Korea — Fortschreibung — Ursachenermittlung des Untergangs der Fregatte CHEON AN

In dieser Woche will die zur Ursach­en­er­mit­tlung des Unter­gangs der Fre­gat­te CHEON AN einge­set­zte inter­na­tionale (neben Süd­ko­rea auch Aus­tralien, Großbri­tan­nien, Schwe­den´, USA) Expertenkom­mis­sion ihren Abschluss­bericht vor­legen. Die Hin­weise auf einen Tre­f­fer durch einen Schw­ergewicht­stor­pe­do scheinen immer ein­deutiger. Wie bere­its an dieser Stelle berichtet, wur­den an Trüm­merteilen der Fre­gat­te Spuren des in Tor­pe­dos ver­wen­de­ten Sprengstoffes RDX sowie Alu­mini­umteile gefun­den, die eben­falls „auf einen Tor­pe­do deuten“. 

Marineforum - CHEON AN (Foto: offz.)
CHEON AN Bildquelle: offz.

(Vor­eilige) Medi­en­berichte, nach denen die Kom­bi­na­tion von RDX und Alu­mini­um auf einen „Tor­pe­do deutsch­er Bauart“ schließen lassen, lassen allerd­ings einige Fak­ten außer acht. Der deutsche Her­steller ATLAS Elek­tron­ik, der auch Tor­pe­dos nach Süd­ko­rea geliefert hat, ver­wen­det in den Sprengstoffhüllen sein­er Tor­pe­dos kein Alu­mini­um, und RDX wird auch von allen anderen inter­na­tionalen Tor­pe­do­her­stellern (incl. der früheren Sow­je­tu­nion) bei Tor­pe­do­ge­fecht­sköpfen genutzt. Das Gerücht, dass Nord­ko­rea sich „unter der Hand“ einen deutschen Schw­ergewicht­stor­pe­do beschafft habe, um so eigene Ver­wick­lung demen­tieren zu kön­nen, ent­behrt wohl auch aus rein tech­nis­ch­er Sicht jed­er Grund­lage. Schießen und Lenken eines deutschen Schw­ergewicht­stor­pe­dos sei – so der Her­steller – ohne Inte­gra­tion in das U‑Bootsystem mit entsprechen­der Fir­me­nun­ter­stützung „nicht vorstell­bar“. Die Experten der Unter­suchungskom­mis­sion scheinen dies ähn­lich zu sehen. Am 12. Mai melde­ten süd­ko­re­anis­che Medi­en, man konzen­triere sich jet­zt darauf, gefun­dene Met­all­teile direkt mit einem vor eini­gen Jahren aufge­fis­cht­en nord­ko­re­anis­chen Tor­pe­do zu vergleichen. 

Sollte sich die nord­ko­re­anis­che Ver­ant­wor­tung für den Unter­gang der CHEON AN bestäti­gen (ange­blich sind die USA davon inzwis­chen bere­its fest überzeugt), dürfte die Diskus­sion über mögliche Reak­tio­nen an Fahrt gewin­nen. Auch wenn Süd­ko­re­as Präsi­dent Lee Myung-Bak für einen solchen Fall eine „res­olute Antwort“ ankündigt, ist nicht von unmit­tel­baren mil­itärischen Aktio­nen auszuge­hen. In Abstim­mung mit dem UN Sicher­heit­srat, den USA (Außen­min­is­terin Clin­ton hat sich bere­its zu einem Besuch ange­sagt) und der inter­na­tionalen Gemein­schaft sind wohl vielmehr weit­ere Wirtschaftssank­tio­nen wie ein ver­schärftes Han­delsem­bar­go und Ein­frieren beste­hen­der Beziehun­gen zu erwarten. Unab­hängig davon hat der Präsi­dent aber bere­its Kon­se­quen­zen für seine Stre­itkräfte gefordert. In “a com­plete review of our nation­al secu­ri­ty pos­ture” seien die Fähigkeit­en der Stre­itkräfte neu zu bew­erten und zu gestal­ten. Vor allem die Fähigkeit zur Abwehr asym­metrisch­er Bedro­hun­gen und Kom­man­do­op­er­a­tio­nen müsse auf den Prüfstand. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →