Stimmen Berichte brasilianischer Medien, dann darf sich die brasilianische Marine auf zahlreiche Neubauten freuen.
chilenisches U‑Boot SCORPENE Bildquelle: chil. Marine |
Im Detail ist die Rede von vier konventionell diesel-elektrisch angetriebenen U‑Booten der SCORPENE-Klasse (wie sie auch die chilenische Nachbarmarine beschafft hat), von denen das erste in Frankreich, die restlichen drei dann in Brasilien gebaut werden sollen. Darüber hinaus will DCNS den Brasilianern beim Bau des nukleargetriebenen U‑Bootes RIACHUELO tatkräftige Hilfe leisten. Dieses Vorhaben war bereits Mitte der 80er Jahre initiiert worden, musste immer wieder (auch finanzielle) Rückschläge hinnehmen, soll aber nun beschleunigt zu Ende geführt werden. Der Staatspräsident persönlich erklärte, das U‑Boot werde „dringend zum Schutz von Öl- und Gasvorkommen vor der brasilianischen Küste“ benötigt. Eine so begrenzte Einsatzrolle wird den operativen Möglichkeiten eines nukleargetriebenen U‑Bootes natürlich nicht annähernd gerecht; ihre Hervorhebung soll aber wohl Priorität bei der Verfügbarmachung von Mitteln gewährleisten.
DCNS bietet offenbar an, für RIACHUELO Designelemente der neuen französischen Atom-U-Boote BARRACUDA zur Verfügung zustellen. Eine direkte Kopie des BARRACUDA-Designs dürfte dabei aber nicht zur Debatte stehen. Der in Brasilien für den Eigenbau entwickelte Reaktor ist größer als die französischen Anlagen. Möglicherweise bietet DCNS einen für den brasilianischen Reaktor modifizierten BARRACUDA-Rumpf an, der dann in Brasilien fertig auszurüsten ist.
Neben den insgesamt fünf U‑Booten nennen Medien auch die geplante Bestellung von Fregatten FREMM und Korvetten GOWIND. Sollte eine solche tatsächlich erfolgen, ist auch hier von maßgeblicher Beteiligung brasilianischer Werften – bis hin zum kompletten Bau mit französischer Werftunterstützung – auszugehen. Mit Blick auf frühere Ankündigungen zur Modernisierung der brasilianischen Marine bleibt erst einmal abzuwarten, welche Teile des angekündigten riesigen Beschaffungsvorhabens auch tatsächlich realisiert werden, und in welchem Zeitrahmen dies erfolgt. Selbst wenn der Bau der RIACHUELO nun mit Vorrang betrieben wird, werden die Mittel der brasilianischen Marine auch künftig eher begrenzt bleiben.
Unabhängig davon wird aber einmal mehr deutlich, dass der tatkräftige persönliche Einsatz des französischen Präsidenten Sarkozy für „seine“ Rüstungsindustrie Wirkung zeigt. In einem immer aggressiver umworbenen Rüstungsexportmarkt scheint die unmittelbare Einbindung von Spitzenpolitikern — und gerade auch Staats- und Regierungschefs – zunehmend unverzichtbar. Ohne direkte politische Fürsprache, ohne „Offset-Angebote“, allein mit Hinweis auf bewährte hohe Qualität und traditionelle Beziehungen können Rüstungsfirmen heute nur noch selten Aufträge akquirieren und sehen sich — wie in Südamerika z.B. die deutsche TKMS — zunehmend sogar aus Märkten gedrängt, die sie in vergangenen Jahrzehnten noch dominiert haben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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