Am 23. April erklärte der Direktor der St. Petersburger Admiralitätswerft vor der Presse, er erwarte “schon bald” einen Auftrag zum Bau von sechs U‑Booten, dem sogar noch eine weitere Order eines „ausländischen Auftraggebers“ für weitere vier Boote folgen könnte.
In den Fachmedien setzten sofort Spekulationen ein, allerdings ohne dass zunächst konkrete Details in Erfahrung gebracht werden konnten. Vier Tage später erfuhr die Wirtschaftszeitung Kommersant dann aus der Rüstungsexportbehörde Rosoboronexport, dass mit Vietnam über die Lieferung von sechs U‑Booten der KILO-Klasse verhandelt werde. Intensive Gespräche über den mit insgesamt etwa 1,4 Mrd. Euro dotierten Auftrag hätten bereits vor etwa einem Jahr begonnen, und nun rechne man mit einer baldigen Vertragsunterzeichnung.
Angeblich – so einige Zeitungen — sei Vietnam „in die Bresche“ gesprungen, als die Verhandlungen mit Venezuela scheiterten. Man sei sich weitgehend einig, das Vorhaben über Kredite und Öllieferungen zu finanzieren; auch soll Russland zugesagt haben, in einem „spin-off“ vietnamesische Werften zu modernisieren. Ein Zeitplan sowie weitere technische Details wurden noch nicht bekannt gegeben.
Der Aufbau einer vietnamesischen U‑Bootkomponente kommt – mit der Bestellung von gleich sechs U‑Booten –zwar relativ überraschend, ist allerdings schon seit geraumer Zeit im Gespräch. In einigen aktuellen Flottenhandbüchern finden sich denn auch bereits Hinweise auf die geplante Beschaffung von ein bis drei (russischen) U‑Booten. Die KILO wären nicht die wirklich ersten U‑Boote für die vietnamesische Marine. 1997 soll sie aus Nordkorea zwei Klein-U-Boote vom Typ YUGO erhalten haben. Diese kleinen 20‑m Boote mit einer Tauchverdrängung von etwa 100 ts sind allerdings kaum für herkömmliche U‑Bootkriegführung gegen Seeziele oder andere U‑Boote geeignet. Sie sind vielmehr für verdeckte Aufklärung und Kommandoeinsätze gedacht.
Eine Beschaffung von modernen, hochseefähigen U‑Booten durch die vietnamesische Marine dürfte in der Region sehr aufmerksam beobachtet werden und könnte schon kurzfristig zu rüstungspolitischen Reaktionen bei anderen Regionalmarinen führen. So könnte die vietnamesische U‑Bootbeschaffung durchaus den Ausschlag geben, ein in Thailand seit Jahren auf Eis liegendes U‑Bootprojekt nun endlich in Angriff zu nehmen. Vor allem aber dürfte China, das mit seiner Marine zunehmend in die (auch mit Vietnam) territorial umstrittenen Archipele des Südchinesischen Meeres – mit großen Energieressourcen – drängt, angesichts einer deutlich veränderten Bedrohungslage „not amused“ sein und intensiv über Reaktionen (entsprechende Stärkung der Südflotte) nachdenken.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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