” mißbraucht. Auch andere Kampfstoffe wurden getestet.
Die schottische Insel Guida (Gruinard Island), auf der die britische Armee im Zweiten Weltkrieg Versuche mit Anthrax ausführten, ist mit dem Erreger derart verseucht worden, dass erst nach einer langwierigen Reinigungsaktion mit 200 Tonnen Formaldehyd die Insel erst seit wenigen Jahren wieder zugänglich wurde.
Im April 1979 erkrankten Hunderte Bürger der russischen Stadt Swerdlowsk. Alle zeigten der normalen Grippe vergleichbare Symptome. Mehr als sechzig Personen starben. Ursache soll eine 30 km entfernte B‑Waffen-Forschungsstelle des russischen Militärs sich befunden haben. Die Infizierten befanden sich zu dem Zeitpunkt in der Windrichtung, wo vermutlich nur ca. 1 Gramm des Milzbrand-Erreger frei gesetzt wurde. In der Nähe befanden sich auch zahlreiche tote Tiere.
Im Juli 2001 waren in Kanada im Bundesstaat Alberta, Hunderte von Bisons bedroht. 19 Tiere starben an den Folgen des Erregers
12. Juli 2001 in Süd-Korea im Changyong County, in der Provinz South Kyongsang, treten 5 Milzbrandfälle auf, eine Person starb an den Folgen. Alle hatten Fleisch eines Rindes verzehrt, das in einem Sumpfgebiet tot aufgefunden worden war.
In Zusammenhang mit den Milzbrand-Briefen in den USA wurde am 18. Oktober 2001 in Kenia ein Brief mit Sporen des Milzbrand-Erregers in einem Brief an einen kenianischen Privatmann nachgewiesen. Siehe weiter unten.
Bild oben: Folgen von Hautmilzbrand
- Artikel im Spiegel: Natürlicher Feind vernichtet Milzbrand-Erreger