AUSTRALIEN
Mit Umrüstung der Fregatte „Stuart“ ist das vor sieben Jahren begonnene Projekt SEA 1448 abgeschlossen.
Noch in diesem Jahr soll sie als letzte der acht zwischen 1996 und 2006 in Dienst gestellten Fregatten der ANZAC-Klasse (deutsches Designs MEKO-200 ANZ) zur operativen Flotte zurückkehren. Für die Schiffe gab es schon mehrere Kampfwertsteigerungen: sie wurden mit Seeziel-FK Harpoon nachgerüstet, erhielten Minen-Meidesonar und schließlich neue Infrared Search & Track (IRST) Systeme.
Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der „MarineForum – Zeitschrift für maritime Fragen“ veröffentlicht.
Projekt SEA 1448 zielte auf die Schließung einer mit Ausmusterung älterer Zerstörer der PERTH-Klasse (US-Typ CHARLES F. ADAMS) entstandene Fähigkeitslücke in der Flugabwehr. Dazu wurde für die Schiffe ein Anti-Ship Missile Defence System (ASMDS) entwickelt, das ihnen mit Flugkörpern Evolved Sea Sparrow (ESSM) nicht nur Selbstverteidung gegen z.B. tief fliegender Seeziel-FK ermöglicht, sondern auch zu effektiver Verbandsflugabwehr befähigt. Ein CEA Active Phased Array Radar (in einem neuen, integrierten Mast) erlaubt im Verbund mit einem neuen Gefechtsführungssystem gleichzeitige Bekämpfung von bis zu zehn Luftzielen.
Projekt Sea 1448 (auch ANZAC ASDMS genannt) sollte zunächst einmal nur für ein Schiff, die „Perth“, durchgeführt werden. Erst nach mit dieser gemachten praktischen Erfahrungen sollte über die recht teure (ca. 500 Mio Euro) Umrüstung auch der anderen Schiffe entschieden werden. Die etwas mehr als einjährigen Arbeiten an der „Perth“ wurden 2011 abgeschlossen, und schon erste Erprobungen hinterließen einen so nachhaltig Eindruck, dass vorzeitig entschieden wurde, Project SEA 1448 auch für die anderen sieben Schiffe durchzuführen.
Nun ist das Vorhaben abgeschlossen, aber den Fregatten der ANZAC-Klasse stehen weitere längere Werftliegezeiten bevor. Im des fast 1,5 Mrd Euro teuren „ANZAC Midlife Capability Upgrade“ sollen schiffstechnische Anlagen und ein Teil der Waffensysteme und Führungseinrichtungen in den kommenden sechs Jahren nach und nach grundüberholt und modernisiert werden. Als erstes Schiff soll im September die „Arunta“ bei der BAe-Systems-Werft in Henderson ihre 12-monatige Werftliegezeit beginnen.
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INDIEN
Nach fast 30 Jahren Flugbetrieb hat die indischen Marine ihre alten U‑Jagdflugzeuge vom Typ Tupolew T‑142 Bear‑F ausgemustert.
Die riesigen Flugzeuge mit den vier Doppel-Propeller Turboprop-Triebwerken stammen aus der ehemaligen Sowjetunion. Diese sah sich in den 1960er Jahren vor der Notwendigkeit, der neuen Bedrohung durch mit Polaris-Atomraketen bestückte amerikanische U‑Booten begegnen zu müssen. Bei Reichweite der US-Raketen von fast 2.000 km mussten sowjetische U‑Jagd-Flugzeuge die US-U-Boote schon weit von der Sowjetunion entfernt im offenen Atlantik und Pazifik abfangen können. Gefragt waren also vor allem lange Flugausdauer und große Reichweite.
Basis dafür bot der strategische Bomber Tu-95, aus dem die für U‑Jagd optimierte und bewaffnete Tu-142 entwickelt wurde — mit einer Flugausdauer von 13 Stunden und einer Reichweite von bis zu 6.500 km. 1970 führte die sowjetische Marine die in der NATO als Bear‑F bezeichneten Flugzeuge ein. Gut zehn Jahre später fand die Tu-142 auch das Interesse der befreundeten indischen Marine, die eine möglichst lückenlose Überwachung der riesigen Seegebiete um den indischen Subkontinent, bis weit hinein in das Arabische Meer, den Indischen Ozean und den Golf von Bengalen wollte.
Ende 1984 wurden acht Bear‑F in Moskau bestellt, die – nach leichten Modifizierungen für den spezifischen Bedarf der indischen Marine sowie Ausbildung von Piloten, Einsatzpersonal und Technikern – 1988 in Indien eintrafen.
Im April 2000 wurden Pläne zur Beschaffung weiterer sechs, diesmal sogar mit Seeziel-FK zu bestückenden Tu-142 bekannt. Bei weit auseinander liegenden preislichen Vorstellungen zogen sich die Verhandlungen über Jahre hin. 2008 entschied Indien schließlich, auf weitere Bear‑F zu verzichten und auch die acht trotz zwischenzeitlicher Grundüberholungen und Modernisierungen technologisch veralteten, vor allem aber auch „Kraftstoff fressenden“ Maschinen durch ein modernes Flugzeugmuster zu ersetzen. Den Zuschlag für das international ausgeschriebene Projekt erhielt der US Hersteller Boeing, bei dem zunächst acht, dann weitere vier moderne Maritime Mission Aircraft P‑8I Neptune – eine Variante der P‑8A Poseidon der US Navy – bestellt wurden. Nach Indienststellung der ersten dieser modernen Flugzeuge war Ende März der Zeitpunkt gekommen, sich formell von den alten Tu-142 Bear‑F zu verabschieden.
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RUSSLAND
Gerüchte gab es schon seit mehr als zwei Jahren. Nun wurde offiziell bestätigt, dass die russische Marine weitere Landungsboote der POMORNIK-Klasse (Project 1232–2 Zubr) erhalten soll. Der
Bauauftrag könnte an die More-Werft in Feodosia (Krim) gehen.
Die Fahrzeuge der POMORNIK-Klasse sind mit 550ts (57m) die weltweit größten Luftkissen-Landungsboote (zum Vergleich: LCAC der US-Navy 170ts, 25m).
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SINGAPUR
Nach nur 19 Dienstjahren hat die Republic of Singapore Navy (RSN) mit der „Fearless“ das Typboot ihrer FEARLESS-Klasse außer Dienst gestellt.
Von 1996 bis 1998 hatte die RSN insgesamt 12 dieser bei der Singapore Shipbuilding & Engineering gebauten 55-m-Boote beschafft. Die ersten sechs waren für U‑Jagd-Aufgaben optimiert; das zweite Los sollte dann neben dem auf allen Booten vorhandenen 76-mm-Geschütz israelische Seeziel-FK Gabriel als Hauptwaffensystem erhalten; diese Planung wurde jedoch fallengelassen. Zunächst installierte Torpedos wurden 2009 abgerüstet, und alle Boote (eines musste nach einer Kollision ausgemustert werden) waren zuletzt bei Maritime Security Operations u.a. zur Bekämpfung regionaler Piraterie im Küstenvorfeld und den Wirtschaftszonen eingesetzt.
Die Ausmusterung der „Fearless“ markiert den Übergang von der FEARLESS-Klasse zu acht bei der örtlichen ST Marine bestellten, größeren (80m) Littoral Mission Vessel (LMV) der INDEPENDENCE-Klasse. Auch diese sollen nur mit Rohrwaffen bestückt (ggf. Nahbereichs-Flugabwehr-FK zur Selbstverteidigung) primär Maritime Security Operations durchführen, aber eine Plattform für Starts/Landungen eines Hubschraubers
erweitert ihren Aktionsradius und ermöglicht zusätzliche Einsatzoptionen. Darüber hinaus ist auch eine “modulare Konfiguration” geplant; mit vorgefertigten Bausteinen (Modulen) sollen die Boote flexibel und kurzfristig für besondere operative Einsatzerfordernisse (u.a. auch Minenabwehr) optimiert werden können. Typschiff „Independence“ ist bereits übergeben, das fünfte LMV auf Kiel gelegt. Alle acht sollen bis 2020 geliefert sein.