Als Brasiliens Präsident Fernando Henrique Cardoso am 8. April 1998 mit seinem Dekret Nr. 2598 die Beschaffung neuer Flugzeuge für die Marinho do Brazil genehmigte begann ein neuer Weg für die Marine Brasiliens — und auch wieder nicht. Denn der zwischenzeitlich beschaffte Flugzeugträger, der “Navio-Aeródromo “Sao Paulo” war bis Anfang 2014 rund zehn Jahre lang nicht mehr einsatzfähig.
Tatsächlich gerät die Marine, die eine 200-Meilen-Zone mit wichtigen Öl- und Gasvorkommen schützen soll, in der brasilianischen Streitkräfte-Planung an immer wichtigere Stelle.
1. Flugzeugträger: MINAS GERAIS
Denn mit der “NAeL Minas Gerais ” hatte Brasiliens Marine von 1960 bis 2001 bereits einen Flugzeugträger im Dienst — wenngleich die am 6. Februar 1957 die ins Leben gerufene 1° Grupo de Aviação Embarcada da FAB und damit die Luftwaffe die Flugzeuge stellte, die von der NAeL Minas Gerais aus eingesetzt wurden. So unvestanden wie die Notwendigkeit einer eigenen Marineluftwaffe blieb, so zeigte sich auch die “fliegerische Komponente” des Trägers. Beide Geschwader der Luftwaffe waren mit Maschinen vom Typ Grumman S‑2 ausgerüstet, darüber hinaus waren lediglich Hubschrauber für den Einsatz bereit gestellt.
Laufbahn | |
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Kiellegung: | 16. November 1942 |
Stapellauf: | 23. Februar 1944 |
1. Indienststellung: | 15. Januar 1945 |
1. Außerdienststellung: | 13. August 1955 |
2. Indienststellung: | 6. Dezember 1960 |
2. Außerdienststellung: | 9. Oktober 2001 |
Schicksal: | Verschrottet |
Technische Daten | |
Verdrängung: | 15.890 ts (leer) 19.890 ts (voll) |
Länge: | 211,25 m |
Breite: | 24,5 m (Wasserlinie) 36,44 m (Flugdeck) |
Tiefgang: | 7,15 m |
Antrieb: | Dampfturbinen mit 42.000 Wellen-PS, zwei Wellen |
Geschwindigkeit: | 23 Knoten (42+ km/h) |
Besatzung: | ca. 1300 |
Dieser ehemals britische Träger der “Colossus-Klasse” 8,5 ° Winkeldeck mit 1 Katapult am Bug) wurde 1944 als HMS Vengeance (R71) in Dienst gestellt und von 1952 bis 1955 bei der Royal Australian Navy eingesetzt. Ende 1956 erwarb Brasilien das Schiff, das noch vor der Indienststellung in einer niederländische Werft umfassende Modifikationen und Modernisierungen erhielt.
Seit 1960 war das Schiff in die brasilianische Flotte eingegliedert und navigierte vorrangig entlang der Küste des Landes. Trotz der vorgenommenen Modernisierungen erreichten seine Turbinen nur etwa 20 kn.
Um endlich eine vernünftige fliegerische Unterstützung zu haben wurden 1998 in Kuwait 20 einsitzige A‑4 KU (AF‑1) und 3 doppelsitzige AF-1A Skyhawks sowie 20 Ersatztriebwerke, Sidewinde, Raketen und Ersatzteile für fast 80 Millionen Dollar erworben. Mit dem robusten und wendigen Flugzeug wollte die Marinha do Brazil umfassende Erfahrungen für den Flugbetrieb von Trägern aus erwerben. Diese Maschinen — 1977 gebaut — hatten mit nur 1700 durchschnittlichen Flugstunden zudem eine entsprechend lange “Restlebensdauer”.
Nach dem Erwerb der kuwaitischen Skyhawks begann bereits im Oktobe 1998 die Einführung der Skyhawk bei der Marine.
Neben der Ausbildung in den USA war auch ein argentinischer Austauschlehrer, der Trägererfahrungen mit der argentinischen “Super Etendard” einbringen konnte, beim Aufbau der brasilianischen Fliegertruppe beteiligt. Nach rund 50 Flugstunden auf dem neuen Muster konnten schon im September 2000 die ersten Anflüge auf der “MINAS GERAIS” durchgeführt werden, und im Januar 2001 erfolgte die erste Landung auf dem Schiff.
Bildquelle und Datei von „http://de.wikipedia.org/wiki/NAeL_Minas_Gerais“
Obwohl die brasilianische Marine das Schiff weiter in Dienst halten wollte wurde die NAel Minas Gerais aufgrund notwendiger Sparmaßnahmen am 9. Oktober 2001 außer Dienst gestellt und 2002 für 2 Millionen Dollar an eine Veranstaltungsgesellschaft in Shanghai verkauft. Dies nährte Gerüchte über die Einbindung in ein chinesisches Trägerprogramm.
Der Kauf wurde aber — wohl mangels Bereitstellung der erforderlichen Mittel durch chinesische Staatsorgane — nicht vollzogen. Die NAeL Minas Gerais wurde 2004 nach Indien geschleppt und dort verschrottet.
- Bilder von der letzten Fahrt und der Zerlegung in Indien (www.hms-vengeance.co.uk)
2. Flugzeugträger: SAO PAOLO
Laufbahn | |
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In Auftrag gegeben: | 1955 |
Kiellegung: | 15. November 1957 |
Stapellauf: | 23. Juli 1960 |
Indienststellung (Frankreich): | 15. Juli 1963 |
Indienststellung (Brasilien): | 2001 |
Daten | |
Verdrängung: | 24.400 t (leer) 33.673 t (beladen) |
Länge: | 266 m (Flugdeck) |
Breite: | 51,2 m |
Tiefgang: | 8,6 m |
Antrieb: | zusammen 92 660 kW 2 Schrauben |
Höchstgeschwindigkeit: | 32 Knoten |
Reichweite: | 7.500 Seemeilen bei 18 Knoten |
Besatzung: | 1030 Personen + bis zu 300 Personen fliegersiches Pesonal |
Bewaffnung: | 2 x SACP-SAM-Startvorrichtungen (52 Zellen), 5 x 12,7‑mm-Maschinengewehre |
Flugzeuge: | 37 Flugzeuge (max.), 2 Helikopter (max.) |
Unmittelbar nach der Überführung begann die ehemalige Crew der MINAS GERAIS intensive Erprobungen und Übungen, so dass der Betrieb ab März 2001 vollständig von der brasilianischen Marine übernommen werden konnte. Im September 2001 konnten die ersten gemeinsamen Übungen mit den Piloten der Skyhawk durchgeführt werden. Im Februar 2002 erfolgte ausgedehnte Erprobungsfahrten und ab März 2002 wurde die erste “Einsatzmission” mit Hubschraubern sowie 3 Skyhawks durchgeführt. Danach wurden chinesische Soldaten im Bordbetrieb geschult.
Schon kurze Zeit später fiel das Schiff aber für rund 10 Jahre aus — erst 2013 gelang es mit französischen Spezialisten, die Katapulte wieder betriebsbereit zu machen.
15 zur Luftbetankung fähigen Flugzeuge vom Typ A‑4 Skyhawk und 6 Seaking ASH‑3 Hubschrauber bilden standardmäsig die fliegerische Komponene des “neuen” Trägers, der darüber hinaus auch die anderen Marinehubschrauber (z.B. Bell 20 B, AS 332 Super Puma und HB 350 Esquio) aufnehmen kann. Brasilien möchte seine Skyhawks möglichst bald modernisieren und so letztendlich bis zu 15 Jahre im Dienst halten.
Von Plänen für Ersatz- oder Ergänzungsbeschaffungen ist bisher nichts bekannt geworden. Es wäre aber spannend, ob die brasilianische Regierung dann neben westichen Lieferanten auch andere Anbieter zulassen würde.
Bildquelle und Datei von: http://de.wikipedia.org/wiki/NAe_S%C3%A3o_Paulo
Standorte und Einsatzgeräte der Forca Aeronaval da Marinha do Brazil:
Sao Pedro da Aldela:
HA‑1: Super Lynx zur U‑Boot-Jagd von Fregatten und Korvetten
HI‑1: Schulungseinheit mit Bell 206 B und JetRanger III
HS‑1: Sikorsky ASH‑3 A/B Sea King für die U‑Boot-Jagd vom Träger; die Sea King werden durch MH-16 Seahawk ersetzt.
HU‑1: Helibras HB 350/355, UH-12 Jet Ranger, UH-13 Esquilo;
VF‑1: A‑4KU/TA — 4 KU Skyhawks für Luft- und Bodeneinsätze
Manaus: HU‑3: Helibras HB-350, UH-12 Jet Ranger,
Ladario: HU‑4: Helibras HB 350, IH‑6 B, UH-12 Jet Ranger,
Rio Grande: HU‑5: Helibras HB 350, UH-12 Jet-Ranger
3. Flugzeuge der Marineluftwaffe Brasiliens:
3.1. A‑4 Skyhawk — A‑4 KU:
Die A‑4 Skyhawk ist der einzige Jet der brasilianischen Marine. Als McDonnell-Douglas 1952 das Flugzeug entwarf zweifelte die US-Navy am Erfolg der Entwicklung — ein Jabo, nur halb so schwer wie von der Navy gefordert .… und doch wurde die aufgrund ihres Rumpfrückens auch “Camel” genannte Maschine zu einem der erfolgreichsten Modelle mit einer über Jahrzehnte andauernden Fertigung immer neuer, weiter entwickelter Versionen.
Als Brasilien für seine neue Marineluftwaffe endlich auch Jagdflugzeuge erwerben durfte viel der Blick der Marine sehr schnell auf die A‑4 Skyhawk, die sich bei den argentinischen Nachbarn bestens bewährt hatte. Doch woher sollten die gewünschten Maschinen kommen? Da traf es sich gut, dass in Kuwait einige nicht mehr benötigte Maschinen mit wenig Flugstunden zum Verkauf standen. Man kaufte 20 A‑4KU und 3 TA-4KU, die nun (seit 1997) nach einer Grundüberholung als AF‑1 und AF-1A in brasilianischen Diensten stehen. 23 Flugzeuge (20 A‑4KU, 3 TA-4KU) konnten so von der brasilianischen Navy übernommen werden. Im April 2009 wurde mit Embraer vertraglich die Instandsetzung von 9 Einsitzern (als AF-1B) und drei Doppelsitzern (als AF‑1 C) vereinbart. Mit modernem Radar (EL/M‑2032 von IAI/Elta), Datenlink von Mectron, neuen Instrumenten und erweiterten Bewaffnungsmöglichkeiten (Luft-Luft-Lenkwaffen Derby, Piranha und Python IV, lasergelenkten Bomben) ausgestattet, hat die erste so “rundum erneuerte” Maschine im August 2013 ihren Erstflug angetreten.
Vom Träger werden zwar auch Super Ètendard-Jets eingesetzt, die aber dem südamerikanischen Nachbarn Argentinien gehören. Seit der argentinische Träger Flugzeugträgers VEINTICINCO DE MAYO 1985 wegen technischer Mängel aus dem operativen Betrieb genommen und schließlich verschrottet wurde, operieren die argentinischen Jagdbomber nur noch von Landflugplätzen (in den 90er Jahren konnten sie zeitweilig noch Ausbildungsflugbetrieb auf dem brasilianischen Flugzeugträger MINAS GERAIS durchführen).
3.2. Grumman C‑1A Trader COD — KC‑2 Turbo Tracker
Im Sommer 2010 wurde bekannt, dass Brasilien acht Grumman C‑1A Trader COD (Carrier-on-board-delivery) für seinen Träger kauft. Die Marineluftwaffe kann den Träger damit künftig auch aus der Luft versorgen. Die — aus eingemotteten Beständen — gelieferten Flugzeuge werden von Embraer mit neuen Honeywell TP331-14GR Triebwerken, neuem Cockpit und Avionik ausgestattet und sich optisch vor allem durch einen neuen Fünfblattpropeller vom Ausgangsmuster unterscheiden. Zwei der acht Flugzeuge sollen auch als Tanker ausgerüstet werden, um die Reichweite der A‑4 KU Skyhawks zu erhöhen.
Mehrere eingelagerte Grumman C‑1A sollen überholt und umgerüstet werden. Über den Status der Arbeiten ist derzeit (2013) nichts bekannt.
3.3. Seaking ASH‑3 Hubschrauber
3.4. Super Lynx
Kurz vor der Jahrtausendwende wurden insgesamt zwölf Maschinen in Großbritannien erworben. im Jahre 2014 wurde intensiv über ein Modernisierungsprogramm beraten.
3.5. UH-14 “Super Puma”:
Die UH-14 steht bei der Staffel “Pégaso” (HU‑2) in Sao Pedro da Aldeia (östlich von Rio de Janeiro) im Dienst, wo auch die Skyhawk der Marine stationiert sind.
3.6. UH-15 “Super Cougar”:
In Lizenz von Helibras produziert, sollen die UH-14 mit 16 Maschinen UH-15 ergänzt werden. Die Variante UH-15 A wird dabei auch mit AM 39 Exocet zur Schiffsbekämpfung ausgerüstet.
3.7. S‑70B Sea Hawk — MH-16:
Im Rahmen der US Militärhilfe (Foreign Military Sales) hat der US Hersteller Sikorsky am 23. Dezember den mit insgesamt etwa 115 Mio. Euro dotierten Auftrag zur Lieferung von vier Marinehubschraubern des Typs S‑70B Sea Hawk für U‑Boot Jagd und Schiffsabwehr erhalten. Die erste Maschine wurde im Juli 2012 geliefert, die letzte soll bis 2017 ausgeliefert sein. Diese mit Seezielflugkörper Penguin ausgerüsteten Maschinen sollen über 40 Jahre alte SH‑3 A (Agusta SH‑3 D) ablösen.
Externe Links (Youtube):
Marinha do Brazil A‑4 Skyhawk
Falcões do Mar — Marinha do Brasil — Brazilian …
NAe São Paulo during the exercise Temperex in 2002