Informationsaustausch mit U‑Booten
Satellitenfunk auf U‑Booten – das Ende von Längstwellenkommunikation?
Die Veröffentlichungen im MarineForum 5/2007 »Ein Jahrhundert deutscher U‑Boote«, MF 6/ 2007 »Marinekommunikation im technologischen Wandel« und MF 11/2007 »U‑Boot-Technologien für neue Einsatzszenarien« waren Anlass, zwei Fragen zu stellen: »… und wie nehmen U‑Boote an diesem Wandel teil?« sowie: »Bei soviel neuer Technologie, wo bliebt die alte?«
Dieser Artikel stellt die Aussagen der angeführten Artikel im MF nicht in Frage. Er möchte sie vielmehr ergänzen, um die Besonderheiten der U‑Boot-Kommunikation und die nach wie vor unentbehrliche Rolle der Kommunikation über Längstwelle (VLF – very low frequency) wieder in den Blickpunkt zu rücken. VLF trug schließlich über Jahrzehnte die Hauptlast der Informationsübertragung an U‑Boote. Aber es wird auch deutlich werden, dass U‑Boote im Zeitalter der vernetzten Operationsführung (NetOpFü) einerseits erheblich mehr Informationen benötigen, auf der anderen Seite aber nicht im selben Umfang an ihr teilhaben können wie Überwassereinheiten.
Der Wandel der Einsatzrolle von U‑Booten
Die Einsätze von U‑Booten haben einen gewaltigen Rollenwandel vollzogen. Dieser Wandel wirkt sich auch auf das Kommunikationsverhalten der Boote aus.
Bis zum Ende des Kalten Krieges waren U‑Boote einsame Kämpfer, die meist auf sich selbst gestellt in vorher festgelegten Einsatzräumen operierten. Das Informationsbedürfnis der Boote bzw. deren Informationsaustausch war diesen Einsätzen angepasst. Nach Erhalt des Einsatzbefehls waren nur wenig weitere Informationen erforderlich, um den Auftrag durchführen zu können. Und selbst dann hatten die U‑Boote wenig Veranlassung, längere Meldungen abzugeben. Nach Verlassen des Hafens tauchten sie bei Erreichen der Mindestwassertiefe und operierten dann in Wassertiefen, in denen sie von Überwassereinheiten oder Flugzeugen schwer zu orten und damit relativ sicher waren. Selbst aber konnten sie die Vorteile des Mediums Wasser mit seinen Temperatur- und Salzgehaltschichtungen nutzen. Zusätzliche Informationen für die Einsatzführung und für die U‑Boot-Sicherheit erhielten die Boote über Längstwellen-Broadcast, ohne auftauchen zu müssen.
Nur wenn die Batteriekapazität sie dazu zwang, kamen die Boote auf Sehrohrtiefe, um über die Diesel die Batterien aufzuladen. Diese Zeit konnte auch genutzt werden für Meldungen über Kurzzeitsignale. Die Zeiten auf Sehrohrtiefe wurden so knapp wie möglich gehalten. Denn in dieser Zeit waren die U‑Boote gefährdet, weil jedes Teil an der Wasseroberfläche – Schnorchel, Sehrohr oder Antenne – ortbar ist und auch Kurzzeitsignale nicht mehr kurz genug sind, als dass sie nicht eingepeilt werden können.
Der außenluftunabhängige Antrieb ist ein großer Fortschritt für das operative Verhalten der U‑Boote. Ermöglicht er doch dem U‑Boot fast beliebig lange in sicheren Tiefen zu operieren. Doch mit diesem Fortschritt ist auch die Zeit für Senden und Empfangen entfallen.
Die Rolle des selbstständigen Einzelfahrers gehört weitgehend der Vergangenheit an. U‑Boote operieren heute als Aufklärungseinheiten und/oder im Verbund mit größeren Einsatzgruppen (Task Forces). Damit ist der Informationsaustauschbedarf (Information Exchange Requirement – IER) erheblich gestiegen. Dieses gestiegene IER bezieht sich sowohl auf zu empfangende wie auf abzugebende Informationen. Zur Erfüllung des Auftrages sind mehr und detaillierte Informationen erforderlich und zum Beispiel Aufklärungsinhalte lassen sich nicht mehr in Kurzzeitsignalen übermitteln. Häufig genug werden heutzutage Bilder übermittelt, die gewaltige Datenmengen beinhalten und möglichst zeitnah übermittelt werden müssen.