Indien – Die Arihant – Indiens erstes selbst gebautes Atom-U-Boot

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Indi­en – Die Ari­hant – Indi­ens erstes selb­st gebautes Atom-U-Boot
Höhep­unkt ein­er ziel­gerichteten Entwick­lung

Nach gut 15 Jahren inten­siv­er Entwick­lungs- und Bauzeit zer­brach die Ehe­frau von Min­is­ter­präsi­dent Man­mo­han Singh am 26. Juli 2009 die tra­di­tionelle Kokos­nuss am Bug des neuen U‑Bootes, das kurze Zeit später in sein­er Bauw­erft im indis­chen Vishakha­p­at­nam zu Wass­er gelassen wurde. Das entsprechende Pro­jekt wird unter der Abkürzung ATV seit fast 30 Jahren entwick­elt. Dem Schritt sind inten­sive Bemühun­gen der Inder um entsprechen­des „know how“ vorangegangen. 

1. Lizen­zen für kon­ven­tionelle U‑Boote:
Wer ein nuk­lear betriebenes U‑Boot bauen und betreiben will sollte erst ein­mal ein kon­ven­tionelles U‑Boot zusam­men schweißen und in Betrieb set­zen kön­nen. Alleine der Bau eines soli­den Druck­kör­pers, die kom­plexe Steuerung und (natür­lich) die U‑Boot spez­i­fis­chen Prob­leme wie Luft- und Energiev­er­sorgung im getaucht­en Zus­tand kön­nen mit herkömm­lichen, kon­ven­tionell betriebe­nen U‑Booten aus­führlich erlernt und erprobt wer­den.
Die ersten Eigen­baut­en Indi­ens sind vier Diesel-U-Boote des deutschen Pro­jek­ts 209, die in Indi­en nach Lizenz gebaut wurden. 

2. Atom­are Antrieb­san­la­gen:
2.1. rus­sis­che „Char­lie-Klasse“
Bere­its von Jan­u­ar 1988 bis Jan­u­ar 1991 ver­liehen die Sow­jets ein Atom-U-Boot vom Typ K‑43 (Pro­jekt 670 – NATO: „Char­lie-Klass“) Skat an Indi­en. Das ist ein kleines, in Massen­pro­duk­tion hergestelltes U‑Boot das erst­ma­lig mit Flugkör­pern aus­ges­tat­tet wurde, die unter Wass­er ges­tartet wer­den kon­nten. Die Bedi­enung des Bootes hat Indi­en zu wichti­gen tak­tis­chen und tech­nis­chen Infor­ma­tio­nen ver­holfen, die für die Entwick­lung eines nationalen Atom-U-Boot-Pro­jek­ts notwendig waren. 

2.2. rus­sis­che „Aku­la-II-Klasse“

CHAKRA
CHAKRA
Bildquelle: Wikipedia

ARIHANT
ARIHANT
Bildquelle: Marine­fo­rum

Nach län­geren Ver­hand­lun­gen vere­in­barten Rus­s­land und Indi­en 2004 umfan­gre­iche rus­sis­che Waf­fen­liefer­un­gen an Indi­en, darunter ein Leas­ing­pro­gramm, das auch zwei atom­ar angetriebene U‑Boote umfasste.
K‑152 Ner­pa sollte im Rah­men dieses Leas­ing­pro­gramms für 10 Jahre an Indi­en übergeben wer­den. Mitte des Jahres 2006 erfol­gte der Stapel­lauf. Bei den danach fol­gen­den Erprobun­gen kam es 8. Novem­ber 2008 zu ein­er Fehlfunk­tion des Feuer­löschsys­tems, wodurch 20 Men­schen, darunter 17 zivile Tech­niker, ein­schließlich des Leit­ers der Testkom­mis­sion star­ben und min­destens weit­ere 20 Per­so­n­en schw­er ver­let­zt wur­den.
Das Boot ist eine mod­i­fizierte Exportver­sion des Pro­jek­ts 971U und wird auch als Pro­jekt 971I (проекта 971И) beze­ich­net. Die Bewaffnung des Bootes beste­ht aus vier 650-mm-Tor­pe­dorohren mit einem Muni­tion­slager aus zwölf Tor­pe­dos und vier 533-mm-Tor­pe­dorohren mit einem Muni­tion­slager aus 28 Tor­pe­dos. Die Tor­pe­dos kön­nen durch Unter­wasser­mi­nen, Marschflugkör­p­er, Rake­ten­tor­pe­dos und diverse Unter­wasser­ap­pa­rate erset­zt wer­den. Die Bewaffnung der CHAKRA dient nicht nur dem Seekrieg. Bere­its 2006 hat­te Indi­en den Kauf von 28 Marschflugkör­pern des Typs 3M14E mit P‑900 Alfa) mit ein­er separi­eren­den, über­schallschnellen Gefecht­skopf­sek­tion und ein­er Reich­weite von 275 km bekan­nt­gegeben, die von den Booten der Aku­la-Klasse und auf den U‑Booten der Sind­hughosh-Klasse (Kilo-Klasse) gegen Landziele einge­set­zt wer­den könne 

Drei Besatzun­gen, ins­ge­samt also etwa 250 bis 300 Mann, wur­den in Rus­s­land in der Hand­habung der U‑Boote ausgebildet 

2.3. indis­che „ARIHANT“:
Wie erste Skizzen und ver­mutete Dat­en zeigen, scheint die ARIHANT dur­chaus Kon­struk­tion­se­lemete rus­sis­ch­er Atom-U-Boote, möglicher­weise sog­ar der AKULA-II Klasse aufzunehmen. Das ist nicht ver­wun­der­lich. Es wird berichtet, dass auch rus­sis­che Fach­leute am Kon­struk­tion­spro­gramm teilgenom­men haben.

 CHAKRA
(ex K – 152 Ner­pa)
Aku­la II-Klasse
SSN
ARIHANT

SSBN

Länge – Bre­ite — Tiefgang:113,2 m – 14,2 m – 9,6 m~ 112 m
Ver­drän­gung:9.500 – 12.770 ts5 – 6.000 ts
Besatzung:73 Mann95 – 100 Mann
Antrieb:190 MW Druck­wasser­reak­tor
35 MW Dampf­tur­bine
2 x 300 – 400 PS Elektroantrieb 
80 – 85 MW Reaktor
Geschwindigkeit über Wasser:15 kn12 – 15 kn
Geschwindigkeit getaucht:35 +/- 2 kn24 kn
Max­i­male Tauchtiefe:520 – 600 m 
Sen­soren:zylin­drisch­er Bug­sonar (Skat‑3 Anlage);
seitlich­er Rumpf­sonar;
Schlepp­sonar, in der Rud­er­gondel ver­staut;
Hochfre­quen­z­sonar zum Auf­tauchen unter Eis;
Minen­mei­des­onar;
Sen­soren zur Kiel­wasseror­tung;
Sen­soren zur Ortung anhand mag­netis­ch­er Anomalien
 
Seerohre:Angriffs- und Beobach­tungsperiskop, voll nacht­fähig (IR); Funkmast; Radar­mast; Radar­warn­mast (ESM); Schlep­p­draht zum Funkemp­fang unter Wass­er (bis 30 m Tiefe)  
Bewaffnung:Tor­pe­dorohre 533 mm + 6 Tor­pe­dorohre 533 mm; 2 seitliche Rohre zum Täuschkör­per­ausstoss; Lenkraketen 
   
   
   
   

Haupt­be­waffnung der ARIHANT sind zwölf (in vier Startschächt­en zu je drei Startröhren) nuk­lear bestück­bare Flugkör­p­er K‑15 Sagari­ka mit ein­er Reich­weite von jew­eils etwa 700 km, so dass die Ari­hant als Indi­ens erstes SSBN beze­ich­net wer­den kann. 

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