Die wichtigsten Informationen im Überblick:
Regierungsform (Government Type) | Republik (Republic) | |
Hauptstadt (Capital): | Chisinau (Chisinau, Kischinjow) | |
Einwohner (Population): | 4,218 Mio. | |
Fläche (qkm) (Area sq.km): | 33.800 | |
Wehretat (Defence Budget): | 5 Mio. US-$ (2000) | |
BSP/Einwohner (GNP/Capita): | 710 US-$ | |
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Daten außer Wehretat dem Fischer Weltalmanach 2005 entnommen |
Moldawien oder Moldau (offiziell Republica Moldova, deutsch Republik Moldau) ist ein Binnenstaat in Osteuropa Er grenzt im Westen an Rumänien (450 km). Im Norden, Osten und Süden wird Moldawien von der Ukraine umschlossen (939 km). Das Kerngebiet liegt größtenteils zwischen den zwei größten Flüssen Dnister (mold./rum. Nistru) und Pruth (Prut), der die Grenze zu Rumänien und de EU bildet, und damit in der historischen Landschaft Bessarabien. Das Land wurde im 14. Jhdt. von dem walachischen Fürstenhaus Besarab erobert (so erhielt Bessarabien seinen Namen). Der größte Teil Moldawiens bildete zusammen mit der heutigen rumänischen Region Moldau von 1457 bis 1503 das Reich Stephans des Großen (siehe Fürstentum Moldau), des gemeinsamen Nationalhelden beider Staaten, kam Anfang des 16. Jhdts. unter osmanische Herrschaft und im Frieden von Bukarest 1812 an das Russische Reich. Nach dem Krimkrieg wurde 1856 der südwestliche Teil Bessarabiens (die Gebiete Izmail, Bolgrad, Cahul) an das Fürstentum Moldau abgetreten, nach dem Berliner Kongress 1878 kam das Gebiet aber wieder zurück an Russland, und war von 1918 bis 1940 erneut rumänisches Territorium.
Der “Riss Europas” geht mitten durch das Land. Während die westlich des Dnjestr gelegenen Gebiete Moldawiens von Rumänen besiedelt sind und über Rumänien (das wohl fleissig Pässe an die Bewohner austeilt) auf der “Hintertreppe der EU” sitzen, leben östlich des Flusses in der von der Republik Moldau abtrünnigen Provinz Transnistrien (etwa 17 % der Bevölkerung auf 12 % der Fläche) vor allem Russen — die nichts sehnlicher wünschen als die Vereinigung mit Russland, auch wenn dazwischen noch das Gebiet der Ukraine liegt. Allerdings bilden auch in den angrenzenden Gebieten der Südukraine die ethnischen Russen einen starken Bevölkerungsanteil (Neurussland).
Etwa 2/3 der Bevölkerung sind die rumänischen Moldauer, deren Sprache faktisch dem eigentlichen Rumänischen entspricht, aber in kyrillsichen Buchstaben geschrieben wurde. Jeweils etwas über 13 % der Bevölkerung gehören der russischen oder de ukrainischen Minderheit an. Im Süden des Landes (in Gagausien) wird Gagausisch (eine Turksprache) gesprochen.
Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde der Konflikt zwischen den Ethnien virulent. 1990–1992 entstand eine starke Bewegung mit dem Ziel der Vereinigung Moldawiens mit Rumänien. Am 27. August 1991 erfolgte die Unabhängigkeit von der Sowjetunion mit Bestrebungen zu einer Wiedervereinigung mit Rumänien
Als Reaktion reagierten die gaugasische und russische Minderheit mit Abspaltungsversuchen. Östlich des Dnjestr, im Gebiet der russischsprachigen Mehrheit, entstand eine prosowjetische, russisch-nationale Bewegung. Die Verwaltung des Gebietes Transnistrien weigerte sich nach dem Zerfall der Sowjetunion, sich der Regierung des neu gebildeten moldawischen Staates unterzuordnen. Über den Jahreswechsel 1991/92 entwickelten sich aus einzelnen Scharmützeln ein regelrechter Bürgerkrieg, bei dem die 14. Sowjetische Armee auf Seite der prorussischen Renegaten eingriff. Dieser Bürgerkrieg wurde im August 1992 durch einen Waffenstillstand beendet. Seither besteht “am Rande Europas” ein “eingefrorener Konflikt”, der sehr schnell zu einer heißen Auseinandersetzung werden kann.
Während de Konflikt mit den Gagausen 1995 in einem Autonomieabkommen gelöst werden konnte blieb der Status von Transnistrien, wo eigene staatliche und militärische Strukturen aufgebaut werden (trotz Verhandlungen unter Vermittlung von Russland, Ukraine und OSZE), bisher ungeklärt.
Bereits 2001 schien durch die Wahl des ehemaligen Kommunisten Woronin zum Präsideten Moldawiens etwas Bewegung in den “eingefrorenen Konflikt” zu kommen. Woronin kündigte an, sein Land der weißrussisch-russischen Union anschließen zu wollen — wandte sich dann aber doch dem wirtschaftlich lockenderen Westeuropa zu, mit dem erklärten Ziel einer NATO-Mitgliedschaft. Russland — das etwa 40 % der Ausfuhren des Landes abnahm — belegte Moldawiens Produkte daraufhin mit einem Importverbot und erhöhte die Abnahmepreise für russisches Gas mehr als deutlich.
Unter dem bleibenden Schutz der 14. Armee entwickelte sich ein unabhängiges halbstaatliches Gebilde, um dessen Kompetenz seit Jahren entschieden verhandelt und gefeilscht wird. Transnistrien lebt vor allem durch den Schmuggel über die Landesgrenze zur Ukraine. Die “orange Revolution” in der Ukraine brachte für Transnistrien insofern Belastungen, als die Grenze durch Ukrainische Sicherheitskräfte intensiver gesichert wurde. Seit 30. November 2005 gibt es zusätzlich die EUBAM Moldawien/Ukraine, eine Grenzkontrollmission der Europäischen Union an der moldawisch-ukrainischen Grenze zur Unterbindung des Waffen‑, Menschen- und Drogenschmuggels von und nach Transnistrien.
Ein bis zum November 2003 fast unterschriftsreifes Abkommen sah die Bildung einer Föderation mit sehr weitgehenden Rechten für die Provinz Transnistrien vor. Die Regierung der Republik Moldau sagte die Unterzeichnung aber wenige Stunden vor dem vereinbarten Termin ab — weil kurzfristig ein Punkt eingefügt worden war, der Russland bis zum Jahr 2020 die Stationierung von 2000 Soldaten erlaubt hätte.
Obwohl Russland 1999 auf dem OSZE-Gipfeltreffen in Istanbul zusicherte, seine Truppen innerhalb von drei Jahren aus Transnistrien abzuziehen stehen immer noch (2008) russische Soldaten im Gebiet. Deren offizielle Mission ist die Sicherung und Bewachung eines Munitionsdepots. Die Republik Moldau begann dagegen, sich eng mit der Ukraine und Georgien abzustimmen. Auch Rumänien unterstützt Moldawien insbesondere bei dessen Bemühungen um eine europäische Annäherung sowie bei der Lösung des Transnistrien-Konflikts.
Im Frühjahr 2008 begann sich eine erneute Bewegung im festgefahrenen Konflikt abzuzeichnen. Moldaus Präsident Woronin gab das Ziel der NATO-Mitgliedschaft auf, was mit einem Besuch in Moskau und — nach mehrjähigrer Unterbrechung — einem direkten Treffen zwischen Woronin und seinem “transnistrischen Widerpart” Smirnow honoriert wurde.
Wirtschaft:
Bis zu seiner Unabhängigkeit Anfang der 1990er Jahre war Moldawien eine der wohlhabendsten Sowjetrepubliken. Seither hat sich wegen des ungelösten Transnistrien-Konflikts (1992) die wirtschaftliche Lage drastisch verschlechtert. 2002 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1,5 Milliarden Euro.
Moldawien lebt hauptsächlich von seinen landwirtschaftlichen Produkten wie Wein und Obsterzeugnissen.
Externe Links:
- Regierung von Moldawien
- Republica Moldova — offizielle Website der Republik Moldawien
- Deutsche Botschaft Chisinau
- Botschaft der Republik Moldau in Berlin
- Moldova-Institut, Leipzig
- Informationen zu Minderheiten in Moldawien (engl.)
- Informationsseite des Auswärtigen Amtes (D) über Moldawien