Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung der “Marineforum — Zeitschrift für maritime Fragen” veröffentlicht.
Derzeit entstehen bei Howaldtswerke Deutsche Werft AG und Nordseewerke GmbH drei neue U‑Boote für die südafrikanische Marine. Im Juni 2004 soll das erste Boot in Kiel vom Stapel laufen und im Juli 2005 an den Auftraggeber abgeliefert und in Dienst gestellt werden. Die beiden Schwesternboote folgen im Jahresabstand. Die neuen Boote ersetzen dann sukzessive die beiden noch verbliebenen und veralteten Einheiten der DAPHNE-Klasse, die nun endgültig und unwiderruflich am Ende ihrer Indiensthaltung stehen. Drei Einheiten dieses Typs wurden Ende der 1960er Jahre in Frankreich für Südafrika gebaut und in den Jahren 1970/71 in Dienst gestellt. Die dritte Einheit dient bereits als Ersatzteillager für ihre Schwesterboote.
Wenn man es genau nimmt, geht die Beschaffung der neuen Boote bis in das Jahr 1977 zurück. Wegen des gegen Südafrika verhängten UN-Waffen-Embargos infolge der dortigen Apartheid-Politik, wurden die damals in Frankreich im Bau befindlichen Neubauten der moderneren AGOSTA-Klasse nicht mehr an das Land ausgeliefert und statt dessen an Pakistan verkauft. Somit mußte man sich bei der südafrikanischen Marine notgedrungen immer wieder mit Modernisierungsmaßnahmen bei den vorhandenen DAPHNE-Booten begnügen und über die Runden retten. Letztendlich wurde der Wunsch zur Neubeschaffung von U‑Booten aber nie aufgegeben.
Im Jahre 1994 beschloß die südafrikanische Marine umfangreiche Modernisierungs- und Neubeschaffungsmaßnahmen durchzuführen und damit war das Thema U‑Boote erneut auf der Agenda. Das Angebot der britischen Royal Navy, ihre gerade außer Dienst gestellten U‑Boote der UPHOLDER-Klasse zu übernehmen, wurde aus verschiedenen Gründen, unter anderem auch Budget-Gründe, nicht umgesetzt und die Beschaffung von U‑Booten wurde erneut zeitlich geschoben. Im November 1998 erfolgte dann eine internationale Ausschreibung, aus der das German Submarine Consortium (GSC), bestehend aus Howaldtswerke Deutsche Werft AG (HDW), Kiel, Nordseewerke GmbH (NSWE), Emden, und Ferrostaal AG, Essen, unter starkem Konkurrenzdruck durch andere europäische U‑Bootbauer als Sieger hervorging.
Der Vertrag über die Lieferung von drei hochmodernen U‑Booten der Klasse 209/1400-mod für die südafrikanische Marine trat am 12. Juli 2000 in Kraft. Der Auftrag hat ein Volumen von ca. 700 Millionen Euro. Er ist Teil eines Vertragspaketes, das HDW, NSWE und Ferrostaal am 3. Dezember 1999 in Pretoria mit der Regierung Südafrikas unterzeichnet hatten. Bei den U‑Booten handelt es sich um die modernste Version der konventionellen Klasse 209, die vom deutschen Lieferkonsortium seit vielen Jahren erfolgreich exportiert wird. Von diesem erfolgreichsten Ubootstyp seit dem Zweiten Weltkrieg sind weltweit in dreizehn Ländern 61 Boote im Einsatz beziehungsweise im Bau oder unter Vertrag. Der Lieferumfang des Konsortiums umfaßt neben Bau und Ablieferung der Boote auch Training, logistische Unterstützung und Simulationstechnik. Als Gegengeschäft wird das Konsortium umfangreiche Investitionen und industrielle Förderungsmaßnahmen in Südafrika gewährleisten. Südafrikanische Unternehmen sind im militärischen und zivilen Teil des Vertrages maßgeblich als Zulieferer beteiligt. In Deutschland sichert der Vertrag über Jahre zahlreiche anspruchsvolle Arbeitsplätze auf den Werften in Kiel und Emden, aber auch bei der Zulieferindustrie im Binnenland.
Am 22. Mai 2001 begann mit dem Verschweißen der ersten Sektion für das erste Boot in Kiel die Fertigung der Bauserie. Unter Nutzung des Serieneffekts sind durch Zulieferungen NSWE und die HDW-Tochter Kockums am Bau maßgeblich beteiligt. Während in Schweden die Hecksektionen hergestellt werden, liefert die Emder Werft Druckkörpersektionen. Der Zusammenbau und die Endausrüstung des ersten Bootes erfolgt in Kiel. Die beiden übrigen werden in Emden fertiggestellt. Bis zum Sommer 2007 soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein.