Die vor fast zwei Jahren angekündigte Beschaffung von sechs neuen U‑Booten in Russland wird offenbar wieder überdacht.
Anfang 2004 waren erste Pläne bekannt geworden, die vor mehr als 25 Jahren in Deutschland erworbenen zwei U‑Boote vom Typ 209/1300 durch Neubauten zu ergänzen und mittelfristig abzulösen. Erste Absicht war angesichts knapper Haushaltsmittel ein Tauschhandel. Gegen in Indonesien in Lizenz gebaute Flugzeuge vom Typ Casa CN-235 sollte Daewoo in Südkorea zwei U‑Boote der CHANG BOGO-Klasse (deutsches Design, Typ-209/1200) bauen. Dieses Geschäft kam allerdings nicht zustande.
Ende 2005 wurde die Planung deutlich erweitert. Nun war die Rede von einem längerfristigen Vorhaben, in dessen Rahmen man bis 2024 insgesamt 12 U‑Bootneubauten beschaffen wollte. Zwei oder drei dieser Boote wolle man bereits in 2007–2009 erwerben, hieß es; die dafür benötigten Gelder habe man bereits beiseite gelegt. Schon im Januar 2006 berichteten indonesische Medien über Kontaktaufnahme zu diversen U‑Bootherstellern, darunter neben der deutschen TKMS und der südkoreanischen Daewoo auch die russische Admiralitätswerft.
Insiderkommentare sahen das deutsche Design deutlich favorisiert. Die russischen U‑Boote seien mit 3.000 ts Tauchverdrängung viel zu groß für Operationen in der indonesischen Inselwelt, die deutschen U‑Boote diesen Bedingungen dagegen perfekt angepasst. Wenige Wochen später gab es dann plötzlich Berichte über eine Vorentscheidung für russische U‑Boote. Grund schienen ausschließlich finanzielle Erwägungen zu sein. Man habe festgestellt, dass man für die eingeplanten Mittel in Russland sechs U‑Boote erhalten könne, statt nur zwei oder drei bei einem konkurrierenden Hersteller. Im Oktober 2006 kündigte Marinebefehlshaber Admiral Slamet Soebijanto an, seine Marine werde vier U‑Boote der KILO-Klasse und zwei vom Typ AMUR-950 in Russland bestellen.
Vertragsunterzeichnungen blieben jedoch offenbar bisher aus, und nun kehrt man wieder zur ursprünglichen Absicht eines Tauschgeschäfts mit Südkorea zurück. Diesmal geht es allerdings nicht um Neubauten. Vielmehr soll man nach Medienmeldungen bereits weitgehend einig sein, zwei gebrauchte U‑Boote der CHANG BOGO-Klasse der südkoreanischen Marine gegen acht Flugzeuge Casa CN-235 zu tauschen, die von der südkoreanischen Küstenwache benötigt würden. Ein entsprechendes Memorandum of Understanding soll in der kommenden Woche unterzeichnet werden.
Lizenzrechtliche Probleme gibt es hier nicht, da Daewoo alle notwendigen Rechte zum Nachbau des deutschen Designs erworben hat. Acht der insgesamt neun U‑Boote dieses zwischen 1989 und 2001 gebauten Typs wurden auch schon von Daewoo in Südkorea hergestellt; nur Typboot CHANG BOGO entstand bei HDW in Kiel. Die südkoreanische Marine hat mit dem beginnenden Zulauf neuer U‑Boote Typ-214 vermutlich kein Problem damit, ältere CHANG BOGO abzugeben.
Unklar ist vorerst, wie es mit den indonesischen U‑Bootplänen nun weiter gehen soll. Erfüllt der Erwerb der beiden Gebrauchtboote nur den Wunsch nach den zwei „zwischen 2007 und 2009“ zu beschaffenden U‑Booten und ist damit nur eine Zwischenlösung als Alternative für eine vermutlich verzögerte Beschaffung von russischen U‑Booten? Oder orientiert man sich auch im Langzeitprogramm nun wieder völlig um und verzichtet zugunsten weiterer südkoreanischer Gebrauchtboote – und vielleicht später auch Neubauten – gänzlich auf russische U‑Boote?
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: ROK Navy